0125 - Der Leichenbrunnen
tauchte aus der tiefen Schwärze wieder an die Oberfläche, und ich öffnete mühsam die Augen.
Trotz der Schmerzen in meinem Schädel gelang es mir, mich umzuschauen, und was ich sah, war nicht gerade von Vorteil.
Die drei Skelette hatten mich gepackt.
Zwei von ihnen hielten meine Schultern umklammert, eins hatten meine Beine genommen.
Und so trugen sie mich durch den Wald auf ihr Ziel zu.
Der Leichenbrunnen!
Noch hatten sie nicht bemerkt, daß ich wieder aus der Bewußtlosigkeit erwacht war. Ich hütete mich auch, mir etwas anmerken zu lassen, sondern sammelte meine Kräfte.
Natürlich schritten die drei Knochenmänner nicht gleichmäßig aus. Bei jedem Schritt schaukelten sie mich hin und her, und meine Kopfschmerzen nahmen zu.
Eisern biß ich die Zähne zusammen. Es gelang mir, meine Gedanken zu ordnen und ich dachte über das nach, was mir widerfahren war. Mit Schrecken erinnerte ich mich an die Menschen, die ich zurückgelassen hatte, und die jetzt hilflos waren. Was würden die Skelette oder dieser Baxman alles mit ihnen anstellen? Er wollte seine Rache, und Rache bedeutete für die Menschen Tod.
Es gelang mir, den Arm etwas anzuziehen, so daß ich mit dem Ellbogen dort fühlen konnte, wo normalerweise meine Beretta steckt.
Ja, meine Beretta.
Jetzt war sie weg.
Und bis auf das Kreuz war ich unbewaffnet, denn die anderen Sachen lagen im Koffer.
Ich mußte mir wirklich etwas einfallen lassen, um aus dieser Klemme wieder herauszukommen. Es lag auf der Hand, daß ich meine Kräfte auch dann nicht wieder erlangt hatte, wenn wir den Totenbrunnen erreichten. Dafür war der Hieb zu hart gewesen.
Aus diesem Grunde mußte das Überraschungsmoment auf meiner Seite liegen, einen langen Kampf konnte ich auf keinen Fall durchstehen.
Als ich die Beine bewegen wollte, traf mich der zweite Schock. Es ging nicht.
Ich war gefesselt!
Es dauerte Sekunden, bis ich mich mit der Lage abgefunden hatte. Dann öffnete ich die Augen ein wenig weiter und warf einen Blick entlang meines Körpers in Richtung Schuhspitzen.
Sie hatten mich mit Kordeln gefesselt, jenen Dingen, die sie normalerweise um ihre Taille geschlungen trugen. Zum Glück saßen die Stricke nicht so fest, daß sie mir das Blut abschnürten. Wenn es hart auf hart kam, würde ich mich wohl von ihnen befreien können.
Wir hatten den düsteren Wald inzwischen verlassen und näherten uns dem Leichenbrunnen.
Viel heller war es hier auch nicht. Die herangezogenen Wolken hingen ziemlich tief, sie wirkten wie ein großes graues Tuch.
Der Brunnen war uralt, das konnte man ihm ansehen. Er war aus dicken Steinen gemauert. Ein brüchiges Holzgestänge wuchs an beiden Seiten in die Höhe, das von einem querlaufenden Balken gehalten wurde, an dem wiederum ein Laufrad befestigt war, über das ein Seil lief.
Eine einfache, aber gute Konstruktion, der auch der Zahn der Zeit nichts getan hatte.
Die unmittelbare Umgebung des Brunnens war mit Steinen belegt, sie wiesen eine dicke Moosschicht auf.
Die drei Skelette legten mich ab.
Ich wurde kurzerhand auf die Steine geworfen und hatte Mühe, meinen Schmerz zu unterdrücken, sonst hätte ich die Horror-Wesen noch aufmerksam gemacht.
Ich lag auf dem Rücken und war froh, die kalten Totenfinger nicht mehr zu spüren.
Vorsichtig winkelte ich meinen rechten Arm an. Ich wollte an das Kreuz gelangen, das leider noch durch mein Hemd verdeckt wurde. Wenn es offen lag, hatte ich vielleicht eine Chance.
Die Skelette ließ ich dabei nicht aus den Augen. Sie hatten sich um den Leichenbrunnen versammelt. Zwei von Ihnen schauten in die Tiefe, wo sich ein grausmes Geheimnis verbarg, falls die Erzählungen stimmten.
Ein Skelett stand direkt neben mir. Ich konnte nicht erkennen, ob es mich beobachtete, denn leider war der Sehwinkel zu ungünstig.
Deshalb setzte ich meine Bemühungen fort.
Den Arm bekan ich nicht einmal bis zur Hälfte hoch, als das dritte Skelett einen Schrei ausstieß.
Sofort kreiselten die anderen beiden herum.
Ich ahnte den Grund des Ausrufs. Die Knochenmänner hatten bemerkt, daß ich in den Besitz des Kreuz gelangen wollte.
Sie warfen sich auf mich.
Eine kalte Klauenhand packte meinen Arm und bog ihn zurück.
Ein anderes Skelett schlug mir seine Knochenfaust gegen den Hals, daß ich kaum Luft bekam.
Das dritte hatte sich auf meine Beine fallen lassen. Ich zog sie an.
Trotz der Fesselung gelang es mir, den Knöchernen abzuschütteln.
Er fiel zur Seite, doch zwei Gegner reichten auch noch. Ich traf zwar
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