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0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

Titel: 0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marihuana ist kein blauer Dunst
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zurückgezogen. In der Aushöhlung musste etwas von dem Inhalt Zurückbleiben, genug um chemisch zu analysieren, was ich mit mir herausschleppte. Kein Zweifel, dass der Junge ein Kollege war, aber dennoch konnte ich hier keine Verbrüderungsszene mit ihm feiern.
    Während ich noch sein Handgelenk hielt und in der anderen Hand die Tasche trug, schlug er mit der freien Faust zu.
    Jawohl, das war ein Kollege. Auch seine Schlagtechnik bestätigte es. Ich hatte alle Mühe, auf den Beinen zu bleiben.
    Im Handumdrehen drängte er mich mit einem halben Dutzend linker Haken in die Toreinfahrt hinein. Ich merkte, dass er den Fall ohne Aufsehen erledigen wollte. Auf der Straße liefen noch ’ne Menge Leute herum, und wenn es zu einem Auflauf kam, die Polizei erschien, und er das Pech haben sollte, dass ich kein Marihuana mit mir herumschleppte, so gab das Schwierigkeiten für ihn. Ich andererseits war ebenso daran interessiert, mich nicht mit fünfzehn Kilo Rauschgift in der Tasche zu einem Polizeirevier schleppen zu lassen. So trafen sich unsere Interessen, und uns beiden erschien die Toreinfahrt als günstige Gelegenheit, unsere Differenzen auszutragen.
    Ich ließ die Tasche fallen und presste ihn gegen die Mauer. Er war etwas leichter als ich, aber zäh wie Leder. Nur dadurch, dass ich mich gegen ihn drängte, konnte ich seinem linken Feuerwerk einiges von der Wirkung nehmen. Ich nahm die rechte Hand zur Hilfe und presste ihm die Finger auseinander. Er leistete jeden Widerstand, holte Luft und schlug mit der linken Faust hoch, um sich freizuschlagen.
    Ich sage Ihnen, der Brocken raubte mir fast die Besinnung. Ich taumelte rückwärts, freilich nicht die Hand mit der Hohlnadel freigebend. Dann warf ich mich wieder nach vorn und hämmerte dabei seine Faust mit den Fingerknöcheln gegen die Mauer. Das reichte. Ich hörte die Nadel metallisch auf den Beton klirren. Im gleichen Augenblick verpasste er mir noch ein Ding, und jetzt war ich so gut wie groggy. Meine Arme fielen herunter, und ich torkelte rückwärts. Hätte er in diesem Augenblick seine Nadel aufgehoben und wäre abgehauen, ich wäre nicht imstande gewesen, ihm zu folgen. Er aber wollte mich erst ganz kampfunfähig machen, und so vergab er seine Chance.
    Er kam mir nach und schob mich zurecht, um mich abzuschießen. Alles, was ich noch tun konnte, war, in den Clinch zu gehen. Ich umklammerte ihn so, dass kein Feigenblatt mehr zwischen uns Platz hatte. Er wollte mich zurückdrücken, aber ich war größer und schwerer, und in gewisser Weise ruhte ich mich auf ihm aus.
    Er fing mit sämtlichen Tricks an, die die FBI-Akademie zu vergeben hat. Erst wollte er mir die Füße wegschlagen. Es gelang ihm auch, aber da ich ihn eisern festhielt, wäre er mit umgefallen, wenn er mich nicht gehalten hätte. Anschließend beschäftigte er sich mit hässlichen Griffen an meinem Kopf, alles sehr üble Sachen, bei denen man nachgeben muss, wenn man nicht schon vorher weiß, was der Gegner zu tun beabsichtigt. Ich wusste es und brauchte nicht nachzugeben, sondern konnte mich leidlich erholen, bis die Sterne vor meinen Augen untergingen, ich wieder klar sah und auch über genügend Luft in den Lungen und Halt in den Knien verfügte. Ich löste mich aus dem Clinch und aus dem erfolglosen Hin- und Hergeschiebe, das daraus entstanden war. Als ich losließ, zuckte von der anderen Seite sofort wieder eine Rakete herüber. Ich konnte sie gerade noch vermeiden.
    Dieses Mal ließ ich meinen Freund nicht kommen. Ich ging ihn an. Ich bot ihm die offene Feldschlacht, und er akzeptierte sie. Wie fintierten ein bisschen links und rechts, und dann prasselte der Schlaghagel auf beiden Seiten gleichzeitig los.
    Ich hatte nur einen Vorteil: Ich war schwerer! Im Übrigen hatte ich nur Glück. Gleich der dritte oder vierte Haken hatte einen Zusammenstoß mit seinem Kinn, und jetzt waren es seine Augen, die glasig wurden. Dann hörte ich, dass sein Atem pfiff, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass er nicht mehr lange stehen würde.
    Das Ende kam undramatisch. Der Schlag traf sehr genau sein Kinn. Er sackte nach vorn zusammen, versuchte, sich hochzudrücken, fiel aber auf die Seite und rollte auf den Rücken.
    Ich schleifte ihn weiter in die Einfahrt hinein, damit er nicht von den Passanten gesehen wurde, solange ich noch nach der Nadel suchte. Ich fand das Ding mithilfe meines Feuerzeuges, und ich sah, dass ich mich nicht geirrt hatte. Es saß genügend Marihuana in der Aushöhlung, um eine

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