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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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ließ diese Worte erst einmal auf sich einwirken. Gedankenverloren blickte er auf die Flamme der vor ihm auf dem Tisch stehenden schwarzen Kerze.
    Natürlich war ihm klar, was die Worte des Todesengels für ihn bedeuteten. Gewissermaßen waren sie als Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen. Asmodina erwartete von ihm, daß er das Projekt Seelenwald zum durchschlagenden Erfolg vorantrieb. Alles hing jetzt von ihm ab. Wenn er Erfolg hatte, dann wurde auch das Projekt in London wieder aufgenommen.
    Und wenn nicht…
    Er wischte diesen Zweifel beiseite. Er würde Erfolg haben!
    Murthooms Blick klärte sich wieder. Seine langgliedrigen, knochigen Finger wischten über die rauhe Platte des einfachen Holztisches.
    »Und dieser Sinclair…«, sagte er beinahe tonlos.
    Der Todesengel leckte sich über die schmalen Lippen. Ein eisiger Ausdruck verkantete das Gesicht der geflügelten Dämonin. Auf Murthoom wirkte es so noch anziehender.
    »Meine Herrin konnte ihre Pseudo-Existenz nicht lange genug aufrechterhalten, um definitiv festzustellen, was mit ihm geschehen war. Aber alles deutet darauf hin, daß er unter den Trümmern des Hauses begraben wurde.«
    »Das wäre ein gewaltiger Erfolg!«
    »Natürlich«, pflichtete die Dämonin bei. »Aber erst brauchen wir Gewißheit.«
    Sie erhob sich und schritt unruhig auf und ab. Murthooms Blick heftete sich auf den schlanken, geschmeidigen Körper. Die Lederkleidung betonte ihn genau an den richtigen Stellen. Obwohl Dämon, hatte Murthoom nie den Blick für die Vertreterinnen des anderen Geschlechts verloren. Und diese Vertreterin gefiel ihm ganz besonders.
    Sie schien seine bewundernden Blicke nicht zu spüren. Oder sie ließ sich nichts anmerken. Eiskalt und ungerührt blieb ihr Gesicht.
    »Nun, wir werden es feststellen«, sagte Murthoom lahm, nur, um überhaupt etwas zu sagen. Die Unterhaltung verlief nicht gerade so, wie er sich das wünschte. Gut, die Londoner Sekte war von Asmodina ausgelöscht worden, weil ihr dieser verfluchte John Sinclair auf die Spur gekommen war. Asmodina riskierte nichts. Der Seelenwald war viel zu wichtig, als daß man ein Risiko eingehen durfte.
    Der Todesengel wandte sich ihm wieder zu.
    »Du wirst Asmodina nicht enttäuschen, Murthoom«, sagte sie ganz ruhig.
    Aber es war keine Frage, sondern eine glasklare Drohung.
    »Du weißt, daß sich unsere Herrin auf mich verlassen kann.«
    »Beweise es! Sorge dafür, daß das Projekt zu einem Abschluß kommt.«
    Murthoom erhob sich nun ebenfalls. »Das werde ich. Nachher gebe ich meinen Leuten Anweisung.«
    Sie unterbrach ihn mit einer unwilligen Handbewegung. »Ich rate dir gut: Du solltest dich nicht zu sehr auf deinen Lorbeeren ausruhen. Der Wald ist hungrig. Das ist ein gutes Zeichen. Je schneller seine Eigeninitiative geweckt und in die richtigen Bahnen gelenkt ist, desto sicherer ist unser Sieg! Nur noch ein kleiner Schritt trennt uns von diesem Sieg!«
    »Das weiß ich!« versetzte Murthoom ärgerlich.
    »Ich führe lediglich Asmodinas Befehle aus. Sie trug mir auf, dir das alles noch einmal zu sagen.«
    Murthoom musterte die Dämonin. »Du kannst unserer Herrin ausrichten, daß der Wald bestens bedient wird!« erklärte er mit leichtem Spott in der Stimme. »Und jetzt wirst du mich entschuldigen müssen. Wie gesagt, ich werde meine Leute zusammenrufen und den schwarzmagischen Kreis bilden. Wir hatten für heute nacht ohnehin noch ein Beschwörungsritual angesetzt. Du siehst, daß wir keinesfalls tatenlos auf Erfolge warten! Bald wird der Wald so weit präpariert sein, daß er gar nicht mehr anders kann, als selbständig tätig zu werden.«
    »Das hört sich gut an.«
    »Sag es Asmodina.«
    Murthoom ließ den Todesengel stehen und verließ den Raum.
    Die Tür schmetterte er hinter sich ins Schloß.
    Er eilte den langen, finsteren Korridor entlang, und seine Gedanken überstürzten sich. Er ärgerte sich darüber, derart zurechtgewiesen worden zu sein. Verdammt, Asmodina wußte, daß er seine Arbeit sehr ernst nahm. Was war plötzlich in sie gefahren?
    Ob das mit diesem Zwischenfall in London zusammenhing? Sicher, dieser Sinclair war gefährlich, das stand fest. Zu oft hatte er das schon bewiesen. Und wenn er noch am Leben war, dann gab es zweifellos ein Nachspiel.
    Aber damit hatte er nichts zu tun. London war weit weg. Und das große Spiel lief hier ab. Unbemerkt und mit tödlicher Präzision…
    ***
    Die dämonischen Energien des Seelenwaldes vereinten sich!
    Ein unfaßbares Geist-Geschöpf

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