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Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin

Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin

Titel: Rolf Torring 082 - Die Tempel-Tänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel  
    Deutsche in Not
     
    »Können Sie sich nicht etwas vorsehen?" rief ich, denn der Stoß, den ich von dem breitschultrigen Manne bekommen hatte, war so kräftig gewesen, daß ich zur Seite taumelte. Meine Schulter, gegen die der hünenhafte Kerl gestoßen war, schmerzte sogar, obwohl ich bestimmt nicht empfindlich bin. Ich rieb sie mir und blickte dem Manne nach.  
      In meiner Erregung hatte ich mich der deutschen Muttersprache bedient. Da machte der Mann, der mich angerempelt hatte, mit kurzem Ruck kehrt und kam zurück. Ich blickte vielsagend Pongo an, denn die Bewegungen des Hünen kamen mir wie eine Drohung vor. Wollte er mich vielleicht weiter belästigen, weil ich meiner berechtigten Entrüstung Luft gemacht hatte?  
      Pongo trat dicht neben mich. Als ich aber in das Gesicht des Herankommenden sah, wußte ich sofort, daß seinem Näherkommen keine feindliche Absicht zu Grunde liegen konnte. Sein Gesicht hatte einen sorgenvollen Ausdruck. Ich erkannte auf den ersten Blick, daß ich es mit einem gutmütigen Menschen zu tun hatte. Da war ich ihm gleich nicht mehr gram, zumal er klare, blaue Augen hatte. Ich durfte also annehmen, daß er tief in Gedanken gewesen war und mich unbeabsichtigt gestoßen hatte.  
      „Entschuldigen Sie bitte, mein Herr!" sagte er. "Ich war mit meinen Gedanken ganz wo anders. Sind Sie Deutscher? Dann freut es mich, einen Landsmann zu treffen."  
      Da er seine Entschuldigung so nett vorbrachte und ebenfalls Deutsch sprach, reichte ich ihm die Hand:  
      „Grüß Gott! Einen Landsmann trifft man in Gwalior nicht alle Tage. Sind Sie hier ansässig?"  
      „Nein," war die Antwort, „wir sind erst vor vier Tagen hier angekommen. Ich wußte vorher, daß es Unannehmlichkeiten geben würde. Und jetzt sind der Kapitän, sein Sohn und der Doktor verschwunden, einfach spurlos verschwunden! Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll."  
      „Ich vermutete gleich, daß Sie zur See fahren," sagte ich. "Was sagten Sie bitte eben von Ihrem Kapitän, seinem Sohn und einem Doktor? Sie sind verschwunden? Wie ist denn das geschehen?"  
      „Eine eigenartige Geschichte, mein Herr," meinte der Riese und kratzte sich nervös am Kinn. "Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das alles erzählen darf. Ich werde schon selbst zusehen müssen, daß ich sie wiederfinde. Nichts für ungut, mein Herr. Verzeihen Sie meine Nervosität! Ich muß weiter."  
      „Nicht so eilig, Landsmann!' rief ich. "Wenn Sie so planlos durch die Straßen laufen, werden Sie Ihren Kapitän bestimmt nicht finden. Sie dürfen mir Ihr Vertrauen schenken. Ich bin Hans Warren, der Freund Rolf Torrings."  
      „Dann wäre Ihr Begleiter also Pongo?" fragte der Riese. Über sein Gesicht lief ein Strahlen. „Das freut mich sehr. Ja, Ihnen kann ich die Geschichte erzählen. Vielleicht können Sie mir sogar helfen. Wo ist denn Ihr Freund, Herr Torring?"  
      „Er ist zu Hause," erwiderte ich. „Wir wohnen bei Polizeichef Henderson. Mein Freund wollte ein paar seltene Tiere präparieren, die er gefangen hat Ich habe mir inzwischen die Stadt angesehen. Kommen Sie mit, mein Freund wird sich freuen."  
      „Das möchte ich lieber nicht tun," meinte der Hüne zögernd. "Mit der britischen Polizei möchte ich nicht in Berührung kommen. Nicht daß wir etwas verbrochen haben, aber wir müssen uns in acht nehmen. Ach so, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Hein Gruber. Schon vor dem Kriege war ich Bursche beim Kapitän, ich habe auch seinen Sohn, den Jörn, vor dem Kriege betreut. Ihnen kann ich ja das alles erzählen, aber ins Haus des britischen Polizeichefs möchte ich nicht mit. Er hat bestimmt unseren Namen schon gehört und weiß dann, wer unser Kapitän ist. Darf ich Sie bitten, Herr Warren, mit Ihrem Freund in unsere Wohnung zu kommen?"  
      Da der Mann einen aufrichtigen und ehrlichen Eindruck machte, interessierte es mich sehr, was er zu erzählen hatte. Eine schlechte Tat konnte man ihm auf keinen Fall zutrauen.  
      „Gut, Herr Gruber," antwortete ich, „wir werden kommen. Wo haben Sie Logis genommen?"  
      „Sie werden das recht merkwürdig finden, Herr Warren," sagte der Seemann etwas verlegen, „wir konnten es nicht anders machen. Wir lagern außerhalb der Stadt in einer Felsenschlucht, westlich von hier. Der Weg ist nicht zu verfehlen, wenn Sie die einzige nach Westen führende Straße ungefähr zwei Kilometer entlanggehen. Sie kommen bald in einen

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