0122 - Nachts, wenn der Todesbote kommt ...
den er gerufen hatte, nicht mehr Herr geworden. Inzwischen aber hatte er sein Wissen weiter vervollkommnet und war eigentlich überzeugt davon, daß ein zweiter Versuch von Erfolg gekrönt sein würde.
Warum er sich überhaupt mit den beiden New Yorkem Gangstem einließ? Diese Frage war ganz einfach zu beantworten. Gheorghe Antonescu brauchte Geld. Bei seiner überstürzten Flucht aus Frankreich hatte er nur das Nötigste mitnehmen können, und so war er im Moment ziemlich knapp bei Kasse. Das vertrug sich mit seinem aufwendigen Lebensstil ganz und gar nicht. Deshalb mußte er schnellstens dafür sorgen, daß sein Finanzstand wieder auf ein annehmbares Niveau gebracht wurde.
Noch am selben Abend traf er sich erneut mit Plant und Fetterman. Wieder in der kleinen Bar, in der sie sich kennengelernt hatten. Die beiden begrüßten ihn mit unterschiedlichen Gefühlsregungen. Der hagere Bursche, Fetterman, gab sich ziemlich reserviert. Antonescu konnte in seinen Gedanken lesen, daß er der Wiedererweckung seines toten Komplizen mit größtem Unbehagen entgegensah.
Plant wurde von solchen Überlegungen nicht geplagt.
Der bullige Gangster dachte ausschließlich an das Geld und das feine Leben, das er sich damit machen konnte. Hauptsächlich ging es in diesem feinen Leben um Frauen.
»Trinken wir schnell noch einen, bevor wir loslegen, Anthony?« schlug Plant vor.
Seine plumpe Vertraulichkeit mißfiel Antonescu. Er war weit davon entfernt, sich mit diesen beiden Gangstern auf eine Stufe zu stellen. Aber nicht nur aus diesem Grund lehnte er die Einladung zum Drink ab.
»Wenn ich arbeite, trinke ich nicht«, sagte er. »Ich brauche dabei einen klaren Kopf.«
»Ist ’n Argument«, meinte Plant. »Okay, gehen wir?«
Sie verließen die Bar. Draußen wartete ein nicht mehr ganz neuer Oldsmobile, den Antonescu bei einem Gebrauchtwarenhändler erstanden hatte.
»Ziemlich alte Kiste«, meinte Plant abfällig. »Nehmen wir lieber meinen.«
»Nein«, widersprach Antonescu. »Ich habe einige Utensilien im Kofferraum, die nicht jeder sehen muß.«
Sofort erschienen im Bewußtsein Fettermans Reihen von phosphoreszierenden Totenköpfen, die knöchern aneinanderschlugen.
Antonescu lächelte dünn. Vorstellungen hatte dieser Mann…
Sie stiegen in den Oldsmobile. Plant wuchtete seine kräftige Figur auf den Beifahrersitz, während Fetterman im Fond des Wagens Platz nahm. Antonescu startete den Motor.
»Haben Sie sich inzwischen erkundigt, auf welchem Friedhof Ihr Freund begraben liegt?« erkundigte sich Antonescu.
»Auf dem St. Michael’s Cemetery«, gab Fetterman Auskunft. »Drüben in Queens.«
»Fahr los, Anthony«, sagte Plant. »Ich werde dich dirigieren.«
Antonescu ließ den Wagen anrollen.
Er war schon früher ein paarmal in New York gewesen. Aber das bedeutete natürlich nicht, daß er die Stadt kannte. Man brauchte eine lange Zeit, um sich in der riesigen Metropole am Hudson River einigermaßen zurechtzufinden.
Kevin Plant fand sich zurecht. Geschickt leitete er Antonescu durch den Verkehr Manhattans, der auch in der späten Abendstunde seine Tücken hatte. Durch den Queens Midtown Tunnel ging es hinüber nach Queens. Dort wurde das Autogewühl dann langsam übersichtlicher. Der Friedhof, auf dem Luke Giordano scheinbar die letzte Ruhe gefunden hatte, wurde erreicht.
Das Friedhofsgelände lag genau in einem von drei Schnellstraßen gebildeten Dreieck. Wohnhäuser befanden sich nicht in unmittelbarer Nähe. So kam es, daß trotz der unentwegt hörbaren Autogeräusche weit und breit kein Mensch zu sehen war. Das kam den drei Männern bei der Verfolgung ihres makabren Ziels natürlich sehr entgegen.
Antonescu parkte den Oldsmobile unmittelbar an der Friedhofsmauer, gut hundert Meter von einem der Eingänge entfernt. Mehrere Rhododendronbüsche sorgten für eine gute Tarnung des Fahrzeugs.
Die Männer stiegen aus. Antonescu schloß den Kofferraum auf und klappte den Deckel zurück.
Buzz Fetterman schien plötzlich die Friedhofsmauer sehr interessant zu finden.
Antonescu grinste zynisch. »Wenn die Herren vielleicht mit anfassen würden?«
Zögernd nur trat der hagere Gangster näher. Plant jedoch hatte keine Hemmungen, das Handwerkszeug des Magiers in die Hände zu nehmen. Es machte auch keineswegs einen abschreckenden Eindruck. Ein kleiner schwarzer Lederkoffer und ein längliches Bündel, in Plastik eingeschlagen - das war schon alles.
Plant nahm das Bündel, Fetterman den Koffer. Antonescu schloß den
Weitere Kostenlose Bücher