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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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gekommen?
    Er tastete nach der Pistole, die er in seiner Hosentasche trug. Eine Colt Commander war es.
    McClure war mit der gleichen Kanone bewaffnet. Beide hofften, daß sie nicht gezwungen sein würden, davon Gebrauch zu machen.
    Ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das diesige Licht. Sie erkannten Wandmalereien jüngeren Datums, die furchtbare Szenen darstellten.
    Van Dyke riß ein Streichholz an, und McClure machte mehrere Aufnahmen von den Malereien.
    Dann gingen sie weiter. Obwohl sie sich vom Eingang des Höhlenklosters entfernten, wurde es um sie herum nicht dunkler.
    Fast hatte es den Anschein, als würde das diesige Licht sie begleiten.
    »Eine unheimliche Atmosphäre hier drinnen, was?« flüsterte William van Dyke seinem Freund zu. »Die Wände scheinen Bosheit und Gemeinheit auszuatmen. Ich fühle mich auf Schritt und Tritt beobachtet, belauert, angestarrt – und doch scheint niemand da zu sein. Jedenfalls kann ich niemanden sehen.«
    »Merk dir alle diese Eindrücke gut, William. Wenn es uns gelingt, sie genauso stark unseren Lesern zu vermitteln, dann kriegen die ganz bestimmt die Gänsehaut. Wie gefällt dir die Schlagzeile: Wir waren im Vorhof zur Hölle!?«
    Van Dyke zuckte plötzlich zusammen und riß seine Pistole aus der Hosentasche. Er drehte sich blitzschnell um.
    »Was hast du?« fragte McClure.
    »Verdammt, ich glaube, ich drehe durch. Mir war eben, als hätte mich jemand angefaßt.«
    »Das sind die Nerven. Laß uns weitergehen.«
    Ein stollenartiger Gang lag vor ihnen. Er war einmal niedrig, dann wieder hoch, einmal schmal, dann wieder breit.
    In steinernen Nischen schienen reglose Gestalten zu stehen, doch wenn die Männer sich die Nischen genau ansahen, war niemand da, vor dem sie Angst zu haben brauchten.
    Der Gang machte einen Knick nach rechts.
    Unbeirrt setzte Harald McClure seinen Weg fort, und William van Dyke folgte ihm, weil er nicht den Mut hatte, zu weit zurückzubleiben.
    Er war wütend auf sich selbst.
    Teufel, was war nur los mit ihm?
    Er konnte mit reinem Gewissen behaupten, kein Hasenfuß zu sein. Schon als kleiner Junge hatte er sich durch besonderen Mut ausgezeichnet.
    Kein Baum war ihm zu hoch gewesen, um daran hinaufzuklettern, kein Gegner war ihm zu kräftig gewesen – er hatte sich jedem zum Kampf gestellt. Er hatte sogar einmal eine ganze Nacht auf einem unheimlichen Friedhof verbracht, von dem es hieß, daß es darauf spukte. Nur um zu beweisen, daß er mutiger als jeder andere seiner Freunde war, hatte er sich auf das Abenteuer eingelassen.
    Verdammt noch mal, wieso hatte er ausgerechnet diesmal so viel Angst wie nie zuvor?
    Er hörte ein geisterhaftes Ächzen und blieb stehen. Auch McClure hatte es vernommen und wandte sich um.
    »Was ist das?« fragte der Rothaarige.
    »Keine Ahnung«, flüsterte van Dyke, doch selbst dieses Flüstern hallte gespenstisch in der Höhle.
    Aus dem Ächzen wurde ein Knarren.
    »Hört sich an, als würde sich eine Tür ganz langsam bewegen«, stellte Harald McClure fest.
    »Ja, das stimmt.«
    Ein kalter Luftzug streifte William van Dykes Gesicht. Er sprang zurück, und einen Augenblick später knallte die unsichtbare Tür ins Schloß.
    Van Dyke fuhr sich mit dem Finger in den Hemdkragen.
    »Allmächtiger«, keuchte er. »Harald, jetzt sind wir gefangen.«
    »Blödsinn.«
    »Du hast die Tür zufallen gehört.«
    »Billige Effekthascherei«, sagte McClure.
    »So? Meinst du?«
    »Klar.«
    »Dann versuch mal zurückzugehen. Zum Klosterausgang meine ich.«
    »Später.«
    »Versuch es jetzt, Harald!«
    »Na schön, wenn du sonst keine Ruhe hast.« Harald McClure setzte sich grinsend in Bewegung. Aber er kam nicht weit. Nach dem vierten Schritt prallte, er gegen ein unsichtbares Hindernis. Ein Fluch entfuhr ihm, und er hielt sich den Kopf, mit dem er gegen die Tür, die man nicht sehen konnte, gestoßen war.
    Verwirrt hob er die Hände. Hastig tastete er die Tür ab. Sie war aus Holz, das fühlten seine Finger. Sogar eine eiserne Klinke hatte sie. McClures Hand schloß sich um sie. Er rüttelte daran, doch die unsichtbare Tür ließ sich nicht öffnen.
    »Glaubst du mir jetzt, Harald?« fragte William van Dyke heiser.
    »Wenn ich will, kriege ich sie auf«, behauptete McClure. »Dann los.«
    »Du hast anscheinend vergessen, weshalb wir hier sind. Ich werde mich dieser Tür widmen, sobald ich den Wunsch habe, das Höhlenkloster zu verlassen. Das ist im Augenblick noch nicht der Fall. Deshalb verschwende ich meine Zeit nicht mit dieser

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