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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Episoden, die sie bei klarem Verstand, und einigen Ereignisse, die sie wie traumhaft erlebt hatte.
    Sie wußte, daß Zamorra und Bill Fleming sich in Czerkössy aufhielten. Und auch, daß noch ein dritter Mann bei ihnen war, ein Landstreicher, ein Original. Aber irgend etwas war schiefgelaufen, Nicole wußte nur nicht, was.
    Sie haßte Jadwiga Vaszary, die blutige Gräfin, die ihren Geist vernichten und ihre Seele ins Jenseits stoßen wollte. Sie haßte auch die anderen Hexen.
    Erzsebeth Kun schickte eine der beiden Hexen niederen Ranges ins Nebenzimmer. Sie kehrte mit einem Kelch zurück, der ein dampfendes, brodelndes Gebräu enthielt. Die Oberhexe nahm es und hielt den Kelch Nicole Duval entgegen.
    »Hier mein Täubchen, trink das, damit dein Körper stark und eine würdige Wohnung für Jadwiga Vaszary wird. Freue dich darüber, daß dir eine so hohe Auszeichnung zuteil wird.«
    Nicole verstand die rumänischen Worte durch einen besonderen Zauber und wurde auch selbst verstanden. Sie kannte den üblen Geschmack des Trankes und seine Wirkung. Er kräftigte ihren Körper und machte ihn immun, er sollte ihm bei längerem Gebrauch die ewige Jugend geben. Doch er versetzte Nicole Duval auch jedesmal in einen Rausch des Bösen.
    Er bereitete Nicole Duvals Körper und Gehirn in jeder Beziehung auf die endgültige Übernahme durch Jadwiga Vaszary vor.
    »Ich will nicht!« rief Nicole Duval und sträubte sich. »Laß mich gehen, oder Zamorra wird euch für alles bestrafen, was ihr mir antut.«
    Die Hexen lachten vierstimmig.
    »Sie weiß nicht recht Bescheid«, meinte Erzsebeth Kun. »Kein Wunder. Bill Fleming und Frantisek Gabö sind gefangen, hier rührt niemand einen Finger für sie. Heute abend erhalten sie eine Sonderbehandlung in der Folterkammer, und in der Geisterstunde wird Gabö vor Jadwiga Vaszarys Augen sterben. Dann wird Bill Fleming gegeißelt. Morgen nacht, wenn der Satan selbst die blutige Gräfin endgültig ins Leben zurückschickt, wird Bill Fleming auf dem Marktplatz verbrannt.«
    Nicole schauderte. Sie zitterte an allen Gliedern.
    »Und was ist mit Zamorra?«
    »Er befindet sich an einem Platz, von dem er nicht wegkann. Der Höllenhund Zsoltan bewacht ihn. Sobald die Sonne untergegangen ist wird der Höllenhund Professor Zamorra zerreißen. Er hat kaum noch eine Stunde zu leben. Niemand hier in Czerkössy wird einen Finger für den Fremden krümmen, Nicole Duval.«
    »Teufel und Dämonen werden Zamorras Seele im Jenseits foltern«, höhnten die Hexen. »Der Meister des Übersinnlichen hat endlich seine Meisterin gefunden.«
    Sie stimmtem einen Singsang an.
    »Zamorra wird sterben, sterben und verderben.«
    Die dicke Erzsebeth Kun murmelte ein Wort, das Nicole Duval zwang, den Kelch mit dem scheußlichen Gebräu entgegenzunehmen. Widerstrebend setzte Nicole den Sud an und schluckte ihn würgend hinunter. Obwohl es brodelte, war das Zeug lauwarm.
    Es brannte in der Kehle, Nicoles Magen hob sich, aber sie mußte den Trank bei sich behalten. Heftig setzte Nicole den leeren Kelch auf den Tisch ab.
    »So ist es brav«, sagte Erzsebeth Kun und kicherte. »Bis zur Neige ausgetrunken. Jetzt geh auf dein Zimmer und ruh dich eine Weile aus. Um Mitternacht auf Schloß Vaszary wirst du den blutigen Leichnam Professor Zamorras sehen.«
    Mit blutroten Wangen eilte Nicole Duval hinaus. Sie rannte den Korridor entlang, riß eine Tür des Zimmers auf, das Erzsebeth ihr angewiesen hatte, und warf sich angezogen aufs Bett.
    Wie Schwaden stieg es bereits von dem Zaubertrank in ihr Gehirn. Das Gebräu drang in ihren Blutkreislauf ein, ein Rausch des Bösen würde Nicole Duval erfassen. Doch noch war sie bei klarem Verstand.
    Der Hexenzauber fesselte sie, sie konnte nichts tun, was den Hexen von Czerkössy geschadet hätte. Oder den Interessen Jadwiga Vaszarys zuwidergelaufen wäre.
    Nicole Duval schluchzte bitterlich und verzweifelt. Sie hatte keine Hoffnung mehr.
    ***
    Der Himmel glühte im Abendrot, nur noch ein winziges Stück des roten Sonnenballs war über den Bergen zu sehen. In wenigen Minuten würde die Sonne völlig untergegangen sein, dann konnte der Höllenhund auf den Friedhof eindringen.
    Schon heulte und hechelte die Bestie draußen. Zamorra hatte sich mit den Werkzeugen aus der Gerätehütte von seinen Ketten befreit. Und er hatte ein übriges getan, nämlich ein altes eisernes Grabkreuz von seinem Sockel abmontiert.
    In diesem aus Eisenstangen geschmiedeten Kreuz sah er die einzige Waffe, die ihm zur

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