0107 - Die Geier und der Wertiger
schimmernde Strahlenmantel, der mich schützend umhüllt hatte, auseinander.
Die Spalte im Boden schloß sich. Der rote Schein des Höllenfeuers erlosch. Von Malagus Schergen war nichts zu sehen.
Ich entdeckte schwarze Aschehäufchen. War das alles, was von ihnen übriggeblieben war?
Donna Varese und Harald McClure fielen mir ein. Sie sollten den Killerpflanzen zum Fraß vorgeworfen werden.
Ich stürmte los, hoffte, sie noch retten zu können. Atemlos hetzte ich die Treppe hinauf.
Als ich den Kessel des Todes erreichte, umgaben mich verwelkte, verfaulte, restlos abgestorbene Pflanzen.
Nichts, was Malagu mit Hilfe der Hölle in diesem Treibhaus des Bösen geschaffen hatte, existierte mehr.
Ich sah Donna Varese und Harald McClure, der das Mädchen stützte. Die beiden stolperten über stinkendes Blattwerk und Geäst auf mich zu.
Sie berichteten mir, daß Malagus Diener plötzlich in Flammen aufgegangen und zu Asche geworden seien.
Er war gewissermaßen ihr Katalysator gewesen, der sie mit schwarzem Leben versorgt hatte. Deshalb hatte sein Tod gleichzeitig auch ihr Ende zur Folge gehabt.
Wir verließen erschöpft, aber froh, noch am Leben zu sein, das Höhlenkloster der schwarzen Sekte.
Als wir das Hotel »Taj Mahal« erreichten, war Donna Varese immer noch ziemlich fertig. Verständlich, nach allem, was sie durchgemacht hatte.
Tapfer lächelnd hängte sie sich bei mir ein.
Zunächst konnten wir die Freude des Hotelmanagers nicht verstehen, die er zeigte, als er Donna wiedersah.
Als er uns dann aber erzählte, er habe sich an die Polizei gewandt, weil er befürchtet habe, Donna wäre einem Verbrechen zum Opfer gefallen, verstanden wir seine Freude.
Und er freute sich noch mehr, als ich ihm eröffnete, daß ich alles Weitere selbst mit den Behörden erledigen würde.
Einen Tag danach brachten mich Donna Varese und Harald McClure zum Flugplatz.
»Ich werde nie vergessen, was Sie für uns getan haben«, sagte der Ritualforscher.
»Auf Wiedersehen, Geisterjäger«, lächelte Donna.
»Auf Wiedersehen.«
»Wenn Sie Ihr Job einmal nach Rom führen sollte, müssen Sie mich unbedingt besuchen.«
»Das werde ich.«
»Ich wohne in der Via Appia.«
»Ich werde Sie finden, Donna.«
Das hübsche Mädchen trat einen Schritt näher. »Ciao, John«, sagte sie und küßte mich auf den Mund.
Der Kuß schmeckte nach Erdbeeren, und ich hatte den Geschmack immer noch auf den Lippen, als ich schon lange wieder auf dem Heimweg war…
ENDE
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