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0128 - Der Seelenwald

0128 - Der Seelenwald

Titel: 0128 - Der Seelenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Eisele
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vervielfältigte sich. Kam plötzlich von überall her, gellte in ihren Ohren, überschlug sich, wurde zu einem schrillen, mißtönenden Kreischen.
    Jane zuckte wie elektrisiert zusammen.
    Es raschelte im Unterholz. Schritte. Schleifende Geräusche, als würden sich unzählige Riesenschlangen heranwinden. Das Kichern, Kreischen, Schreien und Heulen wurde lauter.
    Die Schatten ringsum wurden lebendig, führten plötzlich ein unheimliches Eigenleben.
    »Peter…«
    Jane sah die Klauenhände!
    Sie waren überall! Und sie wuchsen aus dem Boden, aus Baumstämmen, aus struppigem, dornigen Unterholz…
    Selbst der Nebel, der auch hier wie ein feines Nervengift über dem Boden schwebte, schien diese Hände zu bilden!
    Jane schrie!
    Dann waren die fürchterlichen Klauen heran! Eisern schlossen sie sich um ihre Füße, rissen sie zu Boden, schleiften sie zwei, drei Yards weit, erstickten jede ihrer Bewegungen, umklammerten ihre Kehle.
    Erbarmungslos drückten sie zu…
    ***
    Ich ließ die Vermummten herankommen.
    Eiskalt wartete ich ab. Drei Yards, zwei Yards. Dann noch einen.
    Sie hasteten heran. Offenbar fühlten sie sich völlig sicher. Kein Wunder bei dieser Umgebung. Hier mußten sie sich wohl fühlen.
    Jetzt!
    Ich sprang!
    Frontal krachte ich gegen den Vermummten. Überrascht grunzte er. Das war aber auch der einzige Kommentar, den ich ihn abgeben ließ. Eine Chance gab ich ihm nicht. Er fing sich einen genau gezielten Handkantenschlag ins Genick ein, der ihn herumriß und ins Reich der Träume beförderte.
    Wieder ein Beweis dafür, daß diese Burschen auch bloß mit Wasser kochten.
    Das waren keine Dämonen.
    Wenigstens keine reinblütigen.
    Der andere Kerl hatte mehr Glück. Seine Schrecksekunde war minimal. Mit einem wüsten Fluch steppte er zur Seite und brachte einen Yard Distanz zwischen uns. Die roten Augen glühten haßerfüllt auf, als er mich fixierte.
    »Keine Dummheiten, Freundchen!« zischte ich hart.
    Er entspannte sich, lachte. Ein Lachen, das beileibe nichts Gutes verhieß.
    »Wen willst du damit beeindrucken, Mann?«
    »Ich denke, für dich wird’s reichen!« gab ich zurück. Und ich war auf der Hut. Der Kerl konnte für jede Überraschung gut sein.
    »Nimm die Maske ab! Los!«
    Sein Lachen brach ab. Langsam hob er seine linke Hand und griff an die Kapuzenmaske, die seinen Schädel verhüllte. Hinter den Augenschlitzen loderten die roten Augen.
    »Ich warne dich«, flüsterte ich. »Die Beretta hier ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Die verdaust du nicht so einfach.«
    Er zuckte leicht, kaum merklich zusammen.
    »Du bist kein Amateur«, meinte er unvermittelt.
    »Habe ich das behauptet? – Die Maske! Runter damit!«
    Er zog sich den Stoff übers Gesicht.
    Wenigstens tat er so, als ob.
    Plötzlich warf er sich vorwärts. Aus dem Stand schnellte er sich ab. Und er war irrsinnig schnell! Ein heiserer Schrei kam über seine Lippen, als er mich rammte und zurückwarf.
    Wir gingen zu Boden.
    Aber dieses Mal war ich schneller. Schulmäßig rollte ich ab und zur Seite. Mit einem jähen Ruck stand ich wieder auf den Füßen.
    Der Maskierte war eine Zehntelsekunde langsamer.
    Er kam gerade hoch, da war ich bei ihm. Er bekam meine Gerade voll auf den Punkt. Die Beretta wollte ich nicht benutzen. Ich bin beileibe nicht schießwütig. Ein lebender Gegner war mir allemal wichtiger als ein toter.
    Wie gesagt, ich traf ihn voll auf den Punkt. Das hätte ihn eigentlich erledigen müssen.
    Er aber schien den Schlag nicht einmal zu spüren. Er sprang mich an.
    Ich bekam seine rechte Hand zu fassen und hebelte ihn von den Füßen. Er flog über mich hinweg. Wie eine überdimensionale Kanonenkugel sauste er durch die Luft.
    Und krachte gegen die Betonmischmaschine.
    Ein häßliches, knirschendes Geräusch.
    Mit ausgestreckten Armen blieb er liegen. Bewegungslos. Irrwitzig verkrampft.
    Ich hatte plötzlich einen pelzigen Geschmack im Mund. Langsam ging ich zu dem reglosen Körper, nachdem ich die Beretta, die ich vorhin hatte fallen lassen müssen, wieder aufgehoben hatte.
    Ich drehte ihn auf den Rücken und zerrte ihm die Kapuzenmaske vom Schädel.
    Das, was darunter zum Vorschein kam, war eine Höllenfratze!
    Ein nahezu skelettiertes Gesicht. Eine dünne, wächserne Haut spannte sich darüber. Die Augen quollen groß und rund aus tiefen Höhlen. Dünne, blutrote Adern überzogen das ganze Gesicht.
    Und über der Stirn…
    Ich schluckte erst einmal. Dort, wo bei einem Menschen der Haaransatz saß, klaffte bei ihm

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