0127 - Die Eisvampire
wurde von der natürlichen Waffe gegen den Boden genagelt, was mir wiederum Zeit gab, auf den Weg zu klettern. Da ich beide Hände benötigte, steckte ich die Beretta weg und schwang mich hoch.
Ich stand kaum auf sicherem Boden, als Jarosz sich herumwarf.
Er hatte sich von dem Zapfen lösen können, rollte auf den Rücken und schaute noch einen Sekundenbruchteil in die Waffenmündung, bevor es dort aufflammte und ihm der Tod entgegenfuhr.
Die Silberkugel hieb in seine Brust.
Der Vampir verzog das Gesicht in grenzenloser Panik, dann wurde eine Grimasse der Qual daraus, und einen Augenblick später begann die zerstörerische Wirkung des Silbers.
Der uralte Vampir löste sich auf.
Er zerfiel zu Staub.
Ich atmete auf. Einer weniger.
Fieberhaft lud ich die Waffe nach und war noch dabei, als ich einen Schrei hörte.
Ich flirrte herum.
Ich sah Viri.
Er mußte den Tod seines Bruders mit angesehen haben. Der Blutsauger steckte voller Haß, tauchte aus einer kleineren am Rand liegenden Eishöhle auf und hielt ebenfalls einen Eiszapfen mit beiden Händen umklammert. Mochte der Teufel wissen, woher er ihn hatte. Für mich zählte nur, daß er mich damit töten wollte.
Er schleuderte den Zapfen. Wenn er traf, rasierte er mir glatt den Kopf von den Schultern. Mir blieb eine Chance. Ich ließ mich fallen und krachte auf die dünnen Planken, die unter meinem Gewicht zwar erzitterten, es aber hielten. Der Eiszapfen sauste über mich hinweg und donnerte irgendwo auf die Eisfläche.
Doch der Vampir hatte noch nicht genug. Er hatte angefangen und wollte seine Tat unbedingt beenden.
Er kam selbst!
Zwischen den Bohlen, auf denen ich stand, und der Eiswand der Höhle befand sich ein noch genügend großer Zwischenraum. Zudem gab es auch kleinere Verstecke in der Eiswand, Minihöhlen gewissermaßen.
Aus einer dieser kleinen Höhlen schlich jemand heraus.
Myxin, der Magier.
Ich sah ihn, als ich mich aus meiner liegenden Stellung erhob.
Myxin war im Rücken des Blutsaugers erschienen, Viri hatte ihn noch nicht bemerkt.
Er lief mir praktisch vor die Mündung, doch ich senkte die Waffe, denn ich sah, daß auch Myxin seinen Eichenpfahl in der Hand hielt.
Ihm wollte ich die Chance nicht nehmen.
Viri merkte nichts.
Er war so von seinem Haß beseelt, mich zu töten, daß er auf seine Umgebung nicht achtete. Und er achtete auch nicht auf den Schrei seines anderen Bruders, der schaurig durch die Höhle hallte.
Viri lief weiter. Es war mehr ein Stolpern und Wanken, denn auf dem Eis konnte er sich kaum halten.
Auch Myxin gab nicht auf.
»Viri!« Der Schrei gellte in höchster Panik, und das Echo zitterte in meinen Ohren.
Ich drehte mich um.
Sandor stand neben einer Eissäule und hatte drohend den rechten Arm erhoben. Er ahnte das Unheil, konnte es aber nicht aufhalten. Zu weit war er von dem Schauplatz entfernt, und außerdem schien er Angst vor meiner Waffe zu haben.
Viri stoppte.
Myxin nicht.
Er war nur noch wenige Schritte hinter ihm, hatte die Hand in Schulterhöhe, und die Finger umklammerten den vorn zugespitzten Eichenpflock.
Viri drehte sich um.
Da genau warf Myxin sich vor.
Der kleine Magier fiel förmlich auf den Vampir zu. Er traf ihn mit seinem Eichenpfahl genau in die Brust.
Es war ein ungeheuer wuchtiger Stoß. Myxin rutschte auf der Eisunterlage noch aus und fiel gegen den Vampir, dessen schauriges, schmerzgepeinigtes Heulen durch die Höhle hallte und bei mir eine Gänsehaut hervorrief.
Beide Feinde lagen aufeinander, doch es war Myxin, der sich von dem sterbenden Schwarzblütler herunterrollte, sich mit einer Hand abstützte und langsam auf die Beine kam.
Er schaute mich an.
Ich blickte nur kurz in seine Richtung und lächelte.
»Erledigt«, sagte Myxin.
»Bis auf Sandor.«
»Den kriegen wir auch noch«, behauptete der Magier und schaute kurz auf den sich langsam auflösenden Vampir Viri.
Dann meldete sich Sandor. Er hatte abermals den Tod eines Bruders mitansehen müssen. »Du Hund!« brüllte er. »Du verdammter Hund! Ich werde dein Blut bis zum letzten Tropfen aussaugen! Du entkommst mir nicht. Du nicht!«
Es war ein finsterer Schwur, den er mir da entgegenschleuderte, aber ich hatte nicht vor, den Kampf zu verlieren.
Im Gegenteil.
Nach den Worten machte er kehrt und war verschwunden, bevor ich seine Schreierei mit einer silbernen Kugel stoppen konnte.
Ich sah ihn jedoch wieder.
Sandor rannte auf die Höhle zu, die ich ebenfalls schon durchquert hatte. Mir war klar, was er wollte.
Weg
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