Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
gewesen. Professor Zamorra. P.S. Ich halte es für besser, mich in Zukunft auf theoretische Studien zu beschränken, die einem Gelehrten besser anstehen.
    Er las laut vor.
    »Denkst du, das werden dir die Hexen glauben?« fragte Bill Fleming.
    »Warum nicht? Jadwiga Vaszary ist ungeheuer von sich überzeugt, die anderen Hexen stehen ihr nicht viel nach. Daß ein Geschlagener aufgibt und sich zurückzieht, ist schließlich nicht ungewöhnlich oder?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Bill. »Der Verlust Nicoles und des Amuletts sind harte Treffer. Wenn man bedenkt, daß morgen der Satan selbst in Czerkössy erscheint, kann man verstehen, daß sogar ein Professor Zamorra Reißaus nimmt. Willst du zur Bücke laufen, oder fahren wir hin?«
    »Wir fahren, die Zeit ist knapp, die Hexen müßten bald zu der Schloßruine unterwegs sein. Ich lege die Nachricht aufs Brückengeländer und beschwere sie mit einem Stein. Drei silberne Patronen, die im Mondlicht blinken und auffallen, kommen noch hinzu. Dann fahren wir erst einmal zwanzig, dreißig Kilometer. In Czerkössy können wir uns jetzt nicht blicken lassen.«
    »Ich habe keinen einzigen Bani eingesteckt«, sagte Bill Fleming. Das war die kleinste rumänische Münze. »Diese junge Hexe, die mich in ihren Bann schlug, hat mir die Taschen ausgeräumt und mich dann wie einen Hammel zur Schlachtbank hinaus zum Schloß geführt.«
    »Keine Sorge, ich habe meine Traveller-Schecks in der Brieftasche. Andernfalls hätten wir eben mit unserem Konsulat Verbindung aufnehmen müssen.«
    Die Männer stiegen ein, die Autotüren schlugen zu, und der Wagen startete.
    ***
    »Mein idealer Lebenszweck, ist Sauerkraut und Schweinespeck!« Frantisek Gabö schmetterte die Arie aus dem Zigeunerbaron. Wenn auch im Text etwas verkehrt. Der Landstreicher, Professor Zamorra und Bill Fleming befanden sich in Gheorgieni, dreißig Kilometer von Czerkössy entfernt. Sie waren in einer etwas zwielichtigen Pension untergekommen, deren Inhaber Frantisek Gabö aus früheren Zeiten kannte.
    Gegen Traveller-Schecks hatte der Pensionsbesitzer, ein Klotz von einem Mann mit den haarigsten Unterarmen und der haarigsten Brust, die Zamorra je gesehen hatte, überhaupt nichts einzuwenden. Im Gregenteil.
    Er gab den dreien seine besten Zimmer und fuhr das Beste auf, was Küche und Keller bieten konnten. Frantisek Gabö hieb ein, als ob er drei Wochen gehungert hätte, und spülte tüchtig mit Wein und Slibowitz nach.
    Er wurde schon bald sehr lustig. Ein dralles Weibsbild kam ins Hinterzimmer der Pension, die auch einen Ausschank hatte, und gesellte sich zu Frantisek Gabö. Sie kraulte ihm schon bald den stuppigen Bart und lachte wie eine Blechsäge.
    »Da hast du einen schönen Lebenskünstler aufgetrieben, Zamorra« sagte Bill Fleming. »Ich bezweifle, daß er uns in der nächsten Nacht eine große Hilfe sein wird.«
    »Er wird seinen Teil genauso erledigen, wie du den deinen. Wir müssen die Zeremonie stören und Nicole herausholen.«
    »Du hast nicht einmal dein Amulett. Es ist so gut wie unmöglich.«
    »Willst du Nicole im Stich lassen? Willst du, daß die Nicole Duval, die wir beide gekannt haben, nicht mehr lebt, und daß ihr Körper der blutigen Gräfin gehört? Daß eine Zeit des Schreckens und dämonischen Terrors für dieses Land anbricht?«
    »Nein.«
    Zamorra und Bill Fleming gingen bald zu Bett, doch Frantisek Gabö konnte sich so schnell nicht von den Getränken und der üppigen Frau losreißen. Am anderen Morgen schlief er wie ein Toter. Der Professor und Bill Fleming hatten Einkäufe zu machen und Vorbereitungen zu treffen.
    Bis zum Mittag waren Kleidung, ein halbes Dutzend kleiner Kruzifixe und ein größeres Kreuz auf einer Stange, ein schwerer Hammer und Feuerwerksraketen besorgt. Als Zamorra und Bill in die Pension zurückkehrten, hockte Gabö bereits wieder am Tisch und aß.
    Die dralle Anja und ein halbes Dutzend weiterer männlicher und weiblicher Zechkumpane leisteten ihm Gesellschaft. Die Runde lärmte und lachte, ein alter blinder Geiger spielte. Es herrschte ein Riesenrummel.
    Zamorra rief den Landstreicher aus dem Hinterzimmer und führte ihn abseits.
    »Freund Frantisek«, sagte er, »jetzt fängt der Emst des Lebens wieder an. Oder willst du nicht mit nach Czerkössy kommen?«
    Frantisek Gabö trug sein zerrissenes altes Hemd und viel zu große und zu weite Hosen, die der Pensionswirt ihm geliehen hatte. Immerhin hatte er sich Haar und Bart gewaschen. Er kratzte sich heftig in seinem

Weitere Kostenlose Bücher