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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Phil mit einer Handbewegung.
    Froyer empörte sich. »Eine Frechheit! Inspektor, können Sie dafür sorgen, dass der Mann sofort hinausgeworfen wird. Er hat in diesem Haus nichts zu suchen. Ich stelle Strafantrag. Ich…«
    »Moment!«, beruhigte ihn Bodin. »Wir kennen den Mann ja noch gar nicht. Sehen wir uns erst einmal weiter um!«
    Hinter der rechten Tür bot sich uns genau das gleiche Bild. Auch hier ein Raum mit der Pritsche und Gegenständen, die darauf hindeuteten, dass das Zimmer bis vor Kurzem benutzt worden war.
    »Entweder hat der Mann beide Räume benutzt, oder hier haben mehrere Burschen gehaust«, sagte Bodin.
    »Mehrere«, entgegnete ich knapp.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte er.
    Ich lachte. »Im linken Raum befanden sich Dubonnet-Flaschen, hier liegen Anisette-Pullen herum. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Mann, der harten Cognac trinkt, gleichzeitig eine Schwäche für süßen Anislikör hat. Sehen Sie sich außerdem die leeren Konservenbüchsen an. Drüben enthielten sie hauptsächlich Corned Beef und ähnliche Sachen. Hier…«, ich hob eine der Büchsen auf und zeigte auf das Bild, »kandierte Früchte. -Rechnen Sie ruhig mit mindestens zwei Männern.«
    Die dritte Tür führte in die eigentliche Bootshalle. Es war eine raffinierte und verdammt nicht billige Anlage. Praktisch hatte man das Dach des Hauses über das Meer hinausgezogen. Das Ufer war betoniert. Links und rechts waren Stichkanäle in den Boden gesprengt, die breit genug waren, um jeweils einem Motorboot ausreichend Platz zu lassen. Gegen den Wellenschlag des Meeres war das Ganze durch zwei quer davor gelegte Betondämme geschützt, die sich in der Mitte nur soweit trafen, dass ein normales Motorboot einen Durchlass fand.
    »Eine hübsche Anlage«, meinte Emile Froyer. »Kann nicht verstehen, dass Onkel Paul sie nicht benutzte.«
    »Irgendwer jedenfalls benutzte sie«, sagte ich.
    »Sie meinen die Landstreicher.«
    »Sind Landstreicher mit Motorbooten hier häufig?«
    »Motorboote? Wieso?«
    »Sehen Sie die Ölflecke auf dem lin-. ken Stichkanal? Wie lange dauert es, bis das Wasser das Öl ans Ufer getrieben hat? Sicherlich recht lange bei der geringen Bewegung, aber nicht Monate und Monsieur de Surviel soll das Haus seit Monaten nicht mehr benutzt haben.«
    »Rätselhaft«, murmelte Froyer. »Alles sehr rätselhaft!«
    Ich ging an den Stichkanälen entlang, stieg auf den Querdamm und ging auf ihm hinaus bis zur Einfahrtsstelle. Man übersah von dieser Stelle aus die Bucht. Schräg gegenüber in einer Entfernung von vielleicht einer Meile lag die Küste. Wir sahen das weiße Viereck unseres Hotels, die Häuser und Villen am Berg, auf dessen Gipfel der Leuchtturm stand, das Band der Küstenstraße und die grauen Felsen, an denen Paul de Surviel den Tod gefunden hatte.
    Phil und ich wechselten einen Blick.
    »Ein Motorboot mit festgestellter Steuereinrichtung schafft es leicht, die gegenüberliegende Küste zu erreichen«, sagte der Freund. »Ich glaube, hier ist der Ort, an dem Surviel den Tod gefunden hat.«
    »Ja, das glaube ich auch!«
    Ich wandte mich zu Bodin.
    »Wir können gehen, Inspektor.«
    »Was werden Sie unternehmen, um die Männer zu finden, die sich hier unbefugt aufgehalten haben?«, fragte Froyer.
    »Nichts«, sagte ich. »Die Männer werden nicht zurückkommen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich fürchte, sie haben längst gemerkt, dass wir uns für den Bau interessieren. Nach meiner Meinung sind sie schon seit einigen Tagen fort.«
    Wir verließen das Bootshaus. Ich schloss ab und gab Emile Froyer den Schlüssel zurück.
    Bodin setzte uns am Hotel ab. Er wollte Surviels Neffen, wie versprochen, zur Villa fahren und dann zurückkommen. Phil und ich setzten uns auf die Terrasse des Hotels.
    »Bist du sicher, dass das Haus drüben nicht mehr benutzt wird?«, fragte Phil.
    »Ich bin sicher, dass es nicht mehr benutzt werden würde, wenn wir es überwachen ließen«, antwortete ich. »Hast du die beiden Fehler bemerkt, die Monsieur Froyer machte?«
    »Einen«, antwortete Phil.
    »Welchen?«
    »Er sprach sofort englisch, obwohl er uns angeblich nicht kannte. Wie konnte er wissen, dass wir nur wenig französisch verstehen?«
    »Stimmt, aber das allein genügt nicht, um ihn ernsthaft zu verdächtigen. Er würde sich damit herausreden, dass wir eben wie Amerikaner aussehen, und dass er aus purer Höflichkeit sofort unsere Sprache benutzt hat.«
    »Eine Ausrede, die sogar die Wahrheit sein könnte«,

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