Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprengten die Garde
Vom Netzwerk:
gehört?«
    Ich kann mich gut beherrschen, doch diesmal wäre es beinahe missglückt. Es viel mir schwer, den Gleichmütigen weiterzuspielen und ruhig zu bleiben.
    »O’Connor«, sagte ich, »der hat andere Dinge im Kopf. Der ist in New York gut aufgehoben.«
    Er lachte, »Wirklich? Das muss ich besser wissen.«
    »Bist du O’Connor?«
    »Du bist vom Pech verfolgt, ich bin nicht O’Connor. Sei froh dass ich es nicht bin.«
    »Dann bist du auch nicht wichtig.«
    Er kniff die Augen etwas zusammen. »So, ich bin nicht wichtig? Kennst du die Garde?«
    Ich nickte.
    Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Ich bin Jonny Snyder.«
    Ich hatte so etwas geahnt, war nun aber doch überrascht. Warum verriet er mir so bereitwillig seinen Namen? O’Connors Leute waren doch sonst nicht so leichtsinnig. Er schien Gedanken lesen zu können.
    »Du wunderst dich, dass ich dir das sagte? Das ist ganz einfach. Dein Wissen wird dir nichts mehr nützen. Tote Männer können bekanntlich sehr gut schweigen.«
    Ich verstand. »Ich würde mir das doch noch einmal überlegen«, sagte ich. »Ich bin schon ziemlich gut bekannt bei den Passagieren. Man wird mich bestimmt vermissen.« Ich belauerte ihn mit meinen Blicken, um irgendwie einen blitzschnellen Angriff starten zu können, doch der Mann machte keinen Fehler.
    »Man wird dich nicht vermissen, man wird dich im Gegenteil sogar finden.«
    Er griff in die Tasche und holte ein kleines schwarzes Etui hervor. »Sieh mal was ich hier habe.«
    »Bestimmt eine Atombombe«, sagte ich und grinste.
    »Beinahe.« Er lachte laut. »Das hier ist noch etwas viel Besseres. In dem Kästchen befindet sich ein Spritze, und wenn ich dir die verpasse, machst du alles, was ich dir befehle.«
    »Die Sache wird interessant«, gab ich zurück. »Du wärst der Erste, dem ich parieren würde. Das hat noch nicht einmal meine Großmutter geschafft.«
    »Man lernt eben nie aus, nicht wahr? Wenn ich dir nachher befehle, du sollst dich erschießen, dann machst du das mit Begeisterung.«
    »Ich bin immer ein Idealist gewesen. Vielleicht klappt es. Wenn ich aber türme?«
    Er verstand mich. »Dann schieße ich. War eben ein Unfall. Bin hier als Sicherheitsbeamter angestellt, und niemand wird mir beweisen können, dass ich nicht in Notwehr gehandelt habe.«
    Da saß ich schön in der Klemme. Diese Burschen hatten tatsächlich an alles gedacht.
    »Und jetzt?«, fragte mein neuer Freund.
    »Jetzt überlege ich mir, mit welchem Lied ich davonschweben soll.«
    »Da gibt es nicht viel zu überlegen.«
    »Abwarten«, gab ich zurück, »wer zuletzt schlägt, schlägt am besten.«
    »Umdrehen«, befahl er plötzlich scharf.
    »Nervös?«, fragte ich harmlos und drehte mich langsam um.
    »Halt’s Maul«, zischte er zurück. Er schien tatsächlich etwas unruhig geworden zu sein.
    Dann hörte ich leise Schritte hinter mir. Ich fühlte direkt die Bewegung, als er ausholte. Blitzschnell sprang ich zur Seite. Aber es war doch etwas zu spät.
    Ich sah keine Sterne, kein Feuerwerk, doch sehr viel Nebel. Mit unheimlicher Genauigkeit registrierte mein Gehirn alle Vorgänge, doch ich war nicht fähig, auch nur einen Muskel zu bewegen.
    Ich merkte, wie ich auf den Rücken gedreht wurde, wie Jonny Snyder den rechten Ärmel meines Jacketts zurückstreifte, hörte das Schnappen des Etuis. Dann spürte ich einen Stich in den Unterarm.
    Wie ein elektrischer Strom peitschte es plötzlich durch meinen Körper. Ich konnte mich wieder bewegen, warf mich zur Seite. Die Spritze flog im hohen Bogen davon, zerschellte an der Wand.
    Ein Schrei drang an mein Ohr, dann sah ich durch den Nebel einen heransausenden Körper, rollte mich zur Seite. Neben mir fiel Jonny Snyder auf den Boden.
    Ich konnte mich zwar bewegen, besaß aber noch nicht genug Kraft. Nur langsam wurde es vor meinen Augen lichter.
    Snyder machte eine exakte Kehrtwendung auf dem Bauch und griff nach mir. Ich packte seine Hände und versuchte sie zusammenzupressen. Mit einem Ruck befreite er sich, rutschte etwas zurück, dorthin, wo seine Pistole lag.
    Da langte auch ich zu und riss meine Smith & Wesson aus dem Halfter.
    Wir hatten fast zur gleichen Zeit unsere Schießeisen hoch, doch ich war schneller.
    Jonny Snyder wurde getroffen. Er riss die Augen weit auf, dann rutschte er langsam auf die Seite.
    Ich taumelte hoch, tappte zum Waschbecken und hielt meinen Kopf unter die Wasserleitung. Bald zwei Minuten ließ ich den eiskalten Strom über mich wegfließen und schlagartig

Weitere Kostenlose Bücher