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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Bartgestrüpp.
    »Bei meiner Ehre als Siebenbürger Sachse!« rief er »Glaubst du, ich halte mein Wort nicht und setzte euch allein der Gefahr aus, Professor? Da kennst du Frantisek Gabö aber schlecht. Dieses Hexengesindel soll mich kennenlernen, da werde ich dazwischenbleiben, daß keen Oje trockenbleebt. Hühnerooje um Hühnerooje, Backenzahn um Backenzahn, wie schon die Bibel sagt. Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Wenn es losgeht, bin ich zur Stelle.«
    »Ich verlasse mich darauf. Aber komme nicht als Schnapsleiche an.«
    »Ich habe mir nur ein paar Klare zu meinem empfindsamen Gemüt geführt, um es über die Schocks und Schrecken hinwegzutrösten, die ich in der letzten Zeit erlebt habe.«
    »Die Trostpromille, die du jetzt hast, reichen.«
    Schweren Herzens zog sich Frantisek Gabö aus seiner Tafelrunde zurück. In dem engen Pensionszimmer, in dem Zamorra logierte, besprachen die drei Männer ihren Schlachtplan. Der Landstreicher kannte sich in Czerkössy gut aus, er war bei dieser Lagebesprechung sehr wichtig.
    Zamorra, Bill Fleming und Frantisek Gabö mußten auf der Hut sein, denn die Hexen von Czerkössy vermochten ihnen wohl auch über weite Entfernungen hinweg zu schaden. Zamorra hatte seinen beiden Gefährten erläutert, wie sie sich gegen den Feuerzauber schützen konnten, und Frantisek Gabö einige Bann- und Abwehrsprüche gelernt.
    Bill Fleming kannte ohnehin welche.
    Nachdem alles festgelegt war, wollten die drei Männer sich bis zum Einsatz Ruhe gönnen. Draußen herrschte der strahlendste Sonnenschein, niemand hätte geglaubt, daß in dieser prächtigen Gegend dunkle Mächte ihr Unwesen trieben und Spuk und Unheil sich zusammenbrauten.
    Aber Zamorra und seine beiden Freunde wußten es besser. Nach einem guten Abendessen sprachen sie im Hinterzimmer noch einmal ihr Vorgehen durch, studierten die angefertigten Skizzen und legten alles fest. Sie waren aufeinander angewiesen. Wenn einer versagen würde, würde das alle ihr Leben kosten.
    »Hoffentlich ist es noch nicht zu spät für Nicole« sagte Bill Fleming. »Es wäre schrecklich, wenn sie einen solchen Tod erleiden müßte und wenn eine dämonische Bestie wie die blutige Gräfin in ihrem Körper wiedergeboren würde.«
    »Wir werden alles tun, um es zu verhindern«, sprach Zamorra.
    »Jawoll!« rief Frantisek Gabö, dessen Nase noch roter funkelte als sonst. »Immer feste druff und nicht geferschtet, wie schon der Fürscht Pückler sagte. Oder war‘s der Blücher? Wohl eher der Blücher, Fürscht Pückler hat ja das Speiseeis erfunden. Wir werden den Hexen von Czerkössy schon Zeichen, was die Butter kostet, ei fordibscht! Wir jagen die Jadwiga Vaszary mitsamt dem Deibel zum Deibel!«
    Er holte tief Atem. Dann fuhr er fort.
    »Der Frantisek, der Frantisek, das ist der große Hexenschreck. Packt den Frantisek der Zorn, rennt gar der Deibel ins Bo - cks - horn!«
    Bill Fleming hielt sich die Ohren zu.
    »Sei still, sei still, noch so einen Knittelvers, und wir gehen allein. Solche Reime schmerzen regelrecht, da lege ich mich lieber noch einmal auf die Streckfolter.«
    »Kulturloser Ami«, brummte der Landstreicher. »Keine Ahnung von Poesie und Dichtkunst. Naja, Genies werden immer verkannt, und ich als Siebenbürger Sachse mit achthundertjähriger Tradition kann für solches Mitglied einer Halbstarkennation doch nur Mitleid empfinden. Meinen Kulturvorsprung kann es doch nie einholen, nicht?«
    »Allerdings nicht«, antwortete Bill Fleming. »In die Wermutkultur von Landstreichern und Clochards bin ich noch nie tiefer eingedrungen.«
    Zamorra brachte die beiden Streithähne zur Ruhe. Zwei Stunden vor Mitternacht fuhren sie von Gheorghieni aus los. Die drei Männer mußten sich ungesehen in die Stadt einschleichen und ihre Positionen einnehmen, um im rechten Augenblick eingreifen zu können.
    Zamorras Plan war sehr riskant. Der Hexenzirkel von Czerkössy, die blutige Gräfin Jadwiga Vaszary und die geballte Macht der Hölle selbst standen gegen den Professor und seine beiden Mitstreiter.
    Und Zamorra verfügte nicht einmal über sein magisches Amulett.
    ***
    Noch zwei Minuten bis zur Mitternacht. Das Städtchen Czerkössy lag wie ausgestorben, der Hexenzauber bannte die Einwohner in ihre Häuser. Nur auf dem Marktplatz herrschte Betrieb, dort erwarteten die Hexen von Czerkössy den großen Augenblick. Sie schwiegen, sie bildeten einen Kreis um den Brunnen mit den Wasserspeiern.
    Der Vollmond und die Sterne leuchteten am Himmel, in der

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