0119 - Der Weiße Magier
– natürlich.« Er war völlig durcheinander. So etwas hatte er noch nie erlebt.
Der Rocker lag noch immer auf dem nassen Asphalt.
»Ist er tot?« fragte Cocky.
»Nein in einer halben Stunde ist alles vorbei. Es ging nicht anders. Steigen Sie ein, wir müssen weiter.«
»Klar, Myxin, klar.« Cocky wischte sich über die Stirn und kletterte in den Truck.
Myxin stieg ebenfalls ein.
Schweigend fuhren sie ab. Hin und wieder warf Cocky Myxin einen scheuen Blick zu.
Der Magier sagte nichts, er lächelte nur still in sich hinein. So ganz wehrlos war er nun doch nicht…
Hatte Cocky vorher darauf bestanden, weiterhin Geschichten zu hören, so sprach er jetzt kein Wort mehr darüber. Er schaute nur stur geradeaus.
Sie rollten weiter durch die Nacht. Irgendwann schaltete Cocky das Radio an.
Tanzmusik drang aus den beiden Boxen der Auto-Stereoanlage.
Die Straßen wurden trocken, sie fuhren besserem Wetter entgegen.
Es herrschte kaum Verkehr.
Schließlich hatte Cocky sich überwunden und stellte die Frage.
»Wie hast du es nur geschafft?«
»Du meinst den Rocker?«
»Ja.«
»Hm.« Myxin lächelte verstohlen und schaute durch die breite Scheibe, wo der Lichtteppich der beiden Scheinwerfer über die Fahrbahn Avancierte. »Es war ein Karatetrick, mehr nicht.«
»Das glaube ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Nein, Karate sieht anders aus. Was du gemacht hast, war schon Zauberei. Ja, Hexerei.« Cocky nickte entschlossen.
»Unsinn, so etwas gibt es nicht.«
»Das hatte ich bisher auch immer gedacht. Aber wie der da lag und der Schimmer ihn einhüllte…«
»Welcher Schimmer?«
»Dieser grüne Schein.«
»Den habe ich nicht gesehen«, behauptete Myxin.
Cocky lachte. »Jetzt willst du mich auf den Arm nehmen. Der Rocker ist doch davon eingehüllt worden, als er auf dem Boden lag.«
»Du täuschst dich.«
»Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr, was ich noch glauben soll«, sagte Cocky. »Also gut, ich habe mich getäuscht. Zufrieden?«
Myxin lächelte nur. Er konnte den Fahrer gut verstehen, doch der kleine Magier wollte ihm nicht die Wahrheit sagen. Für den Mann wäre wirklich eine Welt zusammengebrochen.
Er bedankte sich noch einmal mit stotternden Worten für seine Lebensrettung.
»Die hätten mich fertiggemacht«, flüsterte er. »Solche Typen sind auf Mord aus.«
»Kennst du dich da aus?«
Cocky nickte. »Ich selbst bin zwar heute zum erstenmal überfallen worden, aber Kollegen hat es erwischt. Vor drei Wochen erst war ich auf einer Beerdigung. Der Mann hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Ich kann dir sagen, das ging an die Nerven. Und hinter den Überfällen stecken Banden, die zuvor mit guten Informationen versorgt werden. In den Kontoren der Speditionen gibt es einen Verräter.«
»Habt ihr die Polizei eingeschaltet?« fragte Myxin.
»Ja, aber dabei ist nichts rausgekommen.«
Im Osten wurde es bereits hell, und sie fuhren noch immer. An der nächsten Tankstelle pausierten sie für ein paar Minuten. Cocky trank wieder Kaffee, während Myxin nach Süden schaute, wo die Riesenstadt London lag.
Sie umfuhren Birmingham und nahmen die letzte Strecke unter die Reifen.
Gegen Mittag erreichten sie endlich ihr Ziel.
»Wo genau mußt du hin?« fragte Cocky.
Myxin hob die Schultern. »Wenn du in die City fährst, kannst du mich irgendwo absetzen. Wenn nicht, laß mich jetzt raus.«
»Ich muß zum Hafen.«
»Dann steige ich an der Waterloo Bridge aus.«
»Gemacht.«
Sie wühlten sich durch den Londoner Verkehr. Myxin schaute sich aufmerksam um. Er spürte die Spannung, die ihn erfaßt hatte.
Endlich am Ziel.
Als er dann ausstieg, bedankte sich Cocky, der Fahrer, noch einmal. Myxin winkte nur ab, lächelte und verschwand.
Eine Stunde später stand er vor dem Haus, in dem Suko und ich wohnten.
Er fuhr hoch, schellte bei mir, doch niemand öffnete.
Myxin versuchte es bei Suko.
Der war zu Hause.
Tellergroß wurden die Augen des Chinesen, als er den kleinen Magier sah.
»Du hier?« sagte er.
»Ja.«
»Mensch, komm rein.«
Es gab im Moment nichts, was Myxin lieber getan hätte.
Sukos Anruf erreichte mich im Büro. Was mir der Chinese zu sagen hatte, riß mich fast vom Schreibtischstuhl.
»Myxin ist bei dir?« fragte ich überrascht.
»Ja.« Suko räusperte sich. »Er will dich sehen, John. Ich glaube, er hat einiges zu erzählen.«
»Bin schon unterwegs«, erwiderte ich und legte auf.
Eigentlich war ich mit Sir James Powell, meinem Chef, verabredet gewesen, doch das hatte Zeit.
Ich
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