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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Finnair, wo sie sich ihre Bordkarten abholen konnten.
    Das Flugfeld vor den großen Panaromafenstern war abgesehen von der Rollbahnbefeuerung und den wenigen Scheinwerfern direkt am Abfertigungsgebäude schwarz wie chinesische Tusche.
    Professor Zamorra erinnerte sich daran, daß sie gerade Neumond hatten. Kein einziger Stern zeigte sich am Himmel.
    Als würde die Nacht Trauer tragen…
    ***
    Sekundenlang saß Kim Lisöjn wie paralysiert. Müdigkeit und Alkoholbeeinträchtigung waren von ihm abgefallen wie eine überreife Frucht vom Baum. Plötzlich. Im Zeitpunkt nicht vorhersehbar.
    Hinter ihm ein gräßliches Lachen, bie dem sich ihm die Nackenhaare wie bei einem Hund steil aufstellten. Keine Wärme konnte heiß genug sein, um sein Frösteln verschwinden zu lassen. Seine Gesichtshaut war fahl geworden wie die einer blutlosen Leiche.
    Anbetrachts der Panik, die ihn anfiel wie ein wildes Tier, klangen die Worte in seinem Rücken besonders makaber.
    »Hier ist dein Geistchen, mein Freund. Willst du dich nicht endlich umwenden?«
    Kim Lisöjn tat es, als würde die Sitzfläche des Drehstuhls unter ihm an Fäden gezogen. Er tastete sich hoch zu seinen Augen.
    War er blind?
    Konnte er nicht sein.
    Die Tür zur Wohnküche bot sich vertraut seinen Blicken dar. Links davon flackerte noch leicht das Feuer im Kamin, und trotzdem war es kälter als auf dem Nordpol geworden.
    Und still..
    Der Sturm hatte aufgehört, wild um das Haus am See zu fauchen. Doch von woher kam dann diese verdammte Stimme?
    Kim Lisöjn griff sich an den Hemdkragen. Er glaubte, ersticken zu müssen. Ein Knopf sprang ab und rollte in eine Ritze zwischen den Dielenbrettern. Gehetzt fuhr Lisöjn wieder herum, auf die Apparate zu.
    Und jetzt erkannte er die Veränderung, die schon stattgefunden hatte und immer noch stattfand.
    Der Schädelknochen war es, der nicht mehr derselbe war, den er bei einem Ausflug aufgelesen hatte.
    Kim Lisöjns Finger hielten immer noch den Kugelschreiber umkrampft, die Spitze senkte sich automatisch aufs Papier. Wie bei den Ausschlägen der Stifte auf den Rollen eines Enzephalographen kritzelte er in seiner steilen Schrift Buchstaben und Worte auf den Block.
    »Fleisch… Kälte… Schädel… Haare… Augen…«
    Dann zerbrach der Kugelschreiber in seiner Hand in zwei Teile. Das Kunststoffmaterial hatte dem Druck seiner Finger nicht mehr standgehalten. Es bröselte auf den Boden wie hartes Brot.
    Kim Lisöjn bemerkte nichts davon. Alles in ihm schrie danach, endlich aufzuspringen, seinetwegen mit dem Kopf voll gegen die Wand zu rasen, aber keinesfalls sitzenzubleiben.
    Doch es erging ihm wie schon einmal an diesem Abend. Als er Astrid Läla zurückhalten wollte und seine Beine ihm den Dienst versagten. Er saß wie ein Standbild hingegossen, fixierte den Knochenschädel, der jetzt schon keiner mehr war.
    Der Eindruck, den er schon einmal von ihm gewonnen hatte - der Eindruck nämlich, der Schädel würde diabolisch grinsen -, wurde ihm zur beklemmenden Sicherheit, die ihn auf seinem Platz gefangenhielt wie der hypnotische Blick einer Schlange das zum Verzehr bestimmte Kaninchen.
    Die knochige Stirn war bereits mit Haut bedeckt. Langsam füllte sich die Höhlung der Nase mit rot wachsendem Fleisch. Erste Anzeichen der Ringmuskulaturen rund um den Mund bildeten sich aus und ließen die starken Zähne verschwinden. Die Lippen waren wulstig, wie man sie manchmal bei ceylonesischen und tamilischen Standbildern entdeckt. Es waren grausame Lippen, zu einem spöttischen Lächeln verzerrt. Zu einem Lächeln, das noch nicht ganz fertig war, weil die Augen immer noch mit einer schleimigen Masse vergleichbar blieben.
    Doch hielt dieser Zustand nicht lange an.
    Dann waren die Augen fertig und glühten rot wie Kohlen. Die Silberund Lötzinndrähte, mit denen er den Schädel mit den Eingangsbuchsen der Funkempfänger verbunden hatte, zischten auf und verglühten kräuselnd, ähnelten einem angesengten hellweißen Bart, bis sie abfielen und wie fasrige Asche neben dem Kopf liegenblieben.
    Aber der Kopf blieb nicht liegen auf dem Schaltbrett, auf den Kim Lisöjn ihn in müseliger Kleinarbeit montiert hatte.
    Ein Hals wuchs aus dem Brett, breite Schultern folgten. Und dann kam die ganze Gestalt des Dämons zum Vorschein.
    Die Gestalt sagte nichts mehr, und sie lachte auch nicht mehr. Sie war nur da. Als die Personifizierung alles Grausamen, als Inkarnation des Bösen.
    Der Dämon reichte bis zur Decke, war damit überirdisch groß. Auch hatte

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