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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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Det­lef Kle­wer
     
    Ne­bel­welt
     
    »Hier steht, da habe je­mand sei­ne ge­sam­te Fa­mi­lie aus­ge­löscht. Frau und drei Kin­der. Rich­tig klein­ge­hackt. Mit ei­nem Beil.« Jan Bon­gers blick­te von der Mor­gen­zei­tung auf, de­ren Ecke ge­ra­de in sei­ne Kaf­fee­tas­se tauch­te.
    »Ver­dammt … hörst du mir über­haupt zu?«
    An­ge­wi­dert riss er das durch­ge­weich­te Stück Zei­tungs­pa­pier ab und warf es vor sich auf den Tel­ler.  Sein klei­ner Sohn Max quietsch­te laut. Fröh­lich be­för­der­te er einen Löf­fel Milchreis über den Rand sei­nes Kin­der­ge­decks. Mit kind­li­cher Prä­zi­si­on lan­de­te die La­dung auf der Tisch­decke. Bon­gers Stim­mung ver­düs­ter­te sich. Mit ei­nem Mes­ser ver­such­te er den Brei von der Decke zu krat­zen, während Max ver­gnügt mit dem Löf­fel dar­in her­um­zu­sto­chern be­gann.
    »Mei­ne Güte, küm­me­re dich doch end­lich ein­mal um die Tisch­ma­nie­ren dei­nes Soh­nes.«
    »Mmmmh …« Sei­ne Frau mur­mel­te un­ver­ständ­li­ches, ohne die Lek­tü­re ih­rer Vogue zu un­ter­bre­chen.
    »Ohne Mo­tiv …«, nahm er sei­nen Ge­sprächs­fa­den wie­der auf und be­en­de­te sei­ne hilflo­sen Be­mühun­gen, die Brei­res­te zu ent­fer­nen.
    »Nicht nur er­schla­gen«, füg­te er nach ei­ner Pau­se hin­zu.
    »Die gan­ze Woh­nung war vol­ler Blut und die ein­zel­nen Glied­maßen …«
    Der Kopf sei­ner Frau zuck­te hoch.
    »Ja, ja … schon gut«, un­ter­brach sie ihn wütend, »Du soll­test nicht in un­ap­pe­tit­li­che De­tails aus­schwei­fen. Es in­ter­es­siert mich über­haupt nicht, wenn so ein Psy­cho­path sei­ne Fa­mi­lie er­mor­det. Und blut­rüns­ti­ge Be­schrei­bun­gen des Vor­gangs kannst du auch für dich be­hal­ten. Das ist ein­fach nur ekel­haft!«
    »In­ter­es­siert dich ei­gent­lich über­haupt ir­gen­det­was?« frag­te er vers­timmt. Je­den Mor­gen die­se Früh­stücksstrei­te­rei­en.
    »An dir … schon seit län­ge­rer Zeit nichts mehr«, ant­wor­te­te sie spitz und ver­tief­te sich wie­der in ihre Mo­de­zeit­schrift.
    Kei­nen Streit be­fahl ihm sei­ne in­ne­re Stim­me. Er ver­spür­te wie­der ein­mal Kopf­schmer­zen. Das an­hal­ten­de Ge­krei­sche sei­nes Soh­nes Max sorg­te auch nicht un­be­dingt für Lin­de­rung.
    Er er­hob sich und ging zum Fens­ter. Max ver­teil­te mun­ter Brei auf dem Früh­stücks­tisch, ern­te­te ein halb­her­zi­ges »Nun hör´ aber auf mit der Schwei­ne­rei« von sei­ner Mut­ter und krab­bel­te vom Stuhl, um sei­nem Va­ter zu fol­gen.
    Der blick­te re­si­gniert durch die Schei­ben. Man konn­te kaum einen Me­ter weit se­hen.
    »Schon wie­der die­ser ver­damm­te Ne­bel«, mur­mel­te er. »Ich has­se die­se elen­de Sup­pe!«
    »Has­se Sup­pe«, echo­te Max und zerr­te sei­nen Va­ter ener­gisch am Ho­sen­bein. Bon­gers at­me­te tief durch. Manch­mal ging ihm die­ses Balg wirk­lich auf die Ner­ven.
    »Geh’ dei­ne Milch trin­ken!« herrsch­te er ihn an, et­was lau­ter als be­ab­sich­tigt. Schon plärr­te der Klei­ne los.
    »Lass ge­fäl­ligst dei­ne schlech­te Lau­ne nicht an dem Kind aus!« Die schril­le Stim­me sei­ner Frau hall­te schmerz­haft in sei­nem Kopf. Oh Gott, sie hat­te solch eine un­an­ge­neh­me Stim­me! Er fühl­te sich be­nom­men. Wie in Wat­te ge­packt. Für Se­kun­den schloss er die Au­gen und at­me­te be­wusst ein und aus. Als er die Li­der wie­der öff­ne­te, be­merk­te er eine Be­we­gung vor dem Fens­ter.
    Da drau­ßen … im Ne­bel … ging ir­gen­det­was vor. Ge­bil­de schie­nen sich zu for­men, et­was nahm Ge­stalt an - und zer­floss wie­der. Zu­erst ver­mu­te­te er eine Sin­nes­täu­schung. Sei­ne über­rei­zten Ner­ven spiel­ten ihm einen Streich. Er rieb sich die Au­gen, doch die tan­zen­den Sche­men ver­schwan­den nicht. Dif­fu­ses Licht drang aus dem sich ver­dich­ten­den Ne­bel, der zärt­lich das Fens­ter­glas zu be­tas­ten schi­en. Das un­wirk­li­che Leuch­ten sand­te ihm vi­su­el­le Rei­ze voll selt­sa­mer Schön­heit, die Ge­fühle des Wohl­be­ha­gens in ihm weck­ten. Der Licht­ne­bel nahm ihn in sei­nen Bann, ver­zau­ber­te ihn – bis eine Hand ihn jäh an der Schul­ter riss.
    »Sieh mich ge­fäl­ligst an, wenn

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