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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Geheule; wenn der rotglühende Sonnenball hinter den Bergen versunken ist, herrschen die Mächte der Finsternis. Dann schützen dich auch die Kreuze und alles andere auf dem Friedhof nicht mehr, Zamorra. Ich werde dich zerreißen oder gräßlich zurichten und mehr tot als lebendig zu Jadwiga Vaszary schleifen.
    Elender Sterblicher, der ihr widerstehen wollte, die nicht einmal die Hölle selbst zu halten vermochte!
    Zamorra schlenderte zwischen den Gräberreihen hindurch, im Moment war er in Sicherheit. Er ging zu einem Wasserhahn bei dem Geräteschuppen des Totengräbers, trank von dem Wasser, das ihn köstlich erfrischte, und wusch und kühlte seinen Körper.
    Er richtete seine schmutzigen, zerrissenen Kleider, so gut es möglich war. Die Eisenbänder an den Handgelenken und die klirrenden Ketten mit den Eisenbolzen am Ende störten und behinderten Zamorra.
    Er ging zum Geräteschuppen und stellte fest, daß er mit einem Vorhängeschloß gesichert war. Das Schloß aufzusprengen, war nicht schwer. In dem Schuppen fand Zamorra Spitzhacken, Hacken, Schaufeln und andere Geräte.
    Jetzt war es für ihn nicht mehr schwer, seine Ketten loszuwerden. Der Höllenhund heulte und jaulte ab und zu außerhalb der Friedhofsmauer. Die Einwohner von Czerkössy würden Augen und Ohren verschließen und sich nicht einmischen.
    Zamorra war auf sich allein gestellt. Die Kreuze auf dem Friedhof, seine Kenntnisse von Weißer Magie und Bannsprüchen würden Zamorra ermöglichen, einen Hexenzauber abzuwehren.
    Aber von dem Höllenhund drohte ihm tödliche Gefahr.
    ***
    Im Wohnzimmer im ersten Stock eines der alten Häuser von Czerkössy, am Marktplatz, stand Nicole Duval der Oberhexe Erzsebeth Kun, der dürren Bürgermeistersfrau Joszefa Irimescu und zwei weiteren Hexen gegenüber.
    Erzsebeth Kuns jettschwarze Augen funkelten böse in ihrem fetten Gesicht.
    Die Oberhexe saß in einem Armsessel, Joszefa Irimescu auf dem alten Plüschsofa. Die beiden anderen Hexen standen, sie waren weniger bedeutend. Das Zimmer war altmodisch eingerichtet, der Teppich auf dem Boden abgetreten.
    In der Ecke schleckte ein fetter schwarzer Kater Rahm aus einer Schüssel. Das einzige Bild an der Wand über dem Plüschsofa zeigte die Szene eines Hexensabbats. Im Hintergrund waren schemenhaft ein Galgengerüst mit einem im Wind schaukelnden Gehenkten und ein nachtdunkler Wald zu sehen.
    Fledermäuse flatterten in der Luft. Ein toller Reigen von Hexenweibern aller Altersklassen und von scheußlichen Dämonen drehte sich. Einige der Weiber waren nackt oder halbnackt, andere geißelten sich zu Ehren des Satans.
    Die Gesichter waren verzerrt. Auf einer Steinplatte, vor der eine alte Hexe bei einem dampfenden Topf saß, stand der schreckliche Herr und Meister des Reigens selbst, er, der bei allen Sabbaten angerufen wurde und dem die Hexen sich verschrieben hatten.
    Der Satan oder der Teufel, der Herr der Hölle oder einer ihrer Herren, denn ganz war die Hierarchie der Hölle und anderer Dimensionen der Qualen, des Wahnsinns und des Grauens nicht durchschaubar. Das Universum war unendlich und bot auch Geistern und Dämonen genügend Platz.
    Der Teufel auf dem Bild war großgewachsen und hager, er trug einen bis auf seinen Pferdefuß herabfallenden Umhang. Er reckte zwei Fackeln empor, auf seinem Kopf saß eine Bocksmaske mit spitzen Ohren und langen, gewundenen Hörnern.
    Erzesebeth Kun erzählte ihren Mithexen gerade von diesem Gemälde.
    »Ich habe es von einem einheimischen Künstler anfertigen lassen«, sagte sie. »Nach einem Sabbat, den ich selbst einmal als ganz junges Mädchen in Norfolk in England erlebte. Damals habe ich den Satan persönlich gesehen, und ich durfte ihn küssen. Meine Hexenfähigkeiten nahmen einen ungeahnten Aufschwung. Ich kann es noch kaum glauben, daß ich den Großen Meister schon morgen nacht Wiedersehen soll.«
    Nicole Duval stand wie betäubt dabei. Sie war benommen, zur Zeit war sie nicht von Jadwiga Vaszarys Geist besessen. In Nicole Duvals Kopf wirbelte alles durcheinander. Ihre eigene Persönlichkeit war verdrängt, das Verhältnis zwischen ihrem Körper und ihrem Geist gestört.
    Nicole fühlte sich wie in Watte gepackt, todmüde und gleichzeitig aufgeputscht. Ängste peinigten sie, sie hätte weglaufen mögen, doch ihre Glieder gehorchten ihr nicht.
    Nicole hatte große Erinnerungslücken. An die gesamte Reise von Château de Montagne nach Czerkössy in Rumänien erinnerte sie sich überhaupt nicht. Danach wußte sie nur von

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