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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sagte ich.
    Groggers weinerliche Miene hellte sich sofort hoffnungsvoll auf.
    »Ist das wahr? George lebt?«
    »Überzeugen Sie sich selbst.«
    Auch Abel Grogger lauschte dem Herzschlag seines Freundes.
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte er, als er sich wieder aufrichtete.
    Wir brachten den Bewußtlosen an Bord der MONA LISA. In der Kabine versorgte ich seine Wunden.
    Nachdem Hals und Kopf dick bandagiert waren, schlug George McKammit die Augen auf.
    »Wo bin ich?« fragte er verwirrt.
    »Auf keinen Fall im Himmel, mein Freund«, sagte Grogger ergriffen. »Mann, hast du mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.«
    McKammit tastete nach seinem schmerzenden Kopf. Jetzt erst erkannte er, daß er sich in seiner Kabine befand.
    Er konnte sich im Augenblick nicht an die Schreckensszenen erinnern, die seiner Ohnmacht vorangegangen waren.
    »Was ist passiert?« fragte er schleppend.
    »Das weißt du nicht?« fragte Grogger zurück. »Die Geier… Nur aus Knochen haben sie bestanden. Sie haben uns angegriffen …«
    »Ach ja, die Geier.«
    »Du hättest dich auf den Boden werfen sollen.«
    »Ich war so sehr in Panik…«
    »Oberinspektor Sinclair hat dir das Leben gerettet.«
    McKammits müder Blick richtete sich auf mich. »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Abel Grogger schilderte seinem Freund in allen Einzelheiten, was vorgefallen war.
    »Der Angriff kam nicht von ungefähr«, sagte McKammit leise.
    »Diese Knochenbiester wollten uns zum Schweigen bringen. Wir sollten nicht über die schwarze Sekte reden.«
    Abel Grogger nickte. »Das glaube ich auch. Deshalb werde ich von jetzt an den Mund halten.«
    »Moment mal«, warf ich ein. »Soll das etwa heißen, daß Sie mir nun nicht mehr verraten wollen, wo die schwarze Sekte ihren Sitz hat?«
    »Sie müssen uns verstehen, Oberinspektor«, sagte Grogger verlegen. »Wir haben Angst. Gestern der Wertiger. Heute diese fliegenden Skelette, die beinahe George umgebracht hätten. Was würde morgen passieren, wenn wir reden würden?«
    »Vielleicht nichts, denn bis morgen könnte ich die Sekte bereits zerschlagen haben.«
    »Und wenn nicht?«
    »Sie müssen mir helfen.«
    »Bitte, gehen Sie«, verlangte Abel Grogger.
    »McKammit!« sagte ich hartnäckig. »Ich spiele so etwas nicht gern hoch, aber glauben Sie nicht, daß Sie mir etwas schulden, nachdem ich Ihnen das Leben gerettet habe?«
    »Okay, Sinclair. Wieviel kriegen Sie? Nennen Sie eine Summe, ich werde versuchen, sie aufzubringen.«
    »Ach was, wer redet denn von Geld.«
    »Etwas anderes können Sie von mir nicht bekommen, Oberinspektor. Tut mir leid.«
    Sie blieben dabei. Alles, was ich sagte, um sie umzustimmen, fruchtete nicht. Ihre Angst war zu groß.
    Dagegen rannte ich mit meinen Argumenten vergeblich an. Sie wollten all das, was sie erlebt hatten, so schnell wie möglich vergessen, und sie baten mich, diesen Wunsch zu respektieren.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als enttäuscht von Bord der MONA LISA zu gehen.
    Als ich an Land war, hatte ich das Gefühl, als würde ganz Bombay hinter meinem Rücken lachen.
    Ich machte mir nichts draus, denn wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten – und derjenige wollte ich sein.
    ***
    »Weiter, William«, drängte Harald McClure. »Es gibt bestimmt noch einige andere Wege in die Freiheit.«
    Van Dyke wandte sich von der unsichtbaren Tür ab. Vielleicht hatte Harald recht. Vielleicht war es möglich, dieses unheimliche Höhlenkloster auf einem anderen Weg zu verlassen.
    William van Dyke stellte fest, daß es um sie herum auf eine geheimnisvolle Weise heller geworden war.
    Harald McClure testete die herrschenden Lichtverhältnisse mit dem eingebauten Belichtungsmesser seiner Spiegelreflexkamera.
    Man hätte ohne weiteres fotografieren können.
    Die beiden Ritualforscher setzten ihren Weg fort. McClures Optimismus war nach wie vor ungebrochen.
    Er war der Auffassung, daß sich zur Zeit niemand im Höhlenkloster befand. Die unsichtbare Tür hielt er für eine schwarzmagische Sicherung, die er – wenn es darauf ankam – bestimmt aufkriegen würde.
    Van Dyke versuchte sich auf seinen Job zu konzentrieren. Er entnahm der Brusttasche seines Hemdes ein kleines grünes Notizbuch und hielt ein paar seiner Eindrücke fest.
    Unabhängig voneinander stellten die Freunde fest, daß es merklich kühler wurde, je weiter sie sich vorwagten.
    Über den Steinboden krochen gelbe Schwefeldämpfe. Wie Schlangen schoben sie sich manchmal von den Männern fort, als wollten sie mit diesen nicht in

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