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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich zurück, sie flüchtete in eine der Boxen, wo sie sich in relativer Sicherheit befand.
    Anders der junge Anwalt. Er registrierte die Gefahr zwar, aber er unterschätzte sie. Lionel Finch kam nicht so schnell von der Stelle.
    Neben ihm krachte die Tür einer Box auf. Mit hocherhobenen Vorderfüßen schnellte ein Pferd hervor, Panik in den Augen und hellen Schaum vor dem Mund.
    Lionel Finch riß beide Arme vor sein Gesicht, als er die schlagbereiten Hufe sah. Gleichzeitig wuchtete er seinen Körper zur Seite, doch er war nicht schnell genug, da das Tier hart ausschlug.
    Der junge Anwalt spürte einen mörderischen Schlag an der Schulter und wurde von der Wucht um die eigene Achse gewirbelt.
    Er schrie, als er auf dem harten Boden landete.
    Das Pferd tobte über ihm. Es wieherte schrill. Dieses Geräusch kam dem jungen Anwalt vor wie das grausame Rufen der Hölle.
    Zum Glück lag er ziemlich weit hinten im Gang. Direkt an der letzten Box, und der Gaul wandte sich zur anderen Seite. Er schleuderte aber noch seine Beine nach außen, verfehlte den Kopf des jungen Mannes nur knapp, traf dafür dessen Hüfte.
    Lionel Finch krümmte sich.
    Und durch die zerschlagenen Scheiben wehte weiterhin der eiskalte Odem aus dem Jenseits.
    Alle Tiere hatten jetzt ihre Boxen verlassen. Sechs Pferde tobten in dem engen Gang.
    Sie wollten raus.
    Im Gegensatz zur Gaststätte war dieser Bau nur aus Holz zusammengesetzt – auch die Wände.
    Das schienen die Tiere zu wissen. Sie bäumten sich auf, traten mit ihren Hufen gegen die Wand und wollten sie einschlagen. Wolken von Heu wirbelten hoch und verschlechterten die Sicht. Das schrille Wiehern der Gäule wurde zu einer regelrechten Massenpanik. In ihrer Verzweiflung verletzten sie sich gegenseitig, traten mit ihren harten Eisen zu, rissen sich die Flanken auf und gerieten durch den Schmerz nur noch mehr in Rage.
    Cora Bendix hockte zitternd in der Pferdebox und beobachtete die völlig verrückten Tiere. Ihre Augen waren angstgeweitet, sie betete nur, daß die Pferde es endlich schafften.
    Gemeinsam packten sie es. Der geballten Kraft ihrer sechs Hufe hatte auch das Holz der Außenwand nichts mehr entgegenzusetzen. Es splitterte und krachte.
    Die ersten Latten brachen. Sie kippten nach außen, und noch mehr der kalten Jenseitsluft drang in den Pferdestall.
    Das erste Tier stürmte nach draußen. Die Öffnung war noch nicht groß genug. An den Latten riß es sich die Haut auf, Blut lief über den Kopf, dann brachen ein paar Streben, und der Gaul stürmte nach draußen.
    Er kam nicht weit.
    Plötzlich geschah etwas, was Cora Bendix faszinierte und gleichzeitig entsetzte.
    Der erste Gaul hatte kaum ein Dutzend Sprünge hinter sich gebracht, als mitten aus dem Boden plötzlich eine Flammenwand in die Höhe schoß.
    Cora Bendix schrie, als sie dies sah. Die Flammen wuchsen in Sekundenschnelle himmelan, sie wurden nicht bewegt, sondern standen starr und verströmten auch keine Hitze.
    Es war ein kaltes, magisches Höllenfeuer!
    Das erste Pferd raste auf die Flammen zu. Es hatte keine Chance auszuweichen und tauchte geradewegs in die feurige Wand hinein.
    Ein schrilles, schmerzgepeinigtes Wiehern, hoch bäumte sich das Tier noch einmal auf, und Cora Bendix sah, wie es auf eine grausame Art und Weise verging.
    Das Fell des Tieres fiel ab, als wäre es nur ein alter Lappen. Das Fleisch verschmorte zu Asche, ebenso wie die blanken Knochen. In Sekundenschnelle lief der Vorgang ab, und zurück blieb Staub.
    Den anderen Pferden drohte dasselbe Schicksal. Sie hatten sich ebenfalls losgerissen und tobten in dem engen Gang. Ihre zustoßenden Hufe hackten das Loch in der Wand noch weiter auf, so daß sie zu zweit nebeneinander ins Freie stürmen konnten.
    Wiehernd galoppierten sie auf die Flammenwand zu.
    Mit ihnen geschah das gleiche. Sie vergingen und wurden rasch zu Asche.
    Cora wischte sich über die Augen. Die Ruhe kam ihr plötzlich gespenstisch vor. Sie hörte nicht mehr das schrille Wiehern und auch kein Prasseln des Feuers. Es brannte ruhig, in blauroten, kalt leuchtenden Farben.
    Cora stand auf. Sie zitterte und hatte das Gefühl, jeden Augenblick umfallen zu müssen. Seltsamerweise schaffte sie es, die Box zu verlassen. Sie schaute durch die entstandene Öffnung in der Mauer und warf der Flammenwand einen scheuen Blick zu.
    Ihre Befürchtung bestätigte sich nicht. Die Flammen rückten nicht näher.
    Cora atmete auf. Sie duckte sich instinktiv, als sie durch die Öffnung nach draußen

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