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0125 - Der Leichenbrunnen

0125 - Der Leichenbrunnen

Titel: 0125 - Der Leichenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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so anders. Da ist die Leere, die Schwärze, in die deine Seele hineingetaucht ist. Sie wandert und ist durch die Unendlichkeit auf der Suche nach einem neuen Körper. Hörst du mich noch, Cora?«
    »Ja…« Ein Hauch war die Antwort. Mehr nicht.
    »Wir gehen weiter zurück, noch weiter und immer weiter.« Die Stimme des Psychologen wurde monoton. Fast hätte sie auch mich eingelullt. Angespannt hockte ich im Sessel, lauschte und beobachtete das Medium.
    »Kannst du was erkennen, Cora?«
    Kopfschütteln.
    »Gut, dann machen wir jetzt einen großen Schritt. Wir werden ein Jahrhundert überspringen. Wir sind jetzt im 18. Jahrhundert. Kriege toben, die Französische Revolution, Napoleon wird geboren, der Freiheitskrieg der amerikanischen Kolonien – und du? Merkst du etwas?«
    Gespannt wartete ich auf die Antwort. Sie kam nicht.
    Dr. Stradford atmete tief ein. Dann wischte er sich über die Stirn, auf der der Schweiß lag. »Da ist noch nichts. Wir müssen noch weiter in die Vergangenheit.«
    »Klappt das denn?« fragte ich.
    »Ich hoffe es.«
    Der Psychologe wandte sich wieder dem Medium zu. »Noch immer herrscht das Dunkel, und du siehst nichts. Denke zurück, tiefer hinein in dieses Dunkel, noch ein Jahrhundert weiter. Da tobte in England der Krieg gegen den König und William Laud, den Erzbischof von Canterbury…«
    Plötzlich veränderte sich das Gesicht der Patientin. Es lief rot an.
    Cora bäumte sich auf.
    Und sie sprach.
    Aber mit einer fremden Stimme. Und in einem alten Englisch, das kaum zu verstehen war.
    »Ja, ich bin da. Ich bin die schwarze Cora, ein hübsches Mädchen.« Sie lachte kieksend. »Manche meinen, daß ich zu hübsch wäre. Ich verdrehe nämlich den Männern die Köpfe, und auf dem Tanzboden bleibe ich nie sitzen. Aber ich habe noch meine Unschuld, verwahre sie für den Liebsten auf…« Wieder lachte sie.
    »Cora?«
    »Ja?«
    »Wie alt bist du denn jetzt?«
    »Oh, das weiß ich nicht. Ich kann die Jahre nicht zählen. Bei uns gibt es keine Schule.«
    »Wo wohnt ihr denn?«
    »In einem schönen Dorf. Nahe am Wald.«
    »Weißt du, wie das Dorf heißt?«
    »Dorf…«
    »Hat es keinen Namen?«
    Cora wurde wütend. »Den habe ich schon genannt. Laßt mich endlich in Ruhe. Ich will wieder tanzen. Ich habe ja gearbeitet.«
    »Wo hast du gearbeitet?«
    »Auf den Feldern. In der heißen Sonne.«
    »Und du heißt Cora?«
    »Ja, das weißt du doch.«
    »Sicher. Entschuldige.« Dr. Stradford schaute mich an. »Eine verrückte, zufällige Namensgleichheit.«
    Ich nickte nur.
    »Weiter, Cora«, sprach der Arzt. »Wer ist denn dein Herr? Für wen arbeitest du?«
    »Oh, für den Grafen.« Jetzt lächelte sie, hob die Arme an und bewegte alle zehn Finger. »Er besitzt ein prächtiges Schloß. Er ist auch immer hinter den Mädchen her. Nur mich, mich hat er nicht bekommen. Noch nicht, aber ich soll zu ihm.«
    »Gehst du hin?«
    »Ich will nicht.«
    »Oder fährst du mit dem Auto.«
    »Auto? Was ist das, Auto?«
    Der Arzt wandte sich an mich. »War nur ein Test. Sie spielt uns nichts vor.« Er kümmerte sich wieder um das Mädchen. »Wann sollst du zum Grafen kommen?«
    »Morgen.«
    »Aber du willst nicht?«
    »Habe ich doch schon gesagt. Ich verstecke mich einfach.«
    »Wo?«
    »Oh, der Wald ist groß.«
    »Ist er nicht auch gefährlich?« fragte der Arzt.
    »Ja, das ist er.«
    »Und du hast keine Angst?«
    Mit der nächsten Antwort ließ sich Cora Zeit. »Doch«, sagte sie, »ein wenig schon.«
    »Wovor fürchtest du dich denn?«
    »Ich… ich möchte es nicht sagen.«
    »Aber mir, Cora. Du kannst doch Vertrauen zu mir haben. Wirklich, rede. Wovor hast du Angst.«
    »Da… da ist etwas im Wald.«
    Ich horchte auf. Jetzt schienen wir der Sache langsam näher zu kommen. Sollten die Alpträume der jungen Frau doch einen realen, erlebten Hintergrund haben?
    Auch Dr. Stradford war unruhig geworden. Er rutschte auf seinem Sessel hin und her und überlegte sorgfältig die nächsten Worte, bevor er weitersprach.
    »Du bist also in den Wald hineingelaufen, Cora? Ist das richtig?«
    »Ja. Ich wollte mich verstecken. Die schwarze Cora soll keiner kriegen, auch nicht der Gnädige Herr. Ich gebe mich nur meinem Liebsten hin.«
    »Wartet er im Wald auf dich?«
    »Nein, Lionel ist bei den Holzfällern am Sumpf. Das ist woanders.«
    »Einen Sumpf gibt es auch.«
    »Ja, einen großen sogar.«
    »Da bist du aber nicht hineingelaufen?«
    »Nein, ich habe mich direkt im Wald versteckt, obwohl…« Cora zögerte

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