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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zwischenreich zurückzukehren, in dem sie seit Jahrhunderten verharrten.
    Nach Minuten endlich verstummte Krul. Im Mondlicht glänzte Schweiß auf seiner Stirn. Die Anstrengung der Totenbeschwörung hatte ihn erschöpft, seine Kräfte gefordert, ausgelaugt, die er noch zuvor in sich aufgenommen hatte. Es war ein Wechselspiel, das den Gesetzmäßigkeiten der Magie folgte, die niemand zu durchbrechen vermochte.
    Krul wartete ab. In ihm raste die Unruhe. Er war sich nicht sicher, ob die Beschwörung gelang. Zu selten waren jene uralten Worte angewendet worden, um in ihnen erprobt genug zu sein.
    Doch da…
    Ein Schatten fiel über die Gräber. Eine größere Wolke schob sich vor die silberne Scheibe des Mondes, verdunkelte die Nacht. Nur noch wenige Sterne glommen trübe. Der Wind schien plötzlich stärker zu werden, kälter zugleich, strich pfeifend um die Kreuze und Steine.
    Ogo Krul verspürte die Kälte nicht. Er sah in die Dunkelheit, die die Gräber teilweise verbarg.
    Und… - dort, da bröckelte die Erde auf. Zitternde Finger mit spitzen, langen Nägeln schoben sich aus dem Erdreich, eine Hand, eine zweite…
    Erdverschmiert, abgrundhäßlich, entstellt hob sich ein unheimliches Wesen aus der Erde, stand auf von den Toten. In leeren Augenhöhlen glomm es tückisch.
    Dann wiederholte sich die Szene, wiederholte sich insgesamt sechsmal, bis alle sieben Kreaturen vor dem Albino standen. Ihre glühenden Augen waren auf ihn gerichtet, verlangend, erwartungsvoll.
    Ogo Krul würde sie nicht enttäuschen.
    Da gab die Wolke den Mond wieder frei. Silbriges Licht umfloß die sieben Gestalten. Schlagartig ging eine gespenstische Verwandlung mit ihnen vor. Waren sie gerade noch halbverweste, knöcherne Gestalten, so wurden sie jetzt zu kraftvollen, schlanken Gestalten. Das böse Glühen ihrer Augen erlosch, die Augäpfel bildeten sich neu. In nichts unterschieden die sieben sich jetzt mehr von normalen Menschen.
    Doch! Einen Unterschied gab es noch. Er wurde erkennbar, als einer der sieben den Mund öffnete. Ein dämonisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Zwei spitze Eckzähne schoben sich über die Unterlippe ins Freie.
    Die sieben Vampire waren zu neuem teuflischem Leben erwacht.
    Und kurze Zeit später beleuchtete der fahle Mond gespenstisch jenen lautlosen Zug, der sich dem Dorf näherte. Langsam, mit tödlicher Präzision…
    ***
    Das unterschwellige Gefühl einer dumpfen Drohung, die das ganze Dorf betraf, war nicht gewichen. Marcel lag wach auf dem Bett und starrte gegen die Decke. Er hatte das Fenster geschlossen, obwohl sie sonst nur bei geöffnetem Fenster schliefen. Im Sommer und im Winter.
    Aber irgendwie war es in dieser Nacht anders, bedrückend. Marcel spürte eine unbekannte Gefahr, die von draußen hereindrängte und sich auf sein Bewußtsein legte. Und er fühlte, obwohl sie es nicht aussprach, daß es auch Françoise nicht anders erging, daß sie ebenfalls diese dumpfe Drohung verspürte.
    Etwas Unheimliches geschah in dieser Nacht, etwas, das absolut ungewöhnlich, fremdartig war - und böse!
    Seine Hand tastete nach links, berührte Françoise. Das schwarzhaarige Mädchen fuhr leicht zusammen.
    »Kannst du auch nicht schlafen?« fragte Marcel leise.
    Vor gut einem Jahr hatten sie geheiratet. Sie eine Studentin, gerade 19 Jahre geworden, er knapp nach dem Examen. Hatte vor einer Woche seinen Abschluß als Biochemiker erhalten. Stellenangebote lagen vor, die Zukunft war gesichert. Marcel lächelte, als er sich an die große Feier erinnerte. Fast das halbe Dorf war zusammengekommen, und erst in den frühen Morgenstunden hatten sie sich wieder getrennt.
    Doch das lag nun schon ein paar Tage zurück. War ganz anders gewesen als diese düstere Nacht.
    Françoise schmiegte sich an ihn. »Ich… ich habe Angst«, hauchte sie. »Etwas treibt sich herum, wir…«
    Marcel begann mit Streichelbewegungen. »Du bist doch bei mir, brauchst keine Angst zu haben«, murmelte er beruhigend. »Das weißt du doch.«
    In jenem Moment vernahm er das leise Scharrren. Mit einem jähen Ruck fuhr er hoch, sah zum Fenster. Seine Augen weiteten sich.
    Ihre kleine Wohnung befand sich zu ebener Erde, die Fensterbank lag nur etwas mehr als einen Meter über dem Boden. So war es leicht, daß jemand eindringen konnte. Und…
    Marcel dachte nicht weiter. Sah nur jene nervigen Hände, die am Rahmen des Fensters entlangtasteten, kurz die Scheibe berührten. Sah undeutlich ein im Schatten liegendes Gesicht, in dem Augen wie Kohlen

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