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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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die Ruine eines Wohnhauses. Und in einem der oberen Stockwerke war für die Dauer eines Herzschlags ein flackerndes Licht zu sehen gewesen.
    Das wäre immer noch irgendwie zu erklären gewesen. Der Unterschlupf einiger Stadtstreicher oder Junkies. Oder ganz einfach das Quartier einiger streunender Jugendlicher. Nach wie vor zog die Metropole London eine Menge junger Leute an, die noch immer den Traum von den goldenen Zeiten der Blumenkinder träumten.
    Dabei war die große Zeit der Frieden propagierenden Hippies schon lange vorbei. Abgelöst von Punkern und Terror-Jüngern.
    Nicht zu erklären aber war der Rolls Royce, der auf dem Trümmergrundstück abgestellt war. Und zwar so, daß man ihn eigentlich nur bei genauem Hinsehen entdecken konnte.
    Eine hohe, rechts stufenweise abgetragene Backsteinmauer tarnte ihn recht gut.
    Ich sah nur einen Teil der wuchtigen Schnauze. Die schwarze Karosserie glänzte.
    In meinem Schädel rastete etwas ein. Also hatte der kleine Mann doch richtig gesehen. Trotz des Nebels in seinem Schädel. Beachtlich.
    Ich stellte den Bentley hin. Jetzt erst angelte ich mir meinen Spezialkoffer heran und öffnete ihn. Die Beretta und den silbernen Dolch nahm ich an mich.
    Zum Abendessen mit Glenda hatte ich die Waffen nicht mitgenommen. Wider besseres Wissen hatte ich das Schicksal mit meinem offen zur Schau getragenen Optimismus beeinflussen wollen.
    Das war in die Hose gegangen.
    Ich ärgerte mich.
    Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn ich die Beretta bei mir getragen hätte…
    Aber daran war jetzt nichts mehr zu drehen. Ich mußte zusehen, daß ich die verlorenen Punkte zurückgewann.
    Eine Sekunde später war ich unterwegs. Den Mantel ließ ich im Wagen zurück. Er hätte mich nur in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.
    Ich tauchte in die Dunkelheit ein und hetzte zu der Hausruine hinüber.
    Ich wagte nicht, daran zu denken, was mit Glenda geschehen würde, wenn sich das Ganze als ein Schlag ins Wasser herausstellte.
    Wenn dort drüben tatsächlich nur ein paar verrückte Jungens herumgeisterten.
    Wenn der Rolls zufällig hier stand.
    Wenn die Entführer und Glenda ganz woanders steckten.
    Meine Nerven waren wie Drahtseile angespannt und vibrierten.
    In meiner Magengrube breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus.
    Ich mußte höllisch aufpassen, wohin ich trat. Der Boden war uneben und mit großen und kleinen Schutthaufen übersät. Dazwischen lagen rostige Gitter, die man früher wohl als Absperrung aufgestellt hatte.
    Ich hütete mich, ein Geräusch zu verursachen. Manchmal war es trotzdem nicht zu vermeiden. Aber gleichsam hoffte ich, daß das monotone Geräusch des strömenden Regens jeden anderen Laut schluckte.
    Bis auf knapp fünf Yards kam ich an die Ruine heran. Sechs Stockwerke hoch ragte sie auf. Jetzt zog ich die Beretta. Ich dachte nicht daran, mich ein zweites Mal überraschen zu lassen.
    Vorsichtig, jede Deckung ausnutzend, pirschte ich näher.
    Meine Blicke hefteten sich förmlich auf den dunkel gähnenden Eingang in der Mauerfront. Rechts davon war die Fassade zertrümmert. Es sah aus, als sei das Haus von oben nach unten von einer Titanenfaust aufgerissen worden.
    Links von der Tür gab es keine derartigen Zerstörungen. Lediglich die Fensterscheiben waren zertrümmert und vereinzelt mit Brettern vernagelt worden.
    Ich fragte mich unwillkürlich, warum man die Abbrucharbeiten eingestellt hatte. Das Gebäude wirkte brüchig, porös, so, als würde es allein vom Dreck der vielen Jahre, die es auf dem Buckel hatte, zusammengehalten. Außerdem war es eine Gefahr für spielende Kinder.
    Irgendwo knarrte eine Tür in rostigen Scharnieren.
    Ich zuckte zusammen, preßte mich in den Schatten einer rostigen Betonmischmaschine.
    Unbarmherzig rauschte der Regen herunter. Ich war völlig durchnäßt. Aber nach den Prügeln, die ich bezogen hatte, tat das sogar irgendwie gut. Ich fror nicht einmal.
    Ich verzog mein Gesicht.
    Da sah ich die beiden Schemen!
    Sie kamen aus der Ruine. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, rannten sie los. Einer fluchte. Und die Stimme kannte ich. Unter Hunderten hätte ich sie erkannt.
    Na warte, dachte ich grimmig.
    Die beiden Vermummten rannten direkt auf mich zu…
    ***
    Sie kamen!
    Jane sah, wie sie sich aus den Schatten der Häuser schälten und loshetzten. Lautlos! Geschmeidig! Tödlich!
    »Sind Sie verrückt, Jane?« fauchte McCrady. »Auf was warten Sie denn?«
    Er riß sie mit sich.
    Jane schüttelte seine Hand ab. McCrady

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