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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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führten: Sie hatte Saakuuls Witterung aufgenommen. Er konnte ihr nicht mehr entkommen.
    Auf halber Strecke kam ihr ein Mensch entgegen. Entsetzen in seinem Gesicht und eine Kette mit einem winzigen Talisman um seinen Hals. Der Mann wich zur Wand zurück, als Ayscha fauchend heranfuhr.
    Sie erhob schon den Kopf, um zuzustoßen, um ihre Zähne in den Hals des Menschen zu graben und ihm das Genick zu brechen.
    Doch dann brachte sie es nicht fertig. Er war ein Mensch. Ein »Nachgeborener«. Ein von Saakuul geknechteter und mißbrauchter Wurm. Sie ließ ihn mit seiner Todesangst stehen und schlängelte sich weiter. Immer tiefer hinab in das Gewirr von Grüften und Gewölben.
    Obwohl sie noch nie vorher hiergewesen war, fand sie sich zurecht. Es war nicht so schwer. Eine Kreatur wie Saakuul würde sich auf den tiefsten nur findbaren Punkt zurückziehen, wenn er Zuflucht suchte. Deshalb suchte Ayscha nach Schrägen und Gefällen.
    Über ihr türmten sich bereits Dutzende von Metern gewachsenen Felsens, als sie Saakuuls Witterung empfing, wie sie so stark vorher noch nicht gewesen war. Sie war am Ziel. Sie hatte ihn in die Enge getrieben. Von hier aus gab es kein Entrinnen mehr.
    Ein gefliester Gang führte schräg abwärts. Ayscha verwandelte sich in ihre ursprüngliche Gestalt zurück. Nur nicht mehr so groß, damit sie sich ungehindert bewegen konnte.
    Nach Jahrhunderten sah sie sich zum ersten Mal wieder ihrem Bruder gegenüber. Auch er hatte seine ursprüngliche Gestalt angenommen. Im Gegensatz zur weiblichen Art hatten die Reptilienmännchen stumpfe Schnauzen. Ihre Schädel waren fast so rund wie die eines Menschen und ähnelten einem Schädelknochen. Erst bei genauerem Betrachten fiel einem auf, daß anstelle der Zähne spitze Widerhaken saßen. Die Haut war schuppig und bläulich und leuchtete fahl in der Dunkelheit. Obwohl beide auch ohne Licht hätten sehen können, blakten einige Fackeln an den Wänden. Im Hintergrund erkannte Ayscha eine Art Sarkophag mit einem seltsamen Deckel, die Form ein mystisches Symbol ihrer Ahnen, das ein Weiterexistieren nach dem Tode garantieren sollte.
    Aus der Truhe leuchtete es glutrot.
    Die »Schale des Blutes«! Hier hatte er sie versteckt!
    Saakuul stand an die Rückwand gelehnt. Alle Selbstsicherheit war von ihm abgefallen. Ein zitterndes, wimmerndes Bündel Angst und Elend. Aber Ayscha hatte kein Mitleid mit ihm. Zu groß waren die Verbrechen gewesen, die in Saakuuls Namen geschehen waren.
    Auch er fühlte, daß die Stunde der Entscheidung gekommen war, daß er keine Gnade mehr erwarten durfte. Abgrundtiefer Haß loderte aus den dunklen Höhlen seiner Augen. Doch Ayscha glaubte, auch eine Spur nur mühsam unterdrückten Triumphes zu erkennen. Sie hatte einen Fehler gemacht, nur wußte sie noch nicht genau, welchen.
    Saakuul machte nicht einmal mehr den Versuch, sie umzustimmen, denn er wußte genau, was sie vorhatte. Sie würde ihn verbannen. Ihn in dieser Gruft festnageln, bis er von selbst verging und damit unschädlich wurde.
    Doch sie hatte die Macht der rubinroten Schale unterschätzt, und das gab Saakuul die Kraft, sich einsperren zu lassen, denn er würde Ayscha überdauern und ungehindert dort weitermachen, wo er aufgehört hatte, während Ayschas Seele langsam dahinsterben würde.
    Aber Dämonen hatten Zeit. Sehr viel Zeit. Sie maßen die Jahrtausende nicht. Und Saakuul war zum echten Dämon geworden. Zum Dämon der Schale.
    Ayscha sprach die Worte, die notwendig waren. Sie sprach den Bann der weißen Magie über ein Wesen der Finsternis, das einst ihr Bruder gewesen war.
    Saakuul zog sich ohne Gegenwehr zurück in den Sarkophag, wurde dort zu einem Nebel, den die Kristallfacetten aufzusaugen schienen. Bis von Saakuul nichts mehr da war. Nichts Fühlbares auch für das Geistwesen Ayscha.
    Sie versiegelte die Grotte, legte ein unsichtbares Netz rund um die Gruft, das Saakuul aus eigener Kraft nicht mehr durchbrechen konnte.
    Dann verließ sie Saakuuls Burg und überließ sie dem Sand, den Stürmen und den Zeiten.
    »Ich wußte bald«, endete Ayscha ihren Bericht, »welchen unverzeihlichen Fehler ich begangen hatte. Ich hätte den Menschen mit dem Talisman töten müssen und das Amulett vernichten. Den Mann habe ich später noch gefunden. Den Unglücksbringer nicht mehr. Bis er vor etwa dreißig Jahren plötzlich wieder auftauchte. Aber da war ich schon zu alt und zu schwach geworden, um selbst noch etwas unternehmen zu können. Meine Kräfte sind erlahmt, und ich fühle

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