Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten

Titel: 0103 - Im Bannstrahl des Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
anzusehen. Doch Nicole erkannte auch die kleinsten Anzeichen. Wenn ihr Chef sich so mit einem Finger an der Nasenwurzel rieb, dann bedeutete das, daß er sich ernsthaft Sorgen machte.
    Nicole verstand von dem Tonbanddialog gerade so viel, daß die Worte nach Schwedisch klangen, doch sie konnte sich auch täuschen. In ihrem Ohr klangen alle skandinavischen Sprachen gleich. Mit der Ausnahme von Finnisch, das verwechselte sie häufig mit Ungarisch, doch das passierte selbst geschulten Ohren.
    Sie wartete ab, bis der Dialog mit einem Knacken abriß, und drückte auf die »Off«-Taste. Zamorra starrte sie für Sekunden geistesabwesend an, als würde er sie nicht sofort erkennen. Er brauchte einige Zeit, bis sein Geist in die Realität seines gemütlichen Wohnzimmers zurückfand. Er öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    »Du mußt mir nichts erklären«, meinte Nicole mitfühlend und legte ihre Hand auf seinen Unterarm. »Ist es schlimm, was du da gehört hast?«
    Diese Art zu sprechen war bezeichnend für Nicole. Natürlich wollte sie so schnell wie möglich alles wissen. Womöglich auch noch das, was Professor Zamorra in seinen Gedanken noch gar nicht zu Ende formuliert hatte,, was bisher nur als dumpfes Gefühl in ihm brütete.
    »Wie man’s nimmt«, antwortete er nach einem langen Atemzug. »Wenn dieser Kim Lisöjn annimmt, er habe einen Dämon kontaktet, wie er sich ausdrückt, dann hat er meines Erachtens genau ins Schwarze getroffen. Was mir dabei Sorgen macht, ist die offensichtliche Tatsache, daß Lisöjn mit jenen Zwischenwesen nicht die geringste Erfahrung hat. Er weiß nicht um ihre Gefährlichkeit. Dem Ton seines Briefes nach scheint er diesen Dialog für einen Riesenspaß zu halten, wenngleich ich mir in diesem Punkt nicht ganz sicher bin. Manche Menschen reagieren mit Schnoddrigkeit, wenn die Angst sie packt. Man kann auch Galgenhumor dazu sagen. Jedenfalls muß ich ihn sofort warnen. Er darf diese Experimente unbeaufsichtigt auf keinen Fall fortsetzen.«
    »War das Schwedisch?« fragte Nicole, nur um irgend etwas zu sagen.
    Zamorra nickte.
    »Uraltes Schwedisch, wie mir scheint. Aber noch gut zu verstehen. Die skandinavischen Sprachen haben sich über die Jahrhunderte hinweg am reinsten bewahrt.«
    Nicole bewunderte ihren Chef wieder einmal unverhohlen. Sein Fachwissen war enorm und das auch noch auf den verschiedensten Gebieten, zu denen Normalsterbliche keinen Zugang haben oder ihn nicht einmal suchen.
    »Willst du’s noch mal anhören?« erkundigte sich Nicole.
    »Du kennst die Anlage ja. Laß das Band mal zurücklaufen.«
    Nicole war dankbar, sich betätigen zu können. Und wenn es nur ein paar Handgriffe waren, die sie ihrem Chef abnehmen konnte. Paris war bereits halb vergessen.
    Sie schaltete das Gerät auf Rücklauf und bedachte dabei nicht, daß es mit einem sogenannten »cue-review« ausgerüstet war, einer Mithörkontrolle auch bei schnellem oder langsamem Rücklauf. Der Text wurde von hinten her abgespult.
    Plötzlich strafften sich Zamorras Schultern, die gebräunte Haut über seinen Jochbögen spannte sich. Zeichen von Unglauben und maßlosem Staunen malten sich auf seine Züge.
    Dann trat er vor zur Regalwand, ließ das Band vorlaufen und hörte sich den Text noch mal rückwärts an.
    Diesmal besiegte Nicole ihre Neugier. Sie wußte genau, wann sie ihren Chef nicht unterbrechen durfte. So ein Augenblick war jetzt gekommen.
    »Das ist unglaublich«, stammelte er nach dem dritten Abhören der Tonbandstelle, die sein Interesse so ungeheuerlich erweckt hatte. »Aber es besteht nicht der geringste Zweifel. Ein waschechtes Approxiom.«
    Nicole Duval verfügte über eine gesunde Allgemeinbildung, aber dieses Wort kannte sie auch nicht.
    Professor Zamorra mußte ihren fragenden Blick wohl aufgefangen haben, denn er ließ sich zu einer Erklärung herab:
    »Ein Approxiom ist ein äußerst seltenes Sprachphänomen, das uns erst durch die technischen Möglichkeiten unseres Zeitalters bekannt geworden ist. Spricht man einen Text auf Band oder Platte und hört ihn dann von hinten her an, dann ist er vollkommen unverständlich. Manchmal jedoch kommt es vor, daß auch die rückwärts abgehörten Wortfolgen einen Sinn ergeben. Das ist hier, ganz am Schluß der Aufzeichnung, der Fall.«
    »Und was sagt dieses… dieses Approxiom?«
    »Ebenfalls in der Sprache, die um das Ende des ersten nachchristlichen Jahrtausends gesprochen wurde: Beim nächsten Mal bêkomme ich dich, Mann aus der

Weitere Kostenlose Bücher