0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
betrifft…«
»Ja?«
»Eine Million Dollar, nicht wahr?«
Kevin Plant ächzte. »Woher wissen Sie, daß wir…?«
Fetterman trat ihm voll gegen das Schienbein, und Plant klappte mit einem Aufstöhnen den Mund zu.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mr. George«, sagte Buzz Fetterman. Er zuckte die Achseln. »Eine Million Dollar? Schön, wenn man sie hätte, nicht?«
Das Lächeln des Mannes verstärkte sich.
»Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, Gentlemen. Ich bin nicht von der Polizei. Im Gegenteil, ganz im Gegenteil.«
Buzz Fetterman wurde blaß um die Nase. Er begann zu ahnen, von welchem Verein dieser Mann war.
Mafia!
Die Mobster hatten Wind von der Eastern-City-Bank-Sache bekommen, und jetzt wollten sie ernten, was sie nicht gesät hatten. Dabei wußten sie nicht, daß sie auf dem ganz falschen Acker suchten.
»Und ich bin auch nicht von der Mafia«, sagte der Fremde.
Fetterman griff nach seinem Glas und trank hastig, so hastig, daß er sich dabei verschluckte. Dieser Fremde war ihm unheimlich. Es sah fast so aus, als ob er Gedanken lesen könnte.
»Ganz recht«, sagte der Mann.
Fetterman sah ihn fassungslos an. »Sie können tatsächlich…?« Die Worte fehlten ihm.
»Ein wenig«, meinte der Fremde wie beiläufig. »So für den Hausgebrauch.«
Kevin Plant wurde unruhig. »Was redet ihr da eigentlich?« fragte er knurrend. »Ich verstehe kein Wort.«
»Ihr Freund hat gerade herausgefunden, daß ich über gewisse telepathische Fähigkeiten verfüge«, klärte der Fremde ihn auf.
»Tele… was?«
»Gedankenlesen, du Idiot«, zischte Fetterman.
»Oh!«
Auch Plant hatte jetzt einen Schluck nötig. Er trank wie ein Verdurstender. Und Anthony George prostete ihm dabei zu.
»So«, sagte er anschließend, »nachdem die Dinge so weit geklärt sind, sollten wir zur Sache kommen. Sie wollen also von Ihrem Freund Luke Giordano wissen, wo er die geraubte Million versteckt hat. Warum fragen wir ihn nicht einfach?«
»Scherzbold«, knurrte Fettterman. »Luke ist tot!«
»Oh«, meinte der Fremde, »das läßt sich ändern.«
Buzz Fetterman glaubte, nicht recht gehört zu haben. »Was?« fragte er. »Was sagen Sie da?«
»Ich kann nicht nur Gedanken lesen, sondern verfüge auch noch über andere Talente«, sagte Anthony George so ruhig, als ob er über das Wetter plaudern würde.
»Sie können… Tote wieder zum Leben erwecken?« röchelte Fetterman.
»Warum nicht?«
»Warum nicht, warum nicht!« wiederholte Kevin Plant. »Hol’s der Geier, Mann - sind Sie der liebe Gott?«
Der Fremde zog die Mundwinkel nach unten, was seiner Miene einen ausgesprochen düsteren Anstrich verlieh.
»Nein«, sagte er, »das bin ich ganz gewiß nicht.«
Buzz Fetterman lief es auf einmal kalt den Rücken hinunter. Wie er das sagte! Der Fremde flößte ihm auf einmal ein unbestimmtes Grauen ein. Ein Mann, der Tote erwecken konnte, mußte mit dem Satan im Bunde sein. Alles in ihm drängte danach, den unheimlichen Burschen einfach stehenzulassen und schnellstens aus dieser Bar zu verschwinden.
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um! schoß es ihm durch den Kopf.
Aber Fetterman blieb. Die Gier nach der Million war größer als seine Furcht vor dem Unheimlichen.
»Warum tun Sie es?« fragte er. »Warum wollen Sie uns helfen, Luke Giordano… äh… zurückzuholen?«
»Ich will die Hälfte«, sagte der Mann. »Fünfhunderttausend Dollar. Einverstanden?«
Fetterman suchte den Blick seines Komplizen. Kevin Plant nickte eifrig.
»Einem geschenkten Barsch…«
»Einverstanden, Mr. George«, sagte Buzz Fetterman.
Dabei wurde er das Gefühl nicht los, daß er soeben einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen hatte.
Kevin Plant sah das anders. Er winkte der Serviererin.
»Drei Whisky, Baby«, bestellte er. »Aber doppelte! Wir haben einen Grund zum Feiern!«
Wenig später tranken die drei Männer auf das Wohl Luke Giordanos.
»Lange möge er leben«, sagte der Fremde.
Und Buzz Fetterman fröstelte es wieder.
***
Ganz so sicher, wie er sich im ersten Gespräch mit Plant und Fetterman gegeben hatte, fühlte sich Gheorghe Antonescu gar nicht. Natürlich, er beherrschte die Kunst der Nekromantie wie kaum ein zweiter. Dennoch hatte es sich bisher, von einer Ausnahme abgesehen, darauf beschränkt, das Leben Todkranker zu verlängern. Nur ein einziges Mal hatte er einen Menschen beschworen, der bereits tot gewesen war. An dieses nekromantische Experiment dachte er noch heute mit Schaudern, denn er war des Geistes,
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