0115 - Invasion der Riesenkäfer
Hand mit dem Dolch, und wollte die Waffe losschleudern. So würde er bestimmt treffen.
Die nächste Szene schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Lena Burtles sah, was Gregori vorhatte. Sie warf aus dem Handgelenk heraus die Schale wie eine fliegende Untertasse.
Wie gesagt, die Ränder waren scharf.
Die Schale raste auf Gregori zu, der immer noch den Arm erhoben hatte. Er kam nicht mehr dazu, seinen vergifteten Dolch zu schleudern. Die flache Schale war schneller.
Und plötzlich zeigte sich ein roter Streifen am Hals des Mannes.
Ein letztes Röcheln drang aus der Kehle, die Knie gaben Gregori nach, dann fiel er zusammen.
Tot blieb er liegen.
Lena Burtles stand vor ihm.
Sie schaute auf den Toten hinab, sah, was die Schale angerichtet hatte und schüttelte den Kopf.
»Nein, das…« Ihre Stimme versagte. Schwindel erfaßte sie, und im nächsten Augenblick wurde sie ohnmächtig. So bekam sie das Drama im Keller des Hauses nicht mit …
***
Mandra Korab zeigte sich als Pessimist. Irgendwie konnte ich ihn verstehen, denn er hatte bereits gegen die Löwenfrauen gekämpft und verloren.
Doch jetzt waren wir zu zweit, und wir hatten das Kreuz. Ein Kreuz, das sich nicht rührte. Und dabei waren ja noch andere Zeichen in das Silber eingraviert worden…
Die Löwenfrauen schüttelten die Köpfe. Sie rissen ihre Mäuler auf, wir sahen die gefährlichen Zähne, und der heiße Atem fauchte uns entgegen.
Mandra hatte sein Schwert gepackt. »Auch wenn du ihnen damit eine Verletzung zufügst, sie bluten nicht.«
Ich nickte. Warum griffen sie uns nicht an, weshalb zögerten sie?
Und dann wußte ich es, denn mir wurde der Beweis geliefert.
Unter dem M, dem Zeichen des Erzengels Michael, auf meinem Kreuz befand sich das strahlende, in ein Dreieck eingefaßte Auge.
Es war das Allsehende Auge oder das Auge der Vorsehung. Dieses Symbol wurde auch schon im alten Ägypten zur Darstellung des großen Gottes Osiris gebraucht und ist dann später von der christlichen Lehre mit anderen heidnischen Symbolen übernommen worden.
Dieses Auge entfaltete plötzlich seine Kräfte. Die Löwenfrauen vor uns hatten dem Gott nicht gedient. Sie waren Abtrünnige, nannten sich selbst Götter, doch das rächte sich heute, Tausende von Jahren später.
Auf einmal drang aus dem Auge ein breiter grüner Strahl. Er fächerte auseinander, traf beide Löwenmenschen und hüllte sie mit seiner grünen Aura ein.
Innerhalb dieses Lichtscheins gab es kleine, lautlose Explosionen.
Feuer sprühte, grünes Feuer, das sich als Kranz um die Löwenfrauen legte und sie verbrannte.
Es knisterte und sprühte. Plötzlich waren die Löwenfrauen von einer grünen Lohe umhüllt. Sie versuchten ihren Kopf hochzuwerfen, doch sie erstarten mitten in den Bewegungen.
Die Löwenfrauen wurden wieder zu Stein.
Doch die grüne Kraft des Gottes Osiris ließ nicht locker. Sie durchdrang auch das Gefüge des Steins, riß es auseinander und zerstörte die beiden Löwenmenschen.
Wir hörten Schreie.
Wer sie ausstieß, wußten wir nicht, Sie klangen nur unendlich fern und weit, als lägen Dimensionen dazwischen. Vielleicht waren es die gemarterten Seelen dieser Bestien, aber auch das half ihnen nichts. Von den sphinxhaften Geschöpfen blieb nichts anderes zurück als heller Staub.
Der Strahl fiel wieder zusammen. Er wurde von meinem Kreuz absorbiert.
Mandra Korab und ich atmeten auf.
»Wußtest du das?« fragte mich der Inder.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Auch heute noch ist das Kreuz für mich ein Rätsel. Aber es hat wieder einen kleinen Teil seines Geheimnisses gelüftet.« Und leise sagte ich: »Das Auge des Osiris. Mein Gott, wer hätte das gedacht.«
Wir schauten uns um. Kein Gegner lebte mehr. Sie alle waren erledigt. Die schrecklichen Geschöpfe hatten das bekommen, was sie verdienten.
»Himmel!« rief Mandra plötzlich. »Die Frau!«
O Gott, ich hatte sie in der Aufregung völlig vergessen. Was mochte mit Lena Burtles geschehen sein? Sie war zurückgeblieben und mit ihr Ahmed Gregori.
Sicher würde er sie umbringen.
Ich rief nach ihr.
Keine Antwort.
Aber auch von Gregori hörten wir nichts. Das machte mich stutzig. Wenn er den Kampf gewonnen hätte, wüßten wir das längst.
Was mochte dort oben passiert sein?
***
Wir erfuhren es fast über eine Stunde später, als uns Lena Burtles aus dem Keller befreite. So spät war sie aus ihrer Ohnmacht erwacht. Sie hatte die Schlüssel gefunden, die Tür aufgeschlossen und uns herausgelassen.
Dann sahen wir
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