0126 - Die Schatten greifen an
eine Sekunde glaubte sie, Gucky aufgespürt zu haben, aber dann hatte sie ihn wieder verloren. Es war genauso, als wolle man im Beifallsgeschrei einer tausendköpfigen Menge eine einzelne Stimme herausfinden und verstehen, vielleicht sogar ihren Besitzer identifizieren.
Der Funker meldete sich wieder. „Keine Verbindung, Sir. Sie antworten nicht." Iltu sagte: „Soll ich nachsehen, Major? Ich brauche nur zu teleportieren."
Borowski sah sich unsicher um. „Und wenn sie wieder auftauchen die Unsichtbaren?"
„Ich bin in wenigen Minuten wieder zurück." Er nickte.
„Also gut, aber beeile dich! Wenn ich nur wüßte, wo Gucky steckt. Er sollte doch auch hier sein." Iltu schwieg. Sie begann, sich Sorgen um den Gefährten zu machen.
Sie konzentrierte sich und verschwand, ohne die unausgesprochene Frage des Majors zu beantworten. Niemand konnte noch behaupten, sie wäre eine schwache und unsichere Teleporterin. Sie hatte nur an die Kommandozentrale der CÄSAR gedacht - und genau dort rematerialisierte sie auch.
Oberst Sukril lag zusammengesunken in seinem Sessel vor den Kontrollen und rührte sich nicht. Captain Henderson, der Navigationsoffizier, schien ebenfalls bewußtlos oder tot zu sein.
Sein Kopf ruhte auf dem Kartentisch. Daneben lag seine rechte Hand; die Finger umklammerten den Griff der Waffe. Drei weitere Offiziere lagen lang ausgestreckt am Boden. Die Tür zur Funkzentrale stand weit offen. Die Funker gaben kein Lebenszeichen von sich.
Iltu nahm das alles in wenigen Sekunden in sich auf. Dann stieß sie einen schrillen Pfiff des Erschreckens aus und trippelte zu Oberst Sukril. Er atmete ganz flach und ruhig. Seine Gedanken bildeten ein abstraktes Muster aus traumähnlichen Impulsen.
Immerhin - er lebte Iltu überlegte nicht lange. Hier gab es im Augenblick nichts für sie zu tun, und Major Borowski wartete auf sie. Er mußte sofort unterrichtet werden.
Sie sprang zurück ins Robotschiff. Mit wenigen Worten schilderte sie, was sie gesehen hatte. Major Borowski sah Iltu zehn Sekunden lang fassungslos an, dann wandte er sich an den Funker der Gruppe Bering.
„Können Sie mit den Geräten umgehen?"
„Sicher, Sir. Sie sind mit denen unserer Schiffe identisch."
„Hyperfunk auch?"
„Jawohl, Sir." Borowski holte tief Luft, ehe er befahl: „Stellen Sie eine Hyperfunk-Verbindung mit Perry Rhodan her.
Über Terrania. Aber schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren."
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kontrollwand und wartete.
In seiner rechten Hand hielt er immer noch die entsicherte Waffe.
Auf seinem linken Arm aber hockte Iltu und esperte. Sie würde ihn warnen, wenn die Unsichtbaren erneut angriffen.
Aber es waren keine Unsichtbaren mehr da. Hier wenigstens nicht.
Sergeant Gork hatte wirklich Pech.
Als er, von panischer Angst getrieben, einfach ins Leere sprang, machte er sich keine Gedanken darüber, wie er die CÄSAR erreichen sollte. Für ihn war die Hauptsache, daß er aus dem verflixten Geisterschiff heraus war.
Er überschlug sich langsam, und es dauerte lange Sekunden, ehe er sich orientieren konnte. Natürlich flog er in der verkehrten Richtung, direkt an der CÄSAR vorbei, deren Luken sich jetzt öffneten.
Umständlich zog Gork seine Strahlpistole und feuerte sie vorsichtig ab. Seine Drehbewegung wurde langsamer und stoppte schließlich. Mit einem weiteren Schuß brachte Gork sich in Sicherheit, als die Landeeinheiten die Schleusen der CÄSAR verließen.
Sein antriebsloser Flug brachte ihn „über" die CÄSAR und den Robotpulk. Er konnte alles genau beobachten. Im Helmempfänger war ein wirres Durcheinander von Befehlen und Bestätigungen, Meldungen und Gesprächen. Die Spezialkommandos gingen an Bord der Robotschiffe.
Erneut änderte Gork die Richtung, aber dann, als er sich die notwendige Geschwindigkeit geben wollte, entglitt die Strahlpistole seinen Fingern. Vergeblich versuchte er, die nur langsam davonschwebende Waffe wieder in die Hand zu bekommen.
Unaufhaltsam trieb sie davon. Er selbst stand unbeweglich im Raum. Unter ihm erinnerte die CÄSAR an einen mächtigen Planeten, die weiter entfernten Robotschiffe schienen Monde zu sein.
Erst nach zehn Minuten stellte er fest, daß er von den künstlichen Gravitationsfeldern der CÄSAR angezogen wurde und sich langsam, unendlich langsam auf sie hinabsenkte. Es verging noch eine halbe Stunde, ehe seine Füße die Hülle berührten.
Vorsichtig, um nicht erneut in den Raum hinausgestoßen zu werden, machte er einige
Weitere Kostenlose Bücher