0128 - Der Seelenwald
entstand!
Unsichtbare Fühler bildeten sich und griffen in ein Kontinuum vor, das für normale Sterbliche nicht begreifbar war. In die Dimension der toten Seelen…
Scharfe Klauenhände saßen an den Enden dieser Fühler! Auf einen harten Impuls hin wurden sie aktiv! Sie nahmen die Witterung jener schemenhaften Wesenheiten auf, die diese Dimension bevölkerten!
Aber die Jagd blieb erfolglos!
Die Seelen der verstorbenen Menschen entkamen. An einem Ort, der für die Psycho-Klauen des Waldes unzugänglich war, rotteten sie sich zusammen.
Furcht pulsierte, übertrug sich auf die gesamte Dimension.
Düstere Helligkeit flackerte zuckend. Knisternde Spannung durchzog das Kontinuum.
Der Seelenwald zog seine Fühler zurück. Haß und Ärger erfüllten ihn. Er lebte. Er war hungrig. Die Wesenheiten, die ihn geschaffen hatten, ließen ihn hungern. Und er wußte, warum. Sie wollten, daß er eigenmächtig handelte…
Sein Haß blähte sich auf, wie eine giftgelb gefüllte Eiterblase.
HUNGER!
Der Hunger auf Seelen wurde übermächtig, ließ ihn schier wahnsinnig werden. Unheilvoll bewegten sich die Stämme. Fratzen bildeten sich und verschwanden, ohne daß es der Kollektiv-Intelligenz des Waldes bewußt wurde. Der Hunger überlagerte jegliche Vernunft, jegliche Selbstkontrolle.
Er mußte aktiv werden!
Mußte sich seine Nahrung selbst besorgen!
Und er wußte auch, wie er dies anzustellen hatte. Die schwarzen, rituellen Gesänge der Dämonenpriester Asmodinas, die zahllose Beschwörungen, die er im Laufe der Zeit vernommen hatte, enthielten die notwendigen Anweisungen.
Er mußte auf die Nahrung lauern. Seine Fühler ausfahren. Sie wie ein Netz auswerfen.
Jene Seelen, die bereits in das andere Kontinuum übergewechselt waren, waren unerreichbar für ihn, auf ewig verloren.
Aber die Seelen, die sich auf dem Weg in das andere Kontinuum befanden…
Die Seelen jener Menschen, die starben, während er auf der Lauer lag…
Sie würden ihm eine leichte Beute sein! Sein Hunger konnte gestillt werden!
Die Intelligenz des Seelenwaldes wußte es, denn die Dämonenpriester, die ihn erschaffen und bisher gefüttert hatten, hatten es ihm bewiesen. Die ihm dargebrachten Seelen hatte er mühelos fangen und fressen können.
HUNGER!
Der Seelenwald gierte nach dieser Nahrung!
Jede Faser seines dämonischen Seins verkrampfte sich. Und der Haß und der Hunger waren eine mächtige Triebfeder.
Alles ging rasend schnell! Der Seelenwald schlug zu!
***
Das dämonische Ritual strebte seinem Höhepunkt zu!
Eindringlicher und fordernder wurden die Beschwörungen der dreizehn Dämonenpriester!
Murthoom spürte die ungeheure Anspannung, die von ihm Besitz ergriff. Er stand inmitten seiner Gehilfen, die Hände hochgereckt, die Spaltaugen geschlossen. Eine rötliche Aura umflirrte seinen Schädel.
Murthoom konzentrierte sich auf den Seelen wald!
Auf die dämonische Wesenheit, die er und seine Gehilfen geschaffen hatten!
Unermüdlich sandte er seine Befehlsimpulse aus, hin und wieder gebündelt mit Reizworten aus der alten Sprache der Dämonen. Der Choral der 13 Priester unterstützte seine Bemühungen.
Die Flammen der fünf schwarzen Kerzen, die an jeder Spitze des mit magischer Kreide auf den Fußboden gemalten Pentagramms aufgestellt waren, flackerten höher.
Murthoom bemerkte es, ohne es zu sehen. Seine Trance war so weit fortgeschritten, daß er derartige Wahrnehmungen mühelos vollbringen konnte.
Ein eisiger Windhauch strich durch den unterirdischen Raum mit den schwarzen Wänden!
Murthoom versteifte sich.
Plötzlich war die Wesenheit, die er gerufen hatte, ganz nahe! Der KONTAKT stand unmittelbar bevor! Das war noch nie der Fall gewesen! Die Kollektiv-Intelligenz des Waldes erhörte ihn!
Da tauchte er in ein schwarzes Universum ein…
Murthoom spürte es. Blitzartig wollte er reagieren, sich zurückziehen. Es gelang ihm jedoch nicht. Die dämonische Intelligenz des Seelenwaldes umklammerte ihn.
Die rauhen Stimmen der Dämonenpriester verstummten, wie von einem dichten Samtvorhang begraben.
Murthoom zwang sich, sein Entsetzen nicht zu deutlich werden zu lassen. Der Wald war mächtig… Viel mächtiger, als er es je vermutet hätte!
»Du hast also begriffen!« formulierte er seine Gedanken so präzise wie möglich.
Die Wald-Intelligenz bestätigte höhnisch. »Ja, das habe ich, Murthoom, großer Priester der Asmodina! Und ich bin dir dankbar! Dir – und deiner Herrin. Ich erkenne sie auch als die meine an!«
Irgend
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