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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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Himmel fiel. Nebelschwaden tanzten über dem Boden, zerfaserte unter unseren Schritten. In der Ferne wurde ein Hupkonzert laut, dann war es wieder still.
    Unnatürlich still, denn es war erst knapp 23.00 Uhr. Normalerweise lebte da die Millionenstadt London noch einmal so richtig auf. Und Soho sowieso.
    Unsere Schritte hallten von den Hauswänden wider. Die Häuser wirkten dreckig, verwahrlost. Überall Verfall. Der Verputz saß nur an einigen wenigen Stellen noch dort, wohin er gehörte. Die Regenrinnen waren verrostet und löchrig wie ein Schweizer Käse. Abbruchreife Wohnsilos, wohin man blickte. Das hier war bereits die Welt hinter der Glitzerfassade. Sohos zweites und erbärmliches Gesicht. Die Welt zweiter Wahl. Die Realität hinter der Realität.
    Eine Welt, vor der leider viel zu viele Leute die Augen verschlossen.
    Sie kamen nach Soho, um sich zu vergnügen, abzuschalten. Meist als Touristen. Sie schienen den vordergründig als verrucht und interessant präsentierten Stadtteil Londons ganz großartig zu finden und überschwemmten die engen Straßen und Gassen regelrecht.
    Das wiederum ließ den Nepp aufblühen.
    Die guten Lokale verschwanden aus Soho. Eines der jüngsten Beispiele war Jonnies Restaurant. Das war früher anders geführt worden.
    »John!«
    In Glendas Stimme vibrierte ein seltsamer Ton. Angst. Unsicherheit.
    Ich sah hoch. Ein paar Yards voraus funktionierten die Straßenlaternen nicht mehr. Die Dunkelheit lastete dort wie eine Wattewand.
    Irgendwo dahinter mußte mein Silbergrauer stehen.
    »John, ich glaube, da vorne hat sich etwas bewegt«, hauchte Glenda.
    Sie täuschte sich nicht.
    Ich sah die wimmelnden, huschenden, blitzschnellen Bewegungen ebenfalls.
    Und dann überstürzten sich die Ereignisse!
    Wir wurden angegriffen!
    ***
    Sie schienen aus dem Nichts zu kommen!
    Überall vor und neben uns tauchten sie auf. Fünf oder sechs vermummte Gestalten. Sie ließen nichts anbrennen. Augenblicklich schlugen sie zu. Glenda wurde beiseite gerissen.
    Ich hatte keine Zeit, mich um sie zu kümmern. Ich riß meine Fäuste hoch, blockte die ersten beiden Schläge mit Mühe und Not ab. Die Wucht einer Dampfwalze steckte dahinter. Ich wurde zurückgeworfen und hatte Gelegenheit, mich über mich selbst zu ärgern. Ich hatte die Beretta in meinem Einsatz-Koffer im Bentley gelassen! Nur das silberne Kruzifix trug ich um den Hals. Aber das half mir im Moment herzlich wenig!
    Ein dunkler Körper schoß auf mich zu. Ich wich aus, schlug zu.
    Das brachte mir etwas Freiraum ein. Die nächste Gerade feuerte ich ab. Ich traf irgend etwas. Eine nachgiebige, schwammige Masse.
    Ekel schnürte mir die Kehle zu.
    Dann hatten sie mich. Einer kam von hinten. Ich fühlte mich hochgerissen. Die Welt überschlug sich plötzlich.
    Im nächsten Augenblick lag ich auf dem dreckigen, schmierigen Asphalt. Ein höllischer Schmerz raste durch meine Lungen.
    »Nehmt das Mädchen! Schnell!«
    »Die Priesterin wird sich freuen!«
    »Schnauze!«
    »Beeilt euch!«
    Glenda Perkins schrie gellend. Dann brach ihr Schrei abrupt ab, wie abgeschnitten.
    Das alles bekam ich mit. Ich rollte mich beiseite, entging einem gemeinen Fußtritt und stand wieder auf den Füßen. Ein fürchterlicher Hieb traf mich an der Schulter. Himmel, waren die Kerle denn überall? Sie schienen in der Dunkelheit sehen zu können. Rote Augen leuchteten diabolisch.
    Rote Augen?
    Das waren keine normalen Gegner! Keinen Straßenrowdys, die sich einen derben Scherz mit uns erlaubten, oder einfach ihre Aggressionen austoben wollten.
    Dennoch kämpften sie mit den Fäusten… Und – sie schienen mich nicht umbringen zu wollen.
    Das kapierte ich nicht. Und Zeit, länger darüber nachzudenken, hatte ich nicht.
    Der glühende Schmerz, der in meiner Schulter wühlte, machte mich langsamer, als mir lieb war.
    Wieder mußte ich einen Schlag einstecken. Ein ganzes Schmerzfeuerwerk explodierte in meinem Schädel. Plötzlich wogte ein düsterer Grauschleier vor meinen Augen. Ich bekam Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Wie ein Tanzbär schwankte ich.
    »Der hat genug!« zischte eine häßliche Stimme. Sie brannte sich in meine Erinnerung ein.
    »Glaube ich nicht. Der Kerl ist hart im Nehmen!«
    Wieder zuckte eine Pranke auf mich zu. Ich federte zur Seite, bekam sie am Handgelenk zu fassen. Purer Zufall! Aber ich packte zu, umschloß das schwammige, feuchtkalte Handgelenk und riß daran.
    Der Schwarzgekleidete schoß auf mich zu. Ich trümmerte ihm meine Rechte in die

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