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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fast. Getränke standen bereit. Während Nicole irgendwo im Haus unter der Dusche stand, um sich nach ihrem Chef und Geliebten auch zu erfrischen, schenkte er sich ein und trank.
    Kurz nur war das Stechen im Hinterkopf. Eigentlich hätte es ihn mißtrauisch werden lassen müssen, aber irgendwie achtete er nicht darauf. Dabei kannte er das Gefühl nur zu gut. Er hatte es schon öfters verspürt, wenn parapsychische Talente versuchten, in telepathischen Kontakt mit ihm zu kommen.
    Sekunden nur dauerte dieser Kontakt und riß dann wieder ab. Zamorra schüttelte leicht den Kopf und ließ sich auf das breite Bett sinken.
    Nicole kam durch die Zwischentür, in ein riesiges Badetuch gehüllt.
    »Das Badezimmer ist ja ein Traum«, schwärmte sie. »Das ist schon ein komplettes Schwimmbad!« Dabei ließ sie sich Zamorra gegenüber in einen Sessel fallen.
    Der Professor schmunzelte. »Wir können uns ja auf Dauer hier einquartieren. Vielleicht nimmt der Engländer in der Zwischenzeit mit Château de Montagne vorlieb!«
    »Um Himmels willen«, murmelte die hübsche Französin. »Er würde es mit Sicherheit als Touristenattraktion verwenden. Das Spuk-Schloß an der Loire, oder so.« Sie schlug ihre schlanken Beine übereinander und wippte mit den Füßen.
    Zamorra erhob sich jetzt, näherte sich Nicole und küßte sie auf die Stirn. »Ich schlage vor, daß wir unsere Gastgeberin nicht länger als nötig warten lassen. Geh rüber, und zieh dir was Schönes an, ja? Ich nehme an, daß schon ein fürstliches Abendessen unserer harrt.«
    Nicole erwiderte den Kuß, erhob sich und verschwand mit wehendem Frotteetuch in ihrem Zimmer. Zehn Minuten später trat sie wieder hervor, in ein silbrig schimmerndes Abendkleid gehüllt.
    »Apart«, murmelte Zamorra. »Wenn ich es nicht schon wäre, würde ich mich glatt in dich verlieben, mein Schatz.«
    Gemeinsam gingen sie die breite Treppe hinunter.
    Und auf der drittletzten Stufe spürte Zamorra den Gedankenkontakt zum zweitenmal. Diesmal bewußt, weil er langanhaltend und intensiv war.
    Der Professor fuhr instinktiv zusammen. Nicole bemerkte die Bewegung. »Was ist los?« fragte sie ahnungslos.
    Zamorra wandte den Kopf und sah seine Gefährtin an.
    »Ein Para«, sagte er.
    ***
    In dem Moment, in dem Mario den Namen Yanaa aussprach, zuckte Tonia in ihrem Bett zusammen und schrie auf.
    »Yanaa!« gellte ihr Schrei. »Yanaa!« Wieder und wieder stieß sie diesen Namen hervor und unterbrach ihr Schreien nur durch verzweifelt klingendes Schluchzen.
    »Sedativum injizieren, schnell!« kommandierte Bonagiorno. Drei Männer waren nötig, die wild um sich schlagende Patientin festzuhalten, deren Augen immer noch stumpf und leer waren. An den Rauchringen Gambiottis zeigte sie kein Interesse mehr, sondern schrie nur immer wieder den Namen der Hexe. Dann kam der vierte Arzt mit der Injektionspistole, setzte sie an die Halsschlagader der um sich Schlagenden und drückte den Kontakt.
    Die Kanüle stach blitzschnell in die Ader, und das Beruhigungsmittel wurde mit Hochdruck in die Blutbahn gepreßt. Es vergingen ein paar Minuten, bis Tonia schlagartig ruhiger wurde. Nur noch ein leises, verhaltenes Schluchzen kam aus ihrer Kehle.
    Mario Manciano war totenbleich geworden.
    »Sie war es«, murmelte er heiser. »Yanaa, die Nebelhexe! Sie ist erwacht, sie hat ihr die Seele genommen! Oh Tonia, meine kleine Tonia!« Mit einem wilden verzweifelten Schrei warf sich der junge Mann auf das Bett und begann, seine Frau zu liebkosen. Fassungslos sah Bonagiorno zu. »Das gibt’s nicht«, murmelte er.
    Dann packte er zu.
    Seine Fäuste wirkten wie Stahlklammern, ergriffen Mario an den Schultern und rissen ihn hoch, schleuderten ihn zurück. »Sind Sie verrückt geworden, Mann?« herrschte er ihn an.
    Manciano stieß ihn zurück. Der Chefarzt taumelte. Gambiotti stellte sich dazwischen.
    »Ruhig Blut«, warnte er.
    Marios Schultern sanken kraftlos herab. Hilflos wie ein kleiner Junge stand er plötzlich da, um sich nach einer halben Minute auf dem Absatz herumzudrehen und das Krankenzimmer zu verlassen.
    Gambiotti folgte ihm, holte ihn ein und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Scusi, Signore Manciano, aber ich verstehe nicht ganz, was in Sie gefahren ist…«
    Mario blieb stehen. Mühsam nur hob er den Kopf und sah den jungen Arzt an. Seine Augen flackerten.
    Gambiotti erwiderte den Blick. Er wirkte ruhig und überlegen. »Erzählen Sie es mir«, bat er. »Ich bin nicht der Ignorant, wie es Dottore Bonagiorno ist.

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