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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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konnten.«
    Bodin lächelte ein wenig stolz.
    »Ich habe das bereits geprüft. Von allen Leuten, die dort drüben Villen oder Bootshäuser haben, kommt keiner für die Beteiligung an dem Mord oder am Mädchenhandel infrage, bis auf einen Mann, der auch auf der anderen Seite der Bucht ein Bootshaus besaß, ein sehr großes Haus sogar, in dem man auch wohnen konnte.«
    »Auch?«, fragte Phil.
    Bodin nickte. Es machte ihm Spaß, uns die Überraschung zu versetzen.
    »Paul de Surviel selbst. Ihm gehörte früher eine Villa auf der anderen Seite der Bucht, die ein Bootshaus besaß. Als er die Villa verkaufte, wollte der neue Besitzer das Bootshaus nicht mit übernehmen. Es verblieb in Surviels Besitz, aber er benutzte es anscheinend nicht mehr.«
    »Ich denke, wir sollten es besichtigen.«
    »Es wird schwer sein, jemanden zu finden, der darüber Bescheid weiß.«
    »Sagten Sie nicht, dass Emile Froyer, Surviels Neffe, der Erbe sein würde?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, ob die Erbschaft bereits abgewickelt ist.«
    »Fahren wir doch zur Villa hoch und sehen nach, ob irgendjemand dort uns Auskunft geben kann«, schlug Phil vor.
    ***
    Wir benutzten Bodins Dienstwagen. Nach ein paar Minuten hielten wir vor der Freitreppe. Eine Anzahl der Fenster war verschlossen. Wir läuteten.
    Es dauerte Minuten, bis jemand öffnete. Es war ein noch junger Mann in der saloppen Kleidung, wie sie an der Riviera üblich ist. Er trug eine Sonnenbrille. Um sein Kinn sprossen die Anfänge eines Spitzbartes, der allerdings so wenig ausgewachsen war, dass der Knabe noch wie unrasiert aussah.
    »Oh, Monsieur Bodin«, rief er und streckte dem Inspektor die Hand hin. »Ich freue mich, Sie zu sehen.«
    Bodin stellte uns vor.
    »Ach, Sie sind die amerikanischen Beamten, die kürzlich in Cannes irgendeine Sache aufgeklärt haben. Ich las darüber in den Zeitungen.« Er hatte eine schleppende, fast weibische Stimme. »Kommen Sie herein, meine Herren, aber es sieht grausig bei mir aus. Ich habe auch den letzten Rest meines Personals entlassen müssen.« Er lachte. »Die liebe Verwandtschaft hat das Testament meines unglücklichen Onkels angefochten. Die Bankkonten sind gesperrt. Es wird einen Rattenschwanz von Prozessen geben. Sie hätten mich auch aus der Villa hinausgetrieben, wenn sie sich nur darüber einigen könnten, wer von ihnen stattdessen einziehen soll.«
    Er führte uns durch die Halle. Ein Teil der Möbel war mit Schonbezügen verdeckt. Trotzdem sah es wüst dort aus. Ich entdeckte leere Flaschen, benutzte Gläser, Teller mit Speiseresten. Froyer bemerkte, dass wir die Unordnung sahen. 48
    »Wir haben ’ne Party veranstaltet. Meine Gäste wollten am anderen Tag kommen, um aufräumen zu helfen«, erklärte er lässig. »Natürlich ist niemand erschienen. Am besten gehen wir zur Terrasse. Sie sieht noch am ordentlichsten aus.«
    Auf der Terrasse fanden wir Evelyn Draw in einem Liegestuhl. Neben ihr stand der Longchair, den Emile Froyer benutzt hatte. Die Situation war eindeutig. Der Neffe schien in jeder Beziehung das Erbe seines Onkels angetreten zu haben.
    Froyer ließ sich in seinen Liegestuhl fallen.
    »Nehmen Sie irgendwo Platz, Gentlemen«, sagte er. »Eve, haben wir noch etwas zu trinken für die Herren?«
    Sie stand auf und holte ein paar Gläser und eine Flasche.
    »Ich hoffe, Sie werden in den Besitz der Erbschaft gelangen, die Ihr Onkel Ihnen zugedacht hat«, sagte Bodin mit französischer Höflichkeit.
    »Oh, daran ist kein Zweifel«, antwortete Froyer, »aber ich muss noch über die Durststrecke der Prozesse gelangen.« Er lachte schon wieder. »Bis dahin verfüge ich kaum über genug Geld, um meine Drinks zu zahlen. Ich fürchte, ich werde spielen müssen.«
    Als er diese Worte sprach, fiel mir meine Begegnung mit Evelyn Draw im Spielkasino von Monte Carlo ein. Ich wollte ein Gespräch mit der Frau beginnen, aber Bodin fragte Emile Froyer bereits nach dem Bootshaus auf der anderen Seite der Bucht.
    »So«, sagte Froyer. »Keine Ahnung. Sind Sie sicher, dass das Haus wirklich meinem Onkel gehörte?«
    »Kein Zweifel. Ich habe beim Grundstücksamt nachgefragt.«
    »Na schön. Und was haben Sie damit im Sinn?«
    Bodin setzte ihm unsere Vermutung auseinander. Er brauchte dabei das Wort »Mord«. Froyer zeigte Unruhe.
    »Sagen Sie nicht so schreckliche Dinge, Inspektor. Als Todesursache ist ein Unglücksfall festgestellt worden.«
    »Es tut mir leid, wenn wir diese Sache wieder aufrühren müssen. Wollen Sie uns erlauben, das Bootshaus

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