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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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ganzen Stadt brannte überhaupt kein Licht. Weder eine Straßenlaterne, noch eine Lampe in einem Haus. Tief dunkel waren die Schatten, eine drückende Atmosphäre lastete auf der ganzen Stadt.
    Am Stadtrand heulte klagend ein Hund, andere fielen ein. Es war, als ahnten die Tiere das Unheimliche und Makabre, das bevorstand.
    Sieben Hexen aller Altersklassen und Bevölkerungsschichten hatten sich versammelt. Erzsebeth Kun und Joszefa Irimescu standen in der vordersten Reihe, Nicole Duval zwischen ihnen.
    Nicole hatte das rote Samtkleid an, ihr Blick war eigentümlich leer, Angst und Verzweiflung standen in ihrem hübschen Gesicht geschrieben. Ein Hexenbann fesselte Nicole Duval, doch sie war bei klarem Verstand. Aber bald sollte der Satan selbst sie töten, sollte die blutige Gräfin Jadwiga Vaszary ihren Körper endgültig und für immer übernehmen.
    Nicole zitterte leicht, obwohl die Nacht schwül war. Die Hexen hatten ihr die schriftliche Nachricht Zamorras gezeigt. Nicole Duval wußte nicht, was davon zu halten war. Doch sie glaubte nicht ernsthaft daran, daß Zamorra sie noch retten konnte.
    Vielleicht wollte er sich wirklich auf sein Château im Loiretal zurückziehen, für ihn wäre es das Vernünftigste gewesen.
    »Das ist der größte Tag meines Lebens«, sagte die dicke Oberhexe. »Satan selbst wird erscheinen und uns in ein neues Zeitalter führen, die Ära der Hexen. Von Czerkössy aus wird eine noch nie dagewesene Hexenmacht das ganze Land und die ganz Welt überziehen. Ich werde die Stellvertreterin der blutigen Gräfin sein, ich, Erzsebeth Kun aus Czerkössy.«
    Sie berauschte sich an der Zukunftsvision. Sie war in euphorischer Stimmung und leicht benebelt, denn sie hatte, wie alle Hexen auf dem Marktplatz, einen Rauschtrank zu sich genommen und ihren Körper mit einer Hexensalbe eingerieben. Sie erzeugte ein Hochgefühl und Halluzinationen.
    Erzsebeth Kun hörte dämonische Chöre, die es nicht gab, und mißtönende Glocken. Ihr fettes Gesicht strahlte in einem bösen Triumph.
    »Ich werde dem Satan Zamorras Amulett als Geschenk überreichen«, fuhr sie fort. »Wenn es soweit ist, entzündet den Scheiterhaufen. Satan soll an unserer Bosheit und den Qualen des Opfers sein Wohlgefallen haben.«
    Zwischen Brunnen und Rathaus war ein Pfahl in die Erde eingerammt. Reisigbündel waren um diesen Pfahl aufgehäuft, ein halbnackter junger Mann stand auf ihnen. Schwere Ketten fesselten ihn an den Pfahl.
    Sein Kopf hing vornüber, ab und zu stöhnte er verzweifelt und voller Angst. Nachdem Bill Fleming nicht mehr zur Verfügung stand, sollte er das Opfer für den Herrn der Finsternis sein.
    Nicole Duval hatte jedes einzelne Wort gehört, das die Oberhexe sprach. Sie war verzweifelt; so also sollte ihr junges, hoffnungsvolles Leben enden.
    Erzsebeth Kun summte und wiegte den Oberkörper leicht hin und her. Die Kirchturmuhr schlug zwölfmal - Mitternacht. Im gleichen Moment erschien ein glühender Punkt in der Luft, schwebte nieder und schwoll an, bis er die Größe eines Fußballs erreicht hatte.
    Er zerplatzte mit einem leisen Knall, und Jadwiga Vaszary, die blutige Gräfin, stand da wie aus dem Nichts gezaubert. Ihr Lächeln war grausam und dämonisch, das Kinn herrisch erhoben, ihr Samtkleid ließ die Schultern und den halben Busen frei.
    Jadwiga Vaszary wirkte, als ob sie aus Fleisch und Blut sei. Doch noch war sie ein Schemen, ein Gespenst, erst in dieser Nacht sollten ihr Geist und ihre schwarze Seele endgültig mit einem Körper verschmelzen.
    Dann konnte sie ihre dämonischen Kräfte stärker ausspielen als je zuvor.
    »Beginnt mit dem Sabbatreigen!« rief die blutige Gräfin. »Ich werde den Herrn und Meister rufen.«
    Sie schaute Nicole Duval an, ihr Blick verriet alles.
    Nachdem Erzsebeth Kun den Befehl gegeben hatte, begann der Reigen. Die Hexenweiber tanzten wie toll und kreischten wie die Furien, einige rissen sich die Kleider herunter, andere zerrten sich an den Haaren und bissen und zerkratzten sich gegenseitig.
    Es war ein tolles Durcheinander. Um den alten Brunnen auf dem Marktplatz herum tobten und rasten die Hexen.
    Zamorra stand im ersten Stock eines Hauses am Marktplatz am Fenster und schaute auf das wilde Treiben. Er hatte die Wohnungsinhaber, einen älteren Mann und seine Frau, im Zimmer nebenan gefesselt und geknebelt. Falls alles gutging, wollte er sich bei ihnen entschuldigen.
    Anderenfalls würden die Fesseln und die Knebel die Hexen von Czerkössy davon überzeugen, daß die beiden

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