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0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst

Titel: 0119 - Marihuana ist kein blauer Dunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marihuana ist kein blauer Dunst
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zu, Darling«, wandte ich mich an sie. »Ich gebe dir zehn Minuten, um deine Garderobe zu vervollständigen und dieses Zimmer zu räumen. Sollte ich dann noch irgendeinen Gegenstand darin finden, der mich an dich erinnert, so stifte ich ihn der Heilsarmee, selbst wenn es ein Lippenstift sein sollte.«
    Ihr Mund ging in Normalstellung.
    »Wo soll ich denn hin?«
    »Ein Zimmer wird sich finden lassen. Und deine Verdienste um Renos Wohlbefinden würdige ich, indem ich dich weiter singen lasse. Steve, gib ihr einen Monatsvertrag mit zwanzig Dollar pro Abend und zehn Prozent vom Konsum!«
    Ich zog mich noch einmal in den Schreibtischsessel zurück und rauchte eine Zigarette. Freddy kam herein, meinen Koffer in der Hand, in der anderen hielt er die Mütze. Sein Kinn zeigte eine leicht geschwollene Stelle.
    »Wohin sollen die Koffer?«, fragte er, schwankend zwischen Respekt und Zorn.
    »In das Schlafzimmer, falls die Dame, die sich noch darin befindet, fertig ist.«
    Die Dame war fertig, denn sie rauschte durch den Vorhang, durchquerte hocherhobenen Hauptes und ohne mir einen Blick zu schenken, das Büro, riss die Tür zur Bar auf und schmetterte sie hinter sich so wütend zu, dass alle Polsterung versagte und es knallte.
    »Wir dürfen eintreten, Freddy«, sagte ich und ging ihm voran. Er stellte den Koffer ab. Ich gab ihm einen Zehndollarschein. »Halb Trinkgeld, halb Schmerzensgeld«, sagte ich lachend. Er grinste durchaus versöhnt.
    »Und wenn du nächstens einen Gast hinauswerfen willst, Freddy, dann fass ihn so an!« Ich zeigte es ihm. »Will der Mann dann schlagen, dann hast du die Unterarme frei, um abzublocken. Klar?«
    »Oh ja, Mister«, er nickte eifrig. »Ich werde es mir merken. Und vielen Dank!«
    Er zog sich mit einer ungelenken Verbeugung zurück. Ich trat vor den Spiegel. Der Schnurrbart veränderte mein Gesicht, dass ich mir selbst noch ganz fremd vorkam.
    Ich, Jerry Cotton, FBI-Beamter aus New York, grinste mein Ebenbild Stanley Hutter, dunkler Ehrenmann von irgendwo und jetzt Inhaber der Seven Stars Bar in San Francisco, ein wenig an.
    ***
    Ein Stündchen später saß ich in einer ruhigen Ecke meiner Bar und sah mir den Betrieb an. Der Laden war nur klein, aber das verlieh ihm einen intimen Reiz, und anscheinend kamen die Leute gern her. Die drei Girls hinter der Bar, die rote Suzy, die dunkle Joan und die blonde Ann, waren voll beschäftigt. Ferenc, der Mixer, klapperte ununterbrochen mit dem Shaker. John und Tom, die Kellner, sausten wie auf Rollschuhen zwischen den Tischen. Unser Trio verbreitete diskrete Musik. Conally hatte ein wachsames Auge und sprach mit Stammgästen oder erzählte ihnen Witze. Die Atmosphäre war von gepflegter Harmlosigkeit. John brachte mir einen Whisky, in den ich viel Soda spritzte.
    Die erste Etappe hatte ich glatt geschafft. Leider bedeutete das noch nicht viel.
    Seit Monaten, fast seit einem Jahr, wusste die Rauschgiftzentrale in Washington, dass ein Mann einen Marihuanaring aufgezogen hatte, der rasch größer wurde. Das Zentrum des Rings lag in San Francisco. Diese Tatsachen standen relativ rasch fest, aber von diesem Punkt an wurden die Nachforschungen mühsam. Natürlich fasste die Polizei hier einen kleinen Händler und dort einen etwas größeren, aber wir waren auf den Haifisch scharf, nicht auf Sardinen. Dann tauchte der Name Albert bei den Nachforschungen auf. Albert schien der große Götze des Ringes zu sein. Vor Albert hatten alle Angst, aber keiner wusste mehr über Albert, als dass er eben Angst vor ihm hatte. Auch die Polizei konnte aus diesem Namen nichts herausholen.
    Andere Nachforschungen führten auf die Fährte von Reno Raulling, der eine größere Rolle zu spielen schien. Reno wurde beobachtet, aber bevor man herausfand, mit wem er arbeitete, wurde er erschossen. Erst glaubten wir, dass sein eigener Chef ihn getötet habe, aber dann kamen wir dahinter, dass er gewissermaßen private Differenzen mit der Belbook-Gang ausgetragen hatte und dabei auf der Strecke geblieben war. Damit war ein Platz im Ring frei geworden, und Mr. High schickte mich im Einverständnis mit Washington nach Frisco, um diesen Platz einzunehmen.
    Ich hatte keine Marschroute mitbekommen. Nur nach der jeweiligen Situation konnte ich entscheiden, was getan werden musste. Ich sah mir die Seven Star Bar ein wenig aus der Entfernung an. Kein Nachfolger Renos tauchte auf, und ich begann mit dem Gedanken zu spielen, die Zauberkraft des Namens Albert zu benutzen und selbst als Renos

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