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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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glühten. Sah sekundenlang ein weißes Gebiß aufblitzen, das ihm merkwürdig vorkam. Solch spitze Eckzähne…
    Auch Françoise hatte den Fremden nun entdeckt, der sich an dem Fenster zu schaffen machte. Abermals glitten seine Finger schabend und scharrend über das Holz.
    Marcel preßte eine Verwünschung über die schmalen Lippen. »Warte, Freundchen«, knurrte er, berührte sanft Françoise Schultern und glitt fast lautlos aus dem Bett. »Dir werde ich beibringen, nachts an fremden Fenstern zu spannen…«
    Er registrierte nur, daß es ein Fremder sein mußte, einer, den er nie zuvor im Dorf gesehen hatte. Vielleicht ein herumstrolchender Dieb, der von Ort zu Ort zog und auf Beute aus war. Der glaubte, das Haus sei unbewohnt, weil kein Licht brannte, kein Fahrzeug, nicht einmal ein Fahrrad vor der Tür stand. Weil der kleine Garten etwas verwahrlost aussah, denn die Semesterferien hatten vor einer Woche begonnen, sie waren erst da aus Paris zurückgekommen, hatten noch nicht genügend Zeit gefunden, wieder einmal so richtig aufzuräumen.
    Marcel huschte zur Tür, trat auf den kleinen Korridor hinaus.
    Er erstarrte. Seine Augen durchdrangen die Finternis, fraßen sich an der Haustür fest. Und deren Klinke bewegte sich, wurde langsam niedergedrückt.
    Marcels Lippen umspielte ein hartes Lächeln. Die Tür war abgeschlossen, er hatte vorgesorgt. Irgendwie hatte er das Unheil vorausgesehen, erahnt. Hatte alle Fenster und Türen verriegelt.
    Doch immer noch ahnte er ebensowenig wie seine junge Frau, mit wem sie es zu tun hatten. Ahnte nicht, daß es keine gewöhnlichen Diebe waren, daß sie nur gekommen waren, weil ihre feinen, unmenschlichen Sinne genau ertastet hatten, wer sich im Haus befand. Und weil das Haus am Ortsrand lag, etwas zurückgelegen, klein und unscheinbar.
    »Marcel…«
    Wie ein Windhauch eilte Françoise geflüsterter Ruf ihm nach in den Korridor. »Ja?« gab er leise zurück.
    »Sie sind jetzt zu zweit am Fenster!«
    Marcels Stirn furchte sich. Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
    Seine Hand umklammerte einen langen Eisenftab, der aus unerfindlichen Gründen seit langem hier herumstand. Drei mußten es also sein, denn der an der Tür bewegte immer noch lautlos die Klinke, versuchte die Tür zu öffnen.
    Vor drei Männern fürchtete sich Marcel nicht. Er beschloß, den Hinterausgang zu nehmen und die drei Burschen zu umgehen.
    Françoise hatte das Bett ebenfalls verlassen und stand jetzt zitternd vor ihm, eingehüllt in ein durchsichtiges Negligé, das ihren bezaubernden Körper noch stärker ins rechte Licht rief.
    »Ich schnappe mir die Burschen«, preßte Marcel hervor und wog die Eisenstange in der Hand. »Ruf du unterdessen Philippe an, er soll sofort kommen. Sofort, hörst du? Diese Burschen sollen nicht glauben, sie könnten…«
    Seine letzten Worte vernahm das Mädchen nicht mehr, denn Marcel huschte davon. Mit fliegenden Fingern begann sie die Wählscheibe des Telefons zu drehen. Philippe war der Polizist in dem kleinen Dorf im Loiretal. Der würde verdammt sauer sein, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden…
    Lautlos huschte Marcel aus dem Hinterausgang ins Freie, orientierte sich kurz. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, glitt bis zur Hauskante. Er hörte das trockene Schaben, mit dem die beiden Gestalten immer wieder das Fenster öffneten, nach einer losen Stelle suchten.
    Marcel hob die Eisenstange zum Schlag, war bereit, wie ein Blitz um die Hausecke zu gleiten, anzugreifen.
    Während dessen drang nur monoton das »tüüüt, tüüüt, tüüüt« aus dem Hörer. Die Verbindung kam nicht zustande.
    Françoise zögerte, überlegte. Hatte sie die richtige Nummer gewählt? Sie unterbrach, drehte noch einmal.
    Im gleichen Moment geschah es.
    Der Einbrecher an der Tür schien die Nutzlosigkeit seiner bisherigen Versuche eingesehen zu haben und griff jetzt zu anderen Mitteln.
    Françoise sah zufällig zur Tür hinüber. Da packte sie das Grauen. Denn um das Türschloß herum entstand eine silbrige Aura, hüllte es ein. Die Konturen verwischten, verschwammen bis zur Unkenntlichkeit. Und dann… klaffte ein Loch dort in Tür und Rahmen, wo soeben noch das Schloß gewesen war…
    Die Tür schwang auf…
    Fahles Mondlicht drang herein - ließ den hart konturierten Schattenriß eines dicken Mannes hervortreten, der blitzschnell zur Seite trat, den Eingang freigab…
    Ein erstickter Schrei drang über die Lippen des jungen Mädchens. Was - was war das gewesen? Dieses

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