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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fürchterliches Ende fand. Doch das Amulett, das Leonardo zur Macht verhalf, benutzte Zamorra nur dazu, Gutes zu bewirken und die Mächte der Finsternis zu bekämpfen, wo immer er sie traf. Kosmische Kräfte konnten durch das Amulett entfesselt werden, und obwohl er es jetzt schon seit gut vier Jahren besaß, hatte er immer noch nicht restlos auszuloten vermocht, welche Fähigkeiten und Kräfte es tatsächlich besaß.
    Dabei sah es eigentlich ziemlich unscheinbar aus. Handtellergroß in Form einer Scheibe, befand sich im Zentrum ein Drudenfuß, umgeben von einem Ring mit den zwölf Tierkreiszeichen, die wiederum von einem Silberband mit geheimnisvollen Hieroglyphen eingefaßt waren. An diesen Schriftzeichen waren schon die bedeutendsten Experten gescheitert. Zamorra wußte nur, daß sie der Steuerung jener geheimnisvollen Kräfte dienten, über die das Amulett verfügte. Je nachdem, welche Hieroglyphen in welchem Zusammenhang in bestimmtem Rhythmus und bestimmten Kombinationen aktiviert wurden, begannen verschiedene Kräfte zu wirken.
    Dieses Amulett trug Zamorra normalerweise immer bei sich, wenn er das Schloß seiner Vorväter verließ, das ebenfalls von Leonardo de Montagne um die erste Jahrtausendwende erbaut worden war. In einem geradezu fantastischen Baustil, der sich nicht einordnen ließ, der einerseits wie Burg, andererseits wie Schloß wirkte und im übrigen den Eindruck machte, als habe ein Architekt des zwanzigsten Jahrhunderts sich an der Konstruktion beteiligt. Im Schloß selbst benötigte er die silberne Scheibe nicht, da ein Eindringen finsterer Mächte dank der verschiedenen starken Schutzvorrichtungen magischer Art nahezu unmöglich war. Es mußten schon mehrere unglaubliche Zufälle Zusammenkommen, um den Schwarzblütigen ein Eindringen zu ermöglichen. Daher lag das Amulett im Normalfall in einem besonders abgesicherten Wandsafe in Zamorras Arbeitszimmer. Nur wenn er den geschützten Bereich des Schlosses im schönen Loire-Tal verließ, pflegte er es anzulegen. Nicht grundlos, denn oft genug schon hatte sich diese Vorsichtsmaßnahme als letzter Rettungsanker erwiesen.
    Jetzt aber war er wieder unterwegs -und das Amulett lag noch im Safe!
    Betont verharmlosend zuckte Zamorra mit den Schultern. »Na und? Ich werde eben alt. Besser jedenfalls, als wenn ich das Scheckheft vergessen hätte, weil wir sonst bei Legrande nicht dieses reizende Abendkleid hätten kaufen können, und auf einen Vampir werden wir wohl nicht ausgerechnet jetzt und hier stoßen.«
    Nicole schürzte die Lippen. »Warum nicht? Transsylvanien liegt auf dem gleichen Breitengrad wie der Gardasee, und Legrande gibt Kredit. Außerdem, was hast du eigentlich gegen Vampire?«
    »Den Pflock«, murmelte Zamorra gedankenverloren. »Legrande gibt Kredit, soso. Wie oft hast du denn schon auf Kredit gekauft und mein Konto hinterher bevollmächtigt mit Auszahlungsanordnungen belastet?«
    Sie hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. »Du kennst mich doch«, flüsterte sie.
    Sie erhielten Gesellschaft.
    Vincenco Glianti, der Landarzt mit dem Rostbeulen-Kombi, schlenderte herbei. Über sein rundliches Gesicht zog sich ein freundliches, breites Grinsen von einem Ohr zum anderen. Nicole überlegte ernsthaft, ob es dem Arzt möglich wäre, eine Banane im Querformat in einem Stück zu vertilgen. Zudem schien April Hedgesons Bezeichnung »Rollmops« nicht unzutreffend zu sein. Der rundliche Dottore sah tatsächlich wie ein Rollmops aus.
    »Mio professore, mia donna bellissima«, quiekte er armschwenkend, »haben Sie sich schon gut eingelebt? Aber gehen wir doch hinein in den Freßsaal! Mich lechzt nach Atzung!«
    Nicole hob nur die Brauen. Zamorra grinste, klopfte dem Arzt auf die Schulter, was diesen zu einem keuchenden Hustenanfall bewog, und folgte ihm in den Speiseraum. In völliger Selbstverständlichkeit nahm Glianti rechtsseitig des Tafelkopfes Platz. »Sitzend zur Rechten des Herrn«, nuschelte er dabei.
    »Eingelebt - nun ja.« Zamorra ließ sich zwei Plätze weiter nieder, und Nicole landete demzufolge zwischen beiden. Das verhinderte die Kommunikation keineswegs. Wie nahezu alle Italiener sprach Glianti laut und schnell. Was Zamorra verwunderte, war, daß der Arzt das Französisch akzentfrei beherrschte.
    »Sie sind doch Parapsychologe«, begann Glianti übergangslos. »Ich hätte gern Ihre Meinung in einem ganz bestimmten Fall gehört. Sie entsinnen sich doch bestimmt der Unterhaltung, die ich bei Ihrer Ankunft mit dem Lord führte. Es ging um

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