0112 - Das Hexendorf
Verfügung stand, um den dämonischen Hund zu bekämpfen. Zsoltan, das Schoßtierchen der blutigen Gräfin.
Es hatte keinen Zweck, die Entscheidung aufzuschieben und herumzuzittern. Zamorra öffnete das schmiedeeiserne Tor des Friedhofs und ging hinaus. Das schwere Eisenkreuz mit dem spitzen Ende schleifte er mit der linken Hand nach.
Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen, auch am Stadtrand von Czerkössy ließ sich niemand blicken.
»Zsoltan!« rief Zamorra und pfiff schrill auf zwei Fingern.
Der Höllenhund bellte, dann setzte er auch schon mit einem mächtigen Satz über die Ecke der Friedhofsmauer hinweg. Einige Meter vor Zamorra stoppte der Höllenhund. Er knurrte und geiferte, umschlich den Professor.
Seine rote Zunge hing lang aus dem Maul mit den fürchterlichen Reißzähnen hervor, ein Hecheln drang aus seiner Kehle.
Dann knurrte die Bestie. Zamorra stand mit dem Rücken zur Friedhofsmauer, er drehte sich jeweils halb um die eigene Achse und behielt den Höllenhund im Auge. Das eiserne Grabkreuz hatte er mit beiden Händen gepackt, und zwar so, daß es Zsoltan mit der Schmalseite zugekehrt war.
Der riesige Hund mußte ungeheure Kräfte haben. Und er war eine dämonische Kreatur. Zamorra hatte nicht mehr Chancen als ein altrömischer Gladiator, der, nur mit einem kurzen Dolch bewaffnet, einem ausgewachsenen Löwen gegenüberstand.
Alles hing nur von seiner Kraft und Reaktionsschnelligkeit ab, und etwas Glück brauchte er auch. Er sprach ein Stoßgebet.
Der Höllenhund knurrte wieder, seine Nackenhaare waren gesträubt. Zamorra umklammerte das eiserne Kreuz so fest, daß seine Hände schmerzten und die Knöchel weiß hervortraten. Sein Körper war so gespannt, wie eine Bogensehne.
»Aglon Tetragrame Vaycheon«, begann Zamorra wieder den Anfang des Schlüssels Salomonis zu rezitieren.
Der Höllenhund hatte die Schmerzen noch nicht vergessen, die Zamorra ihm in dem unterirdischen Gang zugefügt hatte. Brandwunden waren am Maul der Höllenkreatur allerdings keine zu sehen.
»Stimulamathon Erohares«, fuhr Zamorra fort.
Weiter kam er nicht. Aufheulend griff der Höllenhund an. Aber Zamorra war darauf gefaßt und auf seinen Ansturm gewappnet. So schnell die Höllenbestie auch war, Zamorra bewegte sich noch schneller.
Er schmetterte der angreifenden dämonischen Bestie die Schmalseite des Kreuzbalkens auf den Kopf. Zsoltan jaulte auf, er schnappte nach Zamorras Bein. Krachend schlugen seine mörderischen Kiefer aufeinander.
Zamorra versetzte dem Höllenhund einen Tritt gegen den Unterkiefer, hieb noch einmal mit dem Kreuz auf ihn ein und packte es dann an den Querbalken. Er riß es hoch empor, die ziemlich stumpfe Spitze wies auf Zsoltans Rippen.
Die Höllenbestie jaulte und knurrte, sie sah sich von dem Symbol des Guten bedroht. Zwei konträre Kräfte prallten aufeinander.
Noch ehe der Höllenhund wieder auf den Beinen war, stieß Zamorra mit aller Kraft zu. Das schwere Eisenkreuz drang in den dämonischen Körper ein und nagelte ihn am Boden fest.
Zsoltan heulte ein letztes Mal auf. Im Todeskampf riß er die stumpfe Eisenspitze aus dem Boden, damit waren seine Kräfte verbraucht. Er streckte sich und starb.
Zamorra atmete tief auf. Das war ein Kampf auf Leben und Tod gewesen, doch Zamorra hatte erst einen seiner Gegner ausgeschaltet, und keineswegs den mächtigsten und gefährlichsten. Mit der blutigen Gräfin und ihrem Hexenzirkel hatte er es nach wie vor zu tun.
Der Satan selbst sollte in der nächsten Nacht in Czerkössy erscheinen. Doch zunächst galt es einmal, Bill Fleming und Frantisek Gabö zu befreien. Zamorra schleifte den toten Höllenhund zu der Abfallhalde und warf ihn hinunter.
Er sah befriedigt, daß der Körper der dämonischen Kreatur sich bereits aufzulösen begann. Binnen einer Stunde würde nur noch eine Handvoll Asche davon übrig sein.
In der Nähe des Friedhofs wartete Zamorra die Dämmerung ab. Nichts geschah, entweder wußten die Hexen noch nichts vom Tode des Höllenhundes, oder sie konnten im Moment nichts unternehmen. Als es dunkel genug war, schlich Zamorra über die Felder und erreichte den Stadtrand von Czerkössy.
Er wollte zum Hotel »Dobrudscha«. Er benutzte Seitengassen, schlich über Hinterhöfe und durch Gärten und verbarg sich, sobald er einen Menschen sah.
Zweimal wurde Zamorra von Hunden angekläfft, doch niemand entdeckte ihn. Zuletzt stand er an der Mauer, die den Hotelhof mit den Garagen umschloß. Er überkletterte sie.
Er sah
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