0127 - Die Eisvampire
Es gibt sie – die Dämonen, die Geister und Gespenster, die Wesen der Finsternis.
Sie alle bilden einen höllischen Reigen und haben – so verschieden sie auch sind – nur ein Ziel.
Die Vernichtung des Menschen!
Dafür setzen sie alles ein. Den überraschenden Angriff, das reine Chaos und Entsetzen, aber auch andere Methoden.
Die Infiltration oder Unterwanderung, die Spionage, das raffinierte Überwachen, das Aufspüren von günstigen Gelegenheiten, um dann schnell und grausam zuschlagen zu können.
Überall auf der Erde haben sie ihre Plätze, ihre geheimen Orte, wo sie sich zusammenfinden und beratschlagen. Da werden die neuen Pläne erstellt, werden Befehle entgegengenommen, die aus den Dimensionen des Schreckens zu ihnen gelangen.
Das alles wußte auch Myxin, der Magier. Lange genug war er selbst Dämon gewesen, hatte das Gute bekämpft und sich dann gegen seine eigenen Brüder gestellt. Das nahm man ihm übel. Myxin wurde verbannt. Dafür sorgte in erster Linie Asmodina, die Teufelstochter, sie nahm Myxin praktisch seine magischen Fähigkeiten weg. Eine brutale, grausame Strafe, denn ein Magier ohne Magie ist wie ein Schiff ohne Boden.
Es versinkt.
Doch Myxin wehrte sich. Er wollte nicht untergehen. Irgendwie mußte es ihm gelingen, seine Fähigkeiten zurückzubekommen. Er hatte die Demütigungen über sich ergehen lassen, und dann, als ein gewisser Punkt erreicht war, schaltete auch Myxin auf stur.
Er zog sich zurück.
Selbst von seinen jetzigen Freunden. Er meditierte in der Einsamkeit der Berge, versuchte mit anderen Welten Kontakt aufzunehmen und mobilisierte Restkräfte, die noch in ihm schlummerten.
Alles in ihm hatte Asmodina nicht zerstören können. Etwas war zurückgeblieben, Myxin konnte ein wenig aufatmen. Er beherrschte seine Gedanken wieder, konnte auch einfache Beschwörungen durchführen und wurde praktisch ein Magier-Lehrling.
Natürlich hatte er nichts vergessen. Vor allen Dingen Asmodina nicht, der er alles verdankte.
An ihr wollte er sich rächen. Myxin hatte Zeit. Wenn es sein mußte, Hunderte von Jahren. In ihrer Überheblichkeit hatte Asmodina einen Fehler gemacht. Sie hätte Myxin töten sollen. Das tat sie nicht, und der kleine Magier wollte fortan nur für seine Rache leben.
Vielleicht gab es noch mehr Dämonen, die unzufrieden mit ihrer Führerin waren. Wenn man die finden und wie man so schön sagt, unter einen Hut bringen konnte, war das bereits der halbe Sieg.
Deshalb war Myxin unterwegs.
Ein ruheloser Wanderer und Sucher, der sein Ziel nie aus den Augen verlor. An das Sinclair-Team hatte er sich lange Zeit nicht mehr gewandt. Er kam sich irgendwie schäbig vor, weil er nicht mehr der gleiche war wie früher. John Sinclair hatte ihm zwar die Freundschaft angeboten – über diese Geste hatte sich Myxin sehr gefreut –, aber er wollte nicht in die Abhängigkeit des Sinclair-Teams geraten. Der kleine Magier mit der leicht grünlich schillernden Haut und dem schmalen Gesicht wollte sein eigener Herr bleiben.
Er war in den letzten Wochen wieder nach England zurückgekehrt. Nach dem großen Sieg über Caligro, dem gefährlichen Magier. Daß dieser Sieg überhaupt errungen werden konnte, war nicht zuletzt Myxins Verdienst. Dadurch hatte er Selbstvertrauen gewonnen und sah sich bestätigt.
Caligro Island war Vergangenheit; die Zukunft lag vor ihm. Sie mußte gepackt werden.
Wie gesagt, Myxin kannte die Stätten, wo sich seine ehemaligen Brüder aufhielten. Und dort wollte er sich umsehen. Vielleicht konnte er Verbündete finden, denn im Reich der Finsternis war es wie bei den Menschen.
Nicht alle waren mit ihrer Regierung einverstanden.
Das wußte Myxin, und daraus wollte er Kapital schlagen.
Meist war er nachts unterwegs. Da suchte er die alten Friedhöfe ab oder durchstöberte verlassene Ruinen und Schlösser. Er hatte einen Riecher dafür, wo sich Dämonen verborgen hielten und er würde sie finden.
Wie jetzt.
Myxin befand sich in der Nähe von London. Im Highwood Forest, einem Waldgebiet, das in gewissen Kreisen einen besonderen Namen hatte. Denn hier wurden Schwarze Messen gefeiert, und so mancher Dämon war schon beschworen worden.
Dieser Ort war ein Platz des Bösen.
Er lag versteckt, fernab der Schnellstraße. Auf einer Lichtung hatten sie sich getroffen, und die Spuren waren nicht zu übersehen.
Magische Steine bildeten einen Kreis. Es waren sogenannte Teufelssteine, die rötlich schimmerten und angeblich aus der Hölle stammen sollten. Ob es
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