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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie abgenommen, und sie schaute den jungen Mann überrascht und erstaunt zugleich an.
    Er lächelte. Plötzlich spürte er einen Kloß im Hals. All die Worte, die er sich zuvor zurechtgelegt hatte, waren vergessen. Er brachte einfach keinen Ton mehr hervor.
    Saffi faszinierte ihn. »Sie sind es?« hauchte sie erstaunt. Gulliver nickte. Saffi schaute ihn an. Ihr Blick tastete ihn von oben bis unten ab. »Was wollen Sie von mir?« fragte sie nach einer Weile. »Wer hat Sie geschickt?«
    »Ich bin von allein gekommen.« Leise lachte Saffi auf. »Das glaube ich Ihnen nicht, Mister. Nein, wahrscheinlich haben die anderen Sie geschickt, um hier zu spionieren. Sie waren doch selbst in der Gaststätte und haben gesehen, wie die feinen Leute mit meinem Vater und mir umgesprungen sind. Sollen Sie hier spionieren, um es den anderen brühwarm zu berichten, Mister?«
    »Nein, so ist es nicht.«
    »Wie dann? Aus welchem Grunde sind Sie gekommen?«
    »Es… es geht mir um Sie.«
    »Um mich?« fragte Saffi verwundert.
    »Ja.«
    »Aber weshalb.«
    O verdammt, warum ist das denn alles so schwierig? dachte der junge Student. Er war wirklich nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt fehlten ihm einfach die Worte. Saffi hob die Schultern und wollte die Tür schließen, doch Gulliver streckte seine Hand aus und legte sie gegen das Holz.
    »Nein, bitte nicht.«
    »Was wollen Sie dann?«
    »Ich… ich …«, Gulliver O’Flynn schluckte. Zum Henker, ich sage ihr die Wahrheit, dachte er. »Weil ich mich in Sie verliebt habe, Saffi. Deshalb bin ich gekommen, es ist sonst kein anderer Grund dabei. Können Sie mich verstehen?«
    Plötzlich lächelte sie. Obwohl ihr Gesicht im Schatten lag, hatte Gulliver das Gefühl, es würde die Sonne in ihren Augen aufgehen.
    »Ja«, sagte er, »es ist so. Ich habe mich unsterblich in Sie verliebt.«
    »Unsinn.«
    »Nein, Saffi, es ist kein Unsinn. Ich möchte mit Ihnen reden. Kommen Sie nach draußen, bitte! Lassen Sie uns etwas Spazierengehen. Ich möchte mit Ihnen sprechen, ich will Ihnen helfen. Wirklich, Sie, nein, du mußt es mir glauben.« Er streckte seine Arme aus und legte die Hände auf ihre Schultern. Obwohl es draußen kühl war, fühlte sich ihre Haut warm an. Sie war fest und geschmeidig, und Saffi machte auch keine Anstalten, zurückzuweichen.
    Sie blieb einfach stehen.
    »Du mußt mir glauben, Saffi«, flüsterte er.
    »Aber ich kenne Sie überhaupt nicht.«
    »Ich heiße Gulliver O’Flynn und bin Student«, sprudelte er hervor.
    »Nun ja…«
    »Bitte, komm mit, Saffi.«
    »Das kann ich nicht.« Ihre Stimme klang so entschieden, daß der junge Mann seine Hände wieder zurückzog. Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit, als er fragte: »Was hindert dich daran?«
    »Mein Vater«, lautete die Antwort. »Ich kann ihn nicht allein lassen. Er ist hilflos. Wenn er erwacht und mich nicht bei sich weiß, dann drehte er vielleicht durch.«
    Diese Einstellung verstand Gulliver. Er fand sie sogar sehr nobel.
    Was er nicht zu hoffen gewagt hatte, das trat ein. Saffi machte ihm einen Vorschlag.
    »Wenn du willst, dann kannst du zu mir kommen. Ich meine, in den Wohnwagen…«
    »Wirklich?« Gullivers Herz übersprang vor lauter Freude einen Schlag.
    »Ja.« Sie gab die Tür frei.
    Gulliver O’Flynn machte einen großen Schritt und betrat den Wohnwagen. Er dachte nur an das Mädchen. Daß auch noch etwas anderes dort lauern konnte, kam ihm überhaupt nicht zu Bewußtsein…
    ***
    Der Eingang war ziemlich schmal. Zwar hatte Saffi durch Zurückweichen Platz geschaffen, trotzdem berührte Gullivers Arm ihren Körper. Der Ellenbogen glitt über ihre Brüste, und es durchzuckte ihn wie ein elektrischer Schlag.
    Saffi wich auch nicht zur Seite. Sollte ihr diese Berührung gar nicht so unangenehm sein?
    Sie schloß die Tür.
    Im Innern des Wohnwagens war es dämmrig. Es brannte nur eine alte Petroleumfunzel, und die stand auf einem kleinen Tischchen mit gekrümmten Beinen.
    Der Raum war in zwei Hälften geteilt. Die hintere wurde durch einen dunkelblauen Vorhang abgedeckt. Wahrscheinlich befanden sich dort die Schlaflager.
    Gulliver O’Flynn deutete auf den Vorhang und bewegte die Lippen. »Schläft dein Vater dort?«
    Saffi nickte.
    »Hat er einen tiefen Schlaf?«
    Das Zigeunermädchen hob die Schultern und deutete auf ein altes Sofa. Der rote Bezug war schon verschlissen. An einer Seite schoß eine Sprungfeder aus dem Stoff.
    Vor dem Sofa stand ein kleiner Tisch, auf dem eine gehäkelte Decke lag. Ein

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