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0119 - Königin der Seelenlosen

0119 - Königin der Seelenlosen

Titel: 0119 - Königin der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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verengten Augen.
    »Haben Sie etwas verspürt, seit Sie diesem al Jateff dieses Ding hier abgenommen haben? Innerlich, meine ich. Zeitweise Veränderungen Ihrer Psyche.«
    Justin Malder grinste jungenhaft.
    »Ich kann mir vorstellen, worauf Sie anspielen. Aber ich kann Sie beruhigen.« Er faßte ein zweites Mal in die Tasche. »Hier«, sagte er und drückte Zamorra einen faustgroßen Steinsplitter in die Hand.
    Der Dämonenjäger hatte ihn schon einmal gesehen. In den Bildern, die Ayscha ihnen gezeigt hatte. Das war der Siegelstein zur Grotte gewesen, die die Königin der Toten für immer verschlossen zu haben glaubte.
    »Sie haben unverschämtes Glück gehabt«, sagte Zamorra zu dem jungen Mann. »Ohne dieses Ding hier würden Sie vermutlich schon längst neben van Straaten in der Leichenhalle liegen. Oder hat man ihn schon beerdigt?«
    »Er wurde nach Belgien überführt. Morgen oder übermorgen soll jemand kommen, um das Projekt zu übernehmen.«
    »Viel werden Sie nicht mehr finden«, meinte Zamorra. »Das Gewölbe, auf das van Straaten gestoßen ist, war das unterste einer ehemaligen riesigen Burg.«
    Justin Malder starrte den Professor aus Frankreich verblüfft an. Über van Straatens Theorien hatte er noch nichts verlautbaren lassen. Auch hatte er sein eigenes Erlebnis in der Grotte abgeschwächt und mit dürren Worten abgehandelt, um nicht abergläubisch oder unglaubwürdig zu erscheinen.
    »Haben Sie auch die Schale gesehen?« fragte Zamorra weiter, und nun kannte Justin Malders Erstaunen keine Grenzen mehr. Er wurde aschfahl im Gesicht. Seine Nasenflügel zuckten. Unwillkürlich wich er einen halben Schritt von Zamorra zurück.
    Der Dämonenjäger lächelte.
    »Vor mir brauchen Sie nun wirklich keine Angst zu haben. Es ist mein Beruf, über dieses Gebiet mehr zu wissen als die allermeisten Menschen. Wir sind zwar zwei Tage später gekommen, als Sie erwartet haben, aber das bedeutet nicht, daß wir seit unserer Ankunft in Rabat Däumchen gedreht hätten.«
    »Entschuldigen Sie, Monsieur. Aber ich…«
    Zamorra winkte ab.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich verstehe Ihre Gefühle. Würden Sie uns jetzt zur Grotte bringen?«
    Justin Malder versteifte sich.
    »Sie wollen da hinein? Nach allem, was geschehen ist?«
    »Es ist vollkommen ungefährlich«, behauptete Zamorra und schob Justin Malders Stein in die Tasche. »Natürlich brauchen Sie nicht mit hineinzugehen.«
    »Da wäre ich Ihnen wirklich sehr verbunden, Monsieur. Ich bin nicht feige, aber…«
    »Sie haben schon mehr mitgemacht, als einem Mann zuzumuten wäre, ohne daß er ausflippt«, meinte Zamorra. »Ich halte Sie nicht für feige. Sie haben schon längst das Gegenteil bewiesen. Aber gehen wir jetzt, solange wir noch etwas Licht haben.«
    Justin Malder setzte sich in Bewegung. Zamorra, Bill und Nicole folgten ihm. Am Beginn der Schräge blieb Malder stehen.
    »Danke«, sagte Professor Zamorra. »Ab hier finde ich mich auch allein zurecht.«
    »Sie reden, als wären Sie schon einmal hier gewesen.«
    »Vielleicht bin ich das«, erwiderte Zamorra mit sphinxhaften Lächeln und bemerkte zu spät, daß er den jungen Wissenschaftler damit nur erschreckte.
    Er ließ ihn stehen. Er wollte die Geschichte zu einem Ende bringen. Zu einem Ende, wie es in Ayschas Interesse lag.
    Er fand alles so vor, wie er es in seinem Traumbild gesehen hatte. Ein Rest von Tageslicht fiel noch in die Grotte, die bis vor wenigen Tagen von den Jahrtausenden unberührt unter einem Berg von Verwitterungsschutt und Geröll gelegen hatte.
    Der Sarg mit dem pagodenähnlichen Dach stand auf einem etwas überhöhten Podest. Bill hatte eine Taschenlampe zum Vorschein gebracht und richtete den Lichtfinger auf das steinerne Verlies. Zamorra war ganz froh, daß Justin Malder nicht mit heruntergekommen war. Er würde ohnehin nie begreifen, was sich bald abspielen würde.
    Zamorra legte den Siegelstein auf den Sarkophag, holte sein Amulett heraus, das noch heller strahlte als die Glühbirne in der Taschenlampe Bill Flemings.
    Uber dem Deckel des Sarkophags hielt er die Goldminiatur gegen das silberne Zaubermetall Leonardo de Montagnes. Die Nachbildung der steinernen Truhe verformte sich, kaum daß die beiden Anhänger sich berührt hatten. In dicken, zischenden Tropfen patschte das Gold auf den Sarkophag hinunter.
    In dessen Innerem wurde ein hohles, gequältes Wimmern laut. Unsichtbare Fäuste versuchten, Zamorra von seinem Platz wegzureißen, doch der Dämonenjäger wich keine

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