0116 - König der Vampire
silbrige Leuchten?
Neben dem ersten Mann schob sich jetzt ein zweiter in den Eingang, kam näher. Drohend, groß, breitschultrig. Françoise sah den riesigen, unbekleideten Giganten auf sich zugleiten, lautlos fast, nur leicht mit den Fußballen den Boden berührend.
Ein gellender Schrei entrang sich ihrer Kehle. Da war der Fremde heran, warf sich auf sie. Sie schlug verzweifelt um sich, spürte, wie der hauchdünne Stoff zerriß, fühlte, wie zwei spitze Zähne sich in ihren Hals bohrten.
Da erschlaffte sie, sank kraftlos in sich zusammen und dämmerte langsam hinüber in jene schattenhafte graue Zone, aus der es keine Rückkehr mehr gab…
Zur gleichen Zeit, als ihr gellender, in höchster Todesangst ausgestoßener Schrei erscholl, sprang Marcel los, fuhr um die Hauskante und sah die beiden Gestalten am Fenster direkt vor sich. Sekundenlang war er verdutzt, waren sie doch nackt. Dann aber fuhren seine Fäuste herunter, die die Eisenstange umklammerten, prallten gegen den ersten der beiden Männer, schleuderte ihn zu Boden. Kein schmerzhafter Aufschrei kam über seine Lippen. Der zweite fuhr herum, sein Mund klaffte auf zu einem wütenden, fauchenden Schrei und entblößte abermals die spitzen, weißen Eckzähne.
Ein Vampir! schoß es Marcel durch den Kopf. Entweder machte sich hier jemand einen makabren Scherz, oder…
Er kam nicht mehr zu einem zweiten Schlag. Plötzlich waren sie da, kamen lautlos von allen Seiten, fielen über ihn her. Kräftige Gestalten, denen er keinen Widerstand entgegenzusetzen hatte. Sie rissen ihn zu Boden, einer warf sich auf ihn, biß mit den Eckzähnen zu…
In den letzten Sekunden seines Lebens sah er noch einen fetten Albino herantreten, der Szenerie zusehen. Ein befriedigtes Lächeln lag auf dem Gesicht des Albinos.
Dann glitt auch Marcel hinüber ins Reich der Toten…
»Nehmt ihnen das Blut!« befahl Ogo Krul kalt. »Sie sollen keine Untoten werden, wir brauchen sie nicht mehr. Sie wären uns eher lästig, würden unsere Pläne gefährden? Und - beeilt euch, ich konnte nicht mehr erkennen, ob die Frau nicht doch angerufen und Verstärkung geholt hat. Diese verdammten Holzwände haben mich gehandicapt…«
Danach begannen sie das Haus zu durchsuchen, öffneten die Schränke, versorgten sich mit Kleidung. Denn wie Ogo Krul wußten sie nur zu gut, daß sie sich in ihrem nackten Zustand, direkt den Gräbern entstiegen, keinesfalls in die Zivilisation begeben durften…
Die ganze Aktion dauerte nur zwanzig Minuten. Dann verließen die sieben Vampire und der Albino das Haus wieder, verschwanden in der Finsternis. So lautlos, wie sie gekommen waren.
Erst in den frühen Morgenstunden würde man die beiden Toten finden.
Das Grauen, fünfhundert Jahre lang in die Dunkelheit der Erde verbannt, war wieder ausgebrochen…
***
Am Vormittag des darauffolgenden Tages geschah dann das, was Krul nicht mit in sein Kalkül einbezogen hatte, was sogar drohte, seinen Plan vollständig scheitern zu lassen…
Die Vampire hatten zwei große Autos aufgebrochen und waren mit ihnen gestartet, hatten gegen Morgen Roanne erreicht, ein gemütliches Städtchen 267 Meter über dem Meeresspiegel.
In der Nähe des großen Marktplatzes stoppten die beiden Citroèns mit quietschenden Bremsen. Wenngleich auch die Vampire niemals in ihrer früheren Existenz mit motorgetriebenen Fahrzeugen in Berührung gekommen waren, so vermochten sie doch auf rätselhafte Weise mit ihnen so gut, besser fast noch, umzugehen als mit Pferdewagen.
Sie wollten an diesem Tag in Roanne bleiben, erst am nächsten Morgen zum Château Montagne, dem Stammsitz Professor Zamorras, aufbrechen. Krul beschloß, sich nach einer Unterkunft umzusehen, in der sie den Tag und die Nacht verbringen konnten. Die Vampire waren zwar nicht von der Dunkelheit abhängig, vermochten sich gegen die sonst tödlichen Strahlen der Sonne gut zu wappnen, aber… Krul wußte, daß sie auffallen würden. Ihre Bewegungen waren zu ungewöhnlich, rhythmisch, irgendwie abgehackt wie die von Robotern.
Ogo Krul sah sich um, betrat die Straße. Und in genau jenem Moment geschah das Unheil.
Mit quietschenden Bremsen schoß ein kleiner Simca um eine Hausecke. Zu spät sah der Fahrer den Albino, der sich bereits auf Straßenmitte befand, konnte nicht mehr bremsen oder das Lenkrad herumreißen. Es gab einen dumpfen Schlag, ein Körper wirbelte durch die Luft, wurde an die gegenüberliegende Straßenseite geschleudert und blieb dort reglos liegen. Der Simca, von
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