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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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die
Nährstoffe zu den Gehirnzellen trägt, um sie am Leben zu erhalten, er braucht
keine Leber und keine Galle, um das Blut zu entgiften, und er braucht auch
keine Lunge, die die Zellen mit Sauerstoff versorgt. Dieses Gehirn wird mit
allem versorgt, was es braucht.«
    Larry mußte
die Augen schließen. Er begriff, daß der Hund lebte, ohne noch einen Körper im
eigentlichen Sinne des Wortes zu besitzen.
    Mineau
betätigte einen anderen Schalter. Unsichtbare elektrische Ströme reizten das
Gehirn, das mit den Drähten und Kabeln, die künstliche Nervenverbindungen zu
den Gliedern darstellten, verbunden war. Zwei Oszillographenschirme neben der
Glaskuppel glühten auf. Zunächst entstanden winzige, gleichmäßige Wellenlinien.
    »Er schläft
noch, aber jetzt, passen Sie auf, Brent…«
    Die Linien
wurden lang, verzerrt, hastig, und in dem Augenblick bewegte der Hund seine
Vorder- und Hinterläufe.
    »Sehen Sie,
Brent, die Demonstration verläuft ganz in meinem Sinne«, bemerkte Mineau rauh,
und sein Gesicht wirkte verklärt.
    Larry
glaubte, ihn narre ein Spuk. Die vier Pfoten bewegten sich im gleichmäßigen
Rhythmus, während der leere Körper des Schäferhundes schlaff über der Stange
hing.
    Ein
gespenstisches Bild.
    »Interessant,
nicht wahr?« meinte Mineau heiter. Er schaltete ab. Die Reizströme wurden
unterbrochen. Der Hund bewegte die Pfoten nicht mehr. »Er lebt, er reagiert.
Sicher haben Sie jetzt eine Menge Fragen auf dem Herzen, Brent, nicht wahr?
Vielleicht kommen wir schon sehr bald ins Gespräch, auf eine andere Weise, als
dies jetzt der Fall ist.« Larry folgte Mineaus Blick, und ein Schauer durchfuhr
ihn. »Wie mag es einem menschlichen Gehirn zumute sein, welche Gefühle hat es,
wie empfindet es, wenn es unter diesen Bedingungen leben wird? Die Wissenschaft
weiß darauf noch keine hundertprozentige Antwort, und ich werde der erste sein,
der eine darauf findet.«
    Larry Brent
wurde bleich. Er sah das Hundegehirn, erblickte den organlosen Körper in dem
Gestell und er begriff, welches Schicksal ihn erwartete…
    Mineau wandte
den Kopf, um Marcel, der stumm und reglos wie eine Statue in der Nähe der Tür
stand, einen Befehl zu geben.
    Da leuchtete
eine Kette von roten Lichtern über dem Schalttisch auf.
    Der
Psychiater zuckte zusammen. »Signale, Marcel. Vier, fünf, sechs, es sind
mehrere Personen in der Ruine!« Mineau wurde totenbleich. »Wir müssen sofort
nachsehen, Marcel«, sagte er rauh. Schon rannte er auf die Tür zu, durch die
sie gekommen waren, als ein weiteres Ereignis eintrat. Ein leiser, aber
eindringlicher Summton wurde hörbar, und aus einem verborgenen Lautsprecher
klang eine Stimme auf, leidend, gequält.
    »Du mußt zu
mir kommen, Vater. Die Schmerzen, sie sind wieder stärker. Du mußt mir helfen.«
    »Alida…«, wie
ein leiser Aufschrei kam dieser Name über Mineaus dünne Lippen. Er hielt sofort
in der Bewegung inne, blickte sich gehetzt um, sah die blinkende Kette der
roten Lichter, hörte das schmerzhafte Stöhnen seiner Tochter.
    Larry Brent
hielt den Atem an. Alida Mineau?! War das die Lösung des Rätsels? Er hatte
plötzlich einen Verdacht, der ihn wie heiße Nadeln, die man in seine Haut
bohrte, peinigte.
    Die Mädchen,
die hierhin verschleppt und wahnsinnig gemacht worden waren, sahen alle
ausnehmend hübsch aus, waren jung, jung wie Alida Mineau!
    »Geh allein,
Marcel. Ich komme sofort nach. Geh als Marquis de Noir, und vernichte sie!«
    Mit diesen
Worten zog er eine Schublade auf, nahm eine vorbereitete Spritze heraus und
injizierte eine gelbliche Flüssigkeit in Marcels Vene. Die Wirkung setzte nach
sechs Sekunden ein. Marcels Gesicht spannte sich, in seine stumpfen Augen trat
ein unheimlicher Glanz, und sein großer, wuchtiger Körper schien sich zu
strecken. Der stupide Gesichtsausdruck verschwand. Ein Zug von Brutalität,
Grausamkeit und wilder Zerstörungswut spiegelte sich in den sich verändernden
Zügen wider.
    »Gehen Sie,
Marquis«, drängte Mineau. »Schützen Sie Ihr Reich, beweisen Sie Ihre Macht.
Niemand hat das Recht, ungebeten Ihre Räume zu betreten!«
    Der
Geisteskranke taumelte, fing sich, stürzte zur Tür. Dann hatte sein zweites
Ich, das durch die Droge Mineaus angeregt wurde, die Herrschaft über den
bärenstarken Körper gewonnen. Der Marquis stürzte davon. Larry hörte, wie sich
das Schienenfahrzeug entfernte.
    »Komm, Vater.
Komm!« Alidas Stimme tönte aus dem Lautsprecher.
    Mineau riß
die Tür auf, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.

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