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0121 - Horror-Urlaub

0121 - Horror-Urlaub

Titel: 0121 - Horror-Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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er zehn Minuten. Dort dümpelte sein Motorboot am Steg.
    Dagmar Fisker blickte ihrem Mann nach. Sie wußte, daß er nichts anbrennen ließ. Und die Lehrerin war hübsch. Die Frau beschloß, ihren Mann im Auge zu behalten.
    Sie widmete sich ihrer Hausarbeit. Ehe sie sich versah, kehrte Godfred Fisker zurück. In dem Plastikeimer lag ein Dutzend Fische, schnappte nach Luft und glotzte aus hervorquellenden Augen in die Gegend. Die Körper waren flach, steingrau und rot gesprenkelt. Bisweilen ging ein Zucken durch die Leiber. Oder eine Schwanzflosse peitschte durch die Luft. Dann geriet der Turm aus Plattfischen in Aufruhr.
    Godfred Fisker brachte seinen Fang in die Küche.
    »Ist sie wach?« erkundigte er sich.
    »Wer? Ach so, die Deutsche«, erinnerte sich Dagmar Fisker. »Nein, ich habe nichts bemerkt.«
    »Ich schaue mal nach«, entschied Godfred.
    Eine Buschreihe trennte die beiden Grundstücke. Es gab einen Pfad dazwischen. Er führte an einer Sitzgruppe, an dem in die Erde eingelassenen Grillgerät und einem Teich, den der Besitzer angelegt hatte, vorbei. Schilf wucherte an den Rändern. Rot wie Mohrrüben trieben Goldfische dicht unter der Wasseroberfläche.
    Godfred Fisker klopfte an die Verandatür.
    Er hatte das bessere seiner beiden Holzhäuschen vermietet. Es besaß sogar einen Wintergarten, große Glasfronten und gediegene Bauernmöbel. Strohmatten bedeckten den Boden aus Kunststoffplatten, die frisch gebohnert waren und wie Speckschwarten glänzten.
    Fisker erhielt keine Antwort.
    Er umrundete das Haus und versuchte, einen Blick ins Innere werfen. Im Schlafzimmer stand das Fenster halb offen. Der Wind spielte mit dem Vorhang.
    Nirgends konnte der Mann eine Spur des Gastes entdecken. Das Bett war nicht benutzt worden.
    »Ich suche sie im Ort«, entschied Godfred Fisker.
    Die Siedlung bestand aus einem Dutzend roter Backsteinhäuser mit Strohdächern. Die Bauten stammten aus der Zeit zwischen den Weltkriegen. Wer Geld besessen oder einen Kredit ergattert hatte, war längst in neu erschlossene Zonen übersiedelt und wohnte in einem Bungalow aus Holz, Teerpappe und festem Fundament, eine Konstruktion, die sich bewährt hatte. In der Altstadt von Anholt gab es keine Kanalisation, kaum Zentralheizungen - alles Dinge, die für die Feriensiedlung weiter westlich eine Selbstverständlichkeit bedeuteten. Das einzige Gasthaus der Insel lag natürlich inmitten des Altstadtkems. Genau wie die beiden Kramläden und die Werkstatt eines Keramikers. Der Handwerker saß meist hinter dem Fenster seines Ateliers wie ein Ausstellungsstück, formte auf der Töpferscheibe geschickt aus Lehm Vasen und Krüge, die er in einem Ofen brannte, der die Rückwand des Raumes einnahm.
    Godfred Fisker grüßte und wurde gegrüßt auf seinem Wege. Hier kannte jeder jeden. Die Verhältnisse waren überschaubar. Abends traf man sich im Gasthof wie eine Großfamilie, tratschte und klatschte, spielte Karten und trank Unmengen von Tuborg. Die Touristen brachten außer Geld einen Hauch der großen weiten Welt nach Anholt, beeinflußten die Jugend mehr als die Alten und bedeuteten eine Abwechslung nach der Tristesse langer Wintermonate.
    Godfred Fisker fragte im Gasthof nach der Lehrerin aus Hamburg, auch in den Kramläden. Und er vergaß nicht einmal, die alten Männer zu befragen, die in der Sonne saßen und von vergangenen Zeiten träumten. Sie waren die besten Zeugen, die er sich wünschen konnte. Erst bei Sonnenuntergang verließen sie ihre Ausguckposten. Ihnen entging nichts.
    Niemand hatte Marion Theben gesehen, aber viele erinnerten sich an sie. Einige lobten ihre Sprachkenntnisse, die sie offenbart hatte, als sie sich nach ihrer Ankunft auf Anholt nach ihrem Quartier durchgefragt hatte.
    Godfred Fisker landete wieder in der Schänke und belohnte sich mit einer Flasche Bier. Er stützte die Ellenbogen auf den Eichentisch und unterhielt sich mit dem Wirt.
    Kai Hansen setzte sich zu seinem Gast. Jeder auf der Insel verfügte über genügend Zeit. Jeder nahm teil an den Sorgen des anderen. Hier lebte man nicht so isoliert wie in anderen Wohnsilos der Großstädte. Keiner hetzte durchs Leben. Oie Uhren schienen langsamer auf der Insel Anholt zu gehen.
    »Wohin ist sie gegangen?« fragte Hansen.
    Seine Stimme klang rauh. Das machten der Alkohol und der Tabakdunst. Ein Ledergürtel teilte seine Körpermassen wie der Äquator die Erdkugel. Die Füße steckten in Sandalen.
    »Zum Meer. Wenn ich richtig gesehen habe.«
    »Hatte sie etwa Badezeug

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