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0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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größtmögliche Ausgangsleistung.
    Rauschen. Nichts als Rauschen, Knattern und die übrigen atmosphärischen Störungen. Kim Lisöjn konnte seine Enttäuschung nur schwer verbergen. Er murmelte einen deftigen schwedischen Fluch, der noch einem Seemann die Schamröte ins Gesicht treiben konnte.
    Verbissen drehte er an Knöpfen, sah zu, wie Zeiger über Skalen huschten. Seine Haut wurde rot, seine flinken Augen huschten nicht weniger schnell als die Zeiger, die sie verfolgten. Er schlug seine Zähne in die fleischige Unterlippe. Sie war das einzige, was dick war an Kim Lisöjn. Ansonsten stellte er ganz jenen Typ dar, der in der ganzen Welt als »nordisch« gilt.
    Hager bis fast zur Knochigkeit, ein langer, schmaler Schädel, auf dem ein wirres Gestrüpp blonder, kurzgeschnittener Haare wucherte. Schmal auch die Nase, deren Flügel beinahe beleidigt bebten, weil das Experiment bisher nicht nach seinem Sinne verlief. Seine Hände erschienen groß, doch dieser Eindruck wurde davon verwischt, daß sie nervig und langfingrig waren. Man sah ihnen an, daß sie noch nie schwere körperliche Arbeit hatten verrichten müssen. Es waren sensible Gelehrtenhände, die die Schalter und Knöpfe mit behender Virtuosität bedienten.
    Dann wurde das Rauschen leiser, und Kim Lisöjns Gesicht nahm einen angespannten, lauernden Ausdruck an. Die Handflächen begannen zu schwitzen. Er faßte sich fahrig durch das Haar und stiftete noch mehr Unordnung in seiner Frisur, die jetzt aussah, als hätte er nach einer alptraumgeplagten Nacht eben das Bett verlassen. Es war ihm egal. Er und seine Apparaturen waren allein.
    Würden sie bald Gesellschaft erhalten?
    Die Gesellschaft eines vor Urzeiten Verstorbenen?
    Kim Lisöjn war kein Anthropologe, aber er verschätzte sich wohl nicht allzusehr, wenn er das Alter dieses Schädels mit rund 1000 Jahren ansetzte. Ein oder zwei Jahrhunderte hin und her spielten keine Rolle. Wichtig war einzig und allein, daß das Rauschen leiser wurde, denn das konnte bedeuten, daß ein Kontakt aufgenommen war.
    Zwangsläufig hatte Kim Lisöjn sich auch mit Dämonologie und Parapsychologie befaßt, die maßgebenden Veröffentlichungen darüber förmlich in sich hineingefressen, wobei er keineswegs alles, was er las, kommentarlos für bare Münze hielt. Er wußte sehr wohl, daß dieses Feld neben echten Wissenden auch von zahllosen Scharlatanen beackert wurde. Auf keinem Wissensgebiet war je soviel Unsinn publiziert worden, als bei allem, was mit Okkultismus zu tun hatte. Doch er hielt sich für gewieft genug, Spreu vom Weizen trennen zu können.
    So war er auch auf einen Aufsatz gestoßen, den ein gewisser Professor Zamorra aus Frankreich verfaßt hatte. In ihm fanden sich Hinweise, wie man Geister beschwören konnte, und Kim Lisöjn wandte diese Formeln in seinem Eifer bedenkenlos an, obwohl ausdrücklich davor gewarnt worden war.
    Lisöjns bisherige Erfolge gaben ihm scheinbar recht. Er hatte Kontakte zu Verstorbenen hergestellt, hatte stundenlange Gespräche mit ihnen geführt und die entsprechenden Tonbandprotokolle seinem umfangreichen Archiv einverleibt.
    Das Gespräch, das sich jetzt anbahnte, sollte die Krönung seiner ganzen bisherigen Arbeit werden.
    Er schaltete um auf »Sendung« und hämmerte den Beschwörungscode in den Äther hinaus, legte den Kipphebel wieder um und wartete auf eine Reaktion.
    Und da kam sie!
    Sie kam vor allem ganz anders, als Kim Lisöjn das bisher erlebt hatte. Alle Erwartungen wurden übertroffen. Noch nie war ihm eine Stimme so klar und ungestört aus dem Lautsprecher entgegengeklungen. Eine Stimme von verhaltener Grausamkeit, die ihn trotz der Hitze im Zimmer frösteln ließ.
    Aufgeregt wischte er sich die schweißnassen Hände an seiner ausgebeulten Cordhose ab, die er so gerne trug. Er legte wie die meisten ernsthaft Forschenden keinen übertriebenen Wert auf sein Äußeres, was ihm im kleinen Dorf Vammala den Ruf eines Schlampers eingetragen hatte. Doch Kim Lisöjn war es von jeher egal gewesen, was andere Leute von ihm dachten. Mit einer Ausnahme vielleicht.
    Sie war zierlich, verwitwet, führte ihm den Haushalt und hieß Astrid Läla. Irgendwann würde er sie einmal heiraten. Geprobt hatten sie lange genug, und deshalb schätzte Kim Lisöjn auch vor allem ihre Geduld. Er war selbst ein überaus geduldiger Mensch. Das war die Voraussetzung für seine »Arbeit« gewesen.
    Und jetzt? - Wurde sein Eifer nun endlich von Ergebnissen gekrönt?
    Sowenig er von Ehrgeiz geplagt war -

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