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0116 - König der Vampire

0116 - König der Vampire

Titel: 0116 - König der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewußt. Eine magische Schutzsphäre umgab die Anhöhe, hielt die Bewohner des Dorfes in diesen Minuten in ihren Häusern zurück. Ohne daß sie auch nur im geringsten ahnten, weshalb, verspürte niemand von ihnen Lust, sein Haus zu verlassen oder auch nur aus dem Fenster zu sehen in jene Richtung, in der der Albino sich als düstere, drohende Silhouette vor der Silberscheibe des aufgehenden Mondes abhob.
    Doch jetzt kam Bewegung in die bauchige Gestalt. Ogo Kruls Körper straffte sich, dann verließ er die Anhöhe, schritt den lehmigen Weg hinunter ins Tal, jenem düsteren Ort entgegen, auf dem er zu finden erwartete, was er benötigte. Genauer, wen er benötigte…
    Am späten Nachmittag war ein kurzer, aber heftiger Sommerregen niedergegangen und hatte den Boden aufgeweicht. Stellenweise sank der Albino zentimetertief in den weichen Boden des Pfades ein. Schmatzende Geräusche entstanden, wenn sich seine Schuhe wieder aus dem Lehm lösten. Manchmal, an leicht abschüssigen Stellen, mußte der Albino waghalsig balancieren, um nicht auszurutschen.
    Dann endlich wurde der Boden eben, und ein mit Pflastersteinen befestigter Weg führte zu jenem Areal, das von hohen Hecken und mächtigen, alten Bäumen überschattet wurde, über dem ein geheimnisvoller, unheimlicher Hauch lag, eine Atmosphäre, die die Menschen daran hinderte, dieses Gelände nach Einbruch der Dunkelheit zu betreten. Denn zu tief war in ihnen noch der Glaube aus alten Zeiten verwurzelt, der ihnen sagte, die Nacht gehöre den Toten…
    Ogo Krul war allein unterwegs in dieser Nacht. Niemand begegnete ihm, niemand verfolgte ihn. So erreichte er das große schmiedeeiserne Tor, das sorgfältig verschlossen war.
    Der Albino verharrte sekundenlang. Dann schoß in einer rasendschnellen Bewegung seine rechte Hand hoch, umschloß jenes massive, stählerne Vorhängeschloß, welches das Tor verriegelte. Und im gleichen Moment begann es zu schmelzen, zerfloß förmlich unter dem Einfluß einer kalten, gefährlichen Energie, die von Kruls Handfläche ausging.
    Mit dem Fuß berührte Krul das mächtige Tor. Mit nervenzerreißendem Quietschen schwang es auf, doch Krul fuhr nicht einmal zusammen. Er brauchte nicht zu erschrecken, wußte, daß er allein war. Denn seine tastenden Geistfinger hatten längst erkannt, daß niemand unterwegs war in dieser Nacht - von ihm abgesehen. Doch das würde sich ändern, bald…
    Der Sand knirschte unter seinen Sohlen, als er sich über die verschlungenen Pfade des Friedhofes bewegte. Die Kreuze und Monumente warfen seltsame Schattenmuster. Manchmal sah es so aus, als vollführten die Schatten einen unbekannten Regeln folgenden Tanz. Ein leiser Windhauch strich durch die Baumwipfel und erzeugte ein einschläferndes Rauschen.
    Da verharrte Krul jäh. Seine nachtsichtigen, roten Augen erfaßten, was er gesucht hatte. Sieben dicht beieinander liegende Gräber, auf denen sich kein Kreuz, kein Monument erhob. Ungeschmückt, von Unkraut überwuchert, lagen sie da im fahlen Mondlicht.
    Das war es, was er gesucht hatte. Die sieben Vampire… Uber fünfhundert Jahre mochte es her sein, daß man sie hier verscharrt hatte, jene sieben bösartigen Geschöpfe, die das Land terrorisiert hatten und ihren hohen Blutzoll forderten. Einen Blutzoll, dem sich die Bevölkerung seinerzeit schließlich dadurch entzog, daß sie einen berühmten Hexenjäger zu Hilfe rief. Nach zähem Kampf gelang es jenem Mann, dessen Name im Dunkel des Vergessens versunken war, die sieben Vampire zu besiegen, auszulöschen. Man hatte sie hier eingescharrt. Erst lange Zeit später war dann hier der neue Friedhof errichtet worden. Doch jene sieben Gräber waren niemals angetastet worden, hatten die Jahrhunderte überdauert. Eine unerklärliche Furcht hielt die Menschen davon ab, sich ihnen auch nur zu nähern. Im Umkreis von dreizehn Metern um die sieben Gräber herum gab es nichts… keinen Weg… kein anderes Grab… nur Unkraut, Disteln, Brennesseln…
    Auf Kruls Gesicht zeigte sich triumphierendes Lachen. Abermals setzte er sich in Bewegung, überwand die kurze Distanz, die ihn noch von den Vampirgräbern trennte und blieb mitten unter ihnen stehen. Er reckte die Arme empor und begann zu sprechen.
    Unmenschliche Laute drangen über seine Lippen, wurden zu magischer Kraft und stießen in ferne Zeiten und Räume vor. Ein Lockruf, mächtiger als alles andere, zwingend, fordernd. Und sieben böse Wesenheiten vernahmen den Ruf, wurden gezwungen, ihm zu folgen und aus jenem

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