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0106 - Hügel der Gehenkten

0106 - Hügel der Gehenkten

Titel: 0106 - Hügel der Gehenkten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erzählt. Die meisten Menschen hätten wohl nicht mehr mit ihm gesprochen und ihn wie einen Aussätzigen behandelt.
    Diese Gedanken kreisten durch seinen Kopf, während er die Straße bis zum Dorfende daherschritt. Zwei geparkte Wagen wirkten wie Fremdkörper aus der Zukunft. In Tullverine hatte man das Gefühl, daß die Zeit stehengeblieben war.
    Autos, Fernseher und andere Dinge der modernen Technik gehörten einer anderen Zeitepoche an.
    Die Dorfstraße war mit einem schlechten Pflaster bedeckt. Am Ortsende jedoch hörte diese Unterlage völlig auf. Ein normaler Feldweg führte weiter in das Gelände hinein. Oft mit Schlaglöchern übersät.
    Die Umgehungsstraßen lagen meilenweit entfernt.
    Hinter Tullverine begannen die Felder. Zahlreiche Einwohner lebten von der Landwirtschaft, einen kleinen Acker besaß fast jeder.
    Hier wuchs das, was man zum Leben benötigte. Dazwischen gab es die Wiesen und auch das Weideland für Kühe und Schafe.
    Auf solch einem Stück Boden stand der Zigeunerwagen.
    Von der Straße aus war er nicht zu sehen, doch hinter den zugezogenen Vorhängen brannte Licht, dessen matter Schein durch die Ritzen fiel und mitten in der Luft eine Insel schwacher Helligkeit bildete.
    Der junge Mann blieb stehen. Er hatte sich an den Straßenrand gestellt und schaute zu seinem Ziel hinüber.
    Vor ihm floß Abwasser durch einen Graben, und der Geruch stieg unangenehm faulig in seine Nase.
    Sollte er hingehen?
    Er dachte an den Blinden und auch daran, daß ihm dieser Mann Unbehagen und Angst eingeflößt hatte. Bei seinem Anblick spürte er das gleiche Gefühl wie vor Wochen auf dem Hügel der Gehenkten. Eine Aura des Fremden, des anderen, des nicht Erklärbaren.
    Plötzlich verspürte er eine regelrechte Sucht auf eine Zigarette, doch er beherrschte sich.
    Das hell klingende Schnauben eines Pferdes drang an seine Ohren. Es war vor den Wagen gespannt und zog ihn durch die Lande.
    Dieses Schnauben wirkte auf den jungen Studenten wie ein Signal. Was nutzte all das Zögern und Zaudern, wenn er Saffi sehen wollte, dann mußte er dem Wohnwagen einen Besuch abstatten. Da im Wagen Licht brannte, war sie auch zu Hause.
    Ein großer Schritt brachte ihn über den Graben. Danach versanken seine Halbschuhe im feuchten Untergrund. Es hatte in den letzte Tagen stark geregnet, und der Boden war noch nicht getrocknet.
    Vorsichtig und leicht geduckt schlich er weiter. Er warf einen Blick auf seine Uhr.
    Noch drei Stunden bis zur Tageswende.
    Bald würde es auch wieder länger hell sein, denn die Märztage waren doch noch ziemlich kurz.
    Gulliver O’Flynn hatte den Plan gefaßt, sich dem Wagen von der Rückseite zu nähern. Das Pferd sollte ihn so spät wie möglich bemerken, am besten gar nicht, damit es ihn nicht durch ein heftiges Schnauben oder Wiehern verriet.
    Nach wenigen Minuten hatte er die Rückseite des Wagens erreicht. Sie war ziemlich schmal. Es gab eine Tür und auch eine Trittleiter, die allerdings jetzt hochgeklappt war.
    Lauschend legte Gulliver sein linkes Ohr gegen die Tür.
    Nichts – kein Geräusch.
    Im Wagen war es still.
    Auch das Pferd verhielt sich still, es warnte seinen Herrn nicht, sondern weidete. Gulliver hörte das Mahlen der Zähne, wenn es das Gras zerkaute.
    Da er tiefer stand als das Niveau des Wohnwagens, sah er dicht vor seinen Augen die gebogene Klinke. Die Versuchung, sie hinunterzudrücken, war groß, doch Gulliver zögerte. Wenn er das tat, kam er sich wie ein Einbrecher vor, und das wollte er nicht. Er beabsichtigte nur, das Mädchen zu sehen.
    Wieder sah er die dunklen Augen vor sich, die seiner Meinung nach einen traurigen Ausdruck besaßen. Aber er wollte die junge Saffi lachen sehen. Sie sollte fröhlich sein, und sie sollte mit ihm gehen und nicht ihr Leben in einem alten Zigeunerwagen verbringen.
    Das war sein Wunsch.
    Wie von selbst glitt seine rechte Hand in die Höhe. Die Finger krümmten sich. Er stach den mittleren etwas vor und klopfte gegen die Tür.
    Keine Reaktion.
    Vielleicht habe ich zu zaghaft geklopft, dachte er und probierte es ein zweitesmal.
    Diesmal heftiger, fordernder.
    Dann trat er ein wenig zurück, denn die Tür war nach außen zu öffnen.
    Schritte… Sie kam … Sein Herz klopfte plötzlich schneller. Das Blut rauschte in seinem Kopf. Er kam sich vor wie ein verliebter Primaner. Gleich würde sie vor ihm stehen und … Die Tür wurde aufgezogen. Sie war es tatsächlich. Saffi, das Mädchen. Sie trug noch immer dieselbe Kleidung, nur die Mantilla hatte

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