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0106 - Der Komet aus der Hölle

0106 - Der Komet aus der Hölle

Titel: 0106 - Der Komet aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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vom Block losgekettet. Henkersknechte und Soldaten führten sie auf die Plattform, banden sie mit dem Rücken zur Menge an zwei Pfähle und rissen ihnen die Lumpen vom Oberkörper. Jetzt stiegen ein Schreiber und zwei hohe Gerichtsbeamte auf die Plattform.
    Der Schreiber verlas langatmig das Urteil, das sämtliche Stenka Badzak zur Last gelegten Verbrechen beinhaltete. Der Grausame Stenka sollte sechzig Hiebe mit der Knute erhalten, Boris Batjuschko vierzig. Dann sollten ihre Köpfe fallen.
    Der Henker wog die Knute in der Hand. Er wartete darauf, daß der Schreiber endlich die Urteils Verlesung beendete. Da trat ein Pope aus der Menge, eine beeindruckende Erscheinung mit silbergrauem Bart und tiefliegenden dunklen Augen von hypnotischer Kraft.
    Es war der Wundermönch Boromir in seiner härenen Kutte. Ein Soldat wollte ihn zurückdrängen.
    »Die Delinquenten haben gelästert und jeden geistlichen Beistand entschieden zurückgewiesen. Bleibt ihnen fern, ehrwürdiger Boromir.«
    »Ich will ihnen keinen Beistand leisten, sondern beten, daß mit ihrem Tod alles vorbei ist. Besonders mit dem Tod des Grausamen Stenka. Es heißt, er hat mit dem Teufel einen Pakt geschlossen. Er soll nicht über das Sterben hinaus wirken.«
    Der Soldat wich zur Seite, und der Pope stieg die Stufen zur Richtplattform hoch. Der Schreiber endete endlich, der Atem, der wie Nebel vor seinem Mund stand, verflüchtigte sich.
    »Henker, walte deines Amtes!«
    Weit holte der Henker mit der Knute aus und hieb zu. Die aufeinandergenähten Lederriemen waren zweieinhalb Meter lang und hatten eine fürchterliche Gewalt. Jeder Schlag drang tief ins Fleisch.
    Boris Batjuschko schrie schon beim dritten Hieb und fiel beim zwanzigsten in Ohnmacht. Stenka Badzak aber gab keinen Laut von sich. Die Menge quittierte jeden Knutenhieb, der ihn traf, mit lautem Beifallsgebrüll.
    Dann lösten die Henkersknechte die übel zugerichteten Delinquenten von den Pfählen. Sie wurden zum Richtblock geschleppt. Batjuschkos Kopf fiel zuerst nach einem einzigen Hieb des Henkers. Batjuschko war nicht mehr aus seiner Ohnmacht erwacht.
    Jetzt wollten die drei Henkersknechte Stenka Badzak auf den Richtblock niederzwingen. Aber mit ungeheurer Kraft schüttelte er sie ab. Er klirrte mit seinen Ketten, für Augenblicke sah es aus, als ob er sie sprengen würde.
    Die Zuschauer brüllten, die Soldaten, die die Richtstätte absperrten, wandten sich entgegen dem Reglement um.
    Stenka Badzak aber lachte dröhnend. Es war unfaßlich, daß er überhaupt noch aufrecht stehen konnte, nachdem er so schlimm gepeitscht worden war.
    »Meint ihr, ihr könnt mich töten, ihr Würmer?« schrie er. »Meine Seele ist ein Stück der Hölle, sie wird in dreihundert Jahren als ein Komet des Satans wiederkehren und Tod und Grauen säen. Ich aber, ich werde ein Dämon werden und schlimmer wüten als je zuvor.«
    Er richtete sich hoch auf, seine Augen funkelten, als ob er eine Vision sähe.
    »Ihr werdet es erleben, bald wird der Grausame Stenka die Ukraine in Blut baden, wird morden und brandschatzen und plündern. Du aber, Larissa Czerskaja, und du, verfluchter Pope, hütet euch! Stenka Badzaks Rache wird fürchterlich sein. Alle Frauen und Mädchen, die Larissa Czerskaja auch nur ähneln und mir in die Hände fallen, sollen elend sterben! Weil ich Liebe empfand in meinem Herzen, das nur dem Haß und der Bosheit geweiht bleiben sollte, stehe ich jetzt hier! Doch wenn mein natürliches Leben erst einmal geendet hat, werde ich über derlei Schwächen erhaben sein. Dann bin ich Stenka, der Dämon, und ich werde eure Knochen zermahlen!«
    Fürchterlich gellte sein Gelächter. Die Frau des Großfürsten fiel auf der Tribüne in Ohnmacht, sie war nicht die einzige. Das Volk murmelte und duckte sich wie unter einer riesigen Knute. Boromir kniete nieder und reckte Stenka Badzak sein hölzernes Kreuz entgegen.
    »Fahr hin, Verfluchter, und kehr niemals zurück!«
    Stenka Badzak lachte noch, als die Henkersknechte ihn packten und seinen Kopf auf den blutigen Richtblock legten. Der Henker berührte mit dem Beil leicht seinen Nacken, um Maß zu nehmen, und holte weit aus.
    Wie ein silberner Blitz fuhr das Beil nieder. Stenka Badzaks Kopf wurde vom Rumpf getrennt, erleichtert jubelten die Zuschauer auf. Jetzt spielte sich alles ganz schnell ab. Alle waren darauf aus, die sterblichen Überreste des Atamans so schnell wie möglich zu vernichten.
    Der Scheiterhaufen wurde entzündet. Henkersknechte schleppten die

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