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0109 - Verlies der Angst

0109 - Verlies der Angst

Titel: 0109 - Verlies der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kumpans ließ ihn aufhorchen. »Ich hab das Zeug!« meldete Wilden.
    Bodo Blau drehte sich und sah Wilden am Boden liegen. Hände und Kopf waren innerhalb des Hügelgrabs verschwunden, dann drehte er sich auf die linke Seite und zog ein längliches Paket hervor. Es war in Ölpapier gewickelt, und die Konturen der Gewehre zeichneten sich darunter ab.
    Blau war sofort da und half Wilden, das Waffenpaket hervorzuziehen. »Ist die Kiste auch da?« fragte er.
    »Gib mal die Lampe.«
    Die hatte Blau an seinem Gürtel hängen. Er reichte Wilden die Leuchte in die Höhle hinein.
    Seltsam kalte Luft strömte ihm entgegen. Er bekam eine Gänsehaut.
    »Scheiße, die Kiste sehe ich nicht!« erklang Wildens dumpfe Stimme.
    »Aber sie muß da sein.«
    »Vielleicht weiter hinten. Das komische Grab ist ziemlich groß. Hätte ich nie gedacht.«
    »Dann klettere doch hinein.«
    »Für 5 000 Piepen ist das aber das letzte«, beschwerte sich Karl Wilden, dann zog er noch mal seine Beine an, gab sich Schwung und verschwand.
    Blau wartete.
    Das seltsame Gefühl verstärkte sich, und hätte er geahnt, was seinem Kumpan passierte, dann wäre er fluchtartig weggelaufen. So aber nahm das Schicksal seinen Lauf…
    ***
    In der Kiste sollten Maschinenpistolen und Handgranaten liegen.
    Die Hamburger Unterwelt wartete auf die Waffen. Besonders eine Bande, die damit einen Krieg entscheiden wollte. Es ging um die Vorherrschaft auf der Reeperbahn, und da war man nicht zimperlich. Karl Wilden gehörte dieser Bande an. Wenn sie erst mal die Waffen hatten, dann konnten ihre Gegner, die verdammten Algerier, zusehen, wo sie blieben.
    Der Grabeingang war ziemlich schmal. Dann aber ging es direkt in die Tiefe. Wilden leuchtete mit der Lampe und sah vor sich einen Schacht. Er war sauer. Wenn die Kiste da unten lag, würde es verflucht schwer werden, sie hochzuholen.
    Er beugte sich vor, drehte den Arm und leuchtete in den Schacht hinein.
    Im selben Augenblick geschah es.
    Aus der Tiefe des Schachts stießen zwei Hände nach oben und packten erbarmungslos zu. Sie fanden mit tödlicher Sicherheit den Hals des Verbrechers und schnürten ihm die Luft ab.
    Wilden wollte schreien, doch nur ein Röcheln drang aus seiner Kehle. Seine Hände fuhren hoch, um den Würgegriff zu lockern.
    Dabei öffnete er zwangsläufig seine Finger. Die Lampe fiel und verschwand im Schacht.
    Das Unbekannte zog und zerrte.
    Wilden stemmte sich gegen den Griff, schlug mit den Fäusten, doch er hatte keine Chance.
    Die eiskalten Würgefinger waren stärker.
    Karl Wilden bekam das Übergewicht. Mit dem Kopf zuerst stürzte er in den Schacht hinein.
    Er merkte kaum, daß sich die Finger von seiner Kehle lösten, krümmte sich jedoch instinktiv zusammen, so daß er nur mit der Schulter aufprallte und sich nicht das Genick brach.
    Trotzdem hatte er das Gefühl, seine linke Schulter wäre auseinandergerissen worden.
    Er stöhnte auf, wälzte sich herum und tastete nach seiner Waffe.
    Wilden fand sie nicht. Sie mußte ihm während des Falls aus dem Gürtel gerutscht sein.
    Jetzt war er waffenlos.
    Irgendwo lag auch die Lampe. Ihr Schein fiel gegen eine Erdwand und leuchtete auch einen Teil der Höhle aus.
    Es war ein regelrechtes Verlies. Aber kein leeres Verlies, denn Wilden sah seltsame Gegenstände, die ihn an Särge erinnerten oder Lagerstätten.
    Vier insgesamt zählte er.
    Seltsam daran war, daß diese Särge nicht aus Stein oder Holz bestanden, sondern aus Baumrinde und bootähnliche Maße besaßen.
    Wilden hatte sich in seinem Leben nie über Hügelgräber und Bestattungsarten älterer Kulturen Gedanken gemacht, deshalb wußte er mit diesen Särgen auch nichts anzufangen.
    Für ihn zählte einzig und allein, daß die Särge nicht leer waren.
    Es lagen Gestalten darin.
    Und was für welche.
    Grausame Geschöpfe, eingetrocknet, mumifiziert, mit schlimmen Gesichtern und einer Haut versehen, die wie brüchiges Pergament schimmerte. Hier unten lebten Monster.
    Dann hörte er eine Stimme.
    »Du hast die Ruhe der Toten gestört, Eindringling. Dafür wirst du büßen!«
    Die Stimme klang dumpf und grausam. Karl Wilden war klar, daß sie nicht spaßte.
    Er spürte noch nachträglich die würgenden Hände um seinen Hals und die Druckstellen, die diese Klauen hinterlassen hatten.
    Wilden bekam Angst.
    Zum erstenmal seit langer Zeit spürte er dieses Gefühl. Dieses hier war eine Szene, die er nicht fassen konnte, die sein Verstand nicht zu analysieren vermochte, sie war zu schlimm, zu unwirklich

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