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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sie sprechen von der Nebelhexe Yanaa?«
    Manciano nickte nur.
    »Ich kenne die Legende«, sagte Gambiotti leise. »Nur daß es morgens Nebel über dem Lago di Garda gibt, wußte ich nicht. Sie meinen also, daß diese Yanaa existiert und aus ihrem Jahrtausendschlaf erwacht ist?«
    Abermals nickte der Bootseigner.
    »Ja, Dottore, und weil diese Yanaa meiner Tonia die Seele genommen hat, weiß ich jetzt, daß ihr keiner mehr helfen kann. Sie ist tot, tot, tot…«
    Gambiotti widersprach.
    »Sie lebt doch noch, und wir werden es schon schaffen…«
    Mario schüttelte heftig den Kopf.
    »Sie haben mir gerade bewiesen, die Legende von Yanaa, der Nebelhexe, doch nicht zu kennen, sonst müßten Sie wissen, daß es für meine Tonia nie mehr ein Leben geben wird. Sie lebt und ist doch tot. Für immer und ewig.«
    Damit ließ er Gambiotti stehen und schlurfte davon wie ein alter Mann. Sprachlos sah der junge Arzt Manciano nach.
    Ja, Mario Manciano war ein alter Mann geworden! Von einem Moment zum anderen hatte die Erkenntnis, seine geliebte Frau verloren zu haben, ihn zum uralten Greis gemacht, der am Ende seines Weges angelangt war!
    Yanaa, die Nebelhexe, hatte zwei Opfer geholt.
    »Und wir schaffen’s doch«, murmelte der junge Arzt verbissen. »Por dios, wir müssen es schaffen! Diese verdammte Strega darf doch keine zwei Menschen auf ihr fehlendes Gewissen laden!«
    Die schlurfenden Schritte Mancianos verhallten auf dem Korridor.
    ***
    Der Speiseraum war noch leer und Professor Zamorra dachte nicht daran, ihn als erster zu betreten. Er blieb in dem fast fünf Meter breiten Korridor stehen, der schon eher wie eine Empfangshalle wirkte und auch entsprechend ausgestattet war.
    »Ein Para«, wiederholte Nicole seine Bemerkung von der Treppe. »Also ein parapsychisch begabter Mensch.«
    »Vielleicht«, schränkte Zamorra ein. »Vielleicht ein Mensch, vielleicht auch etwas anderes. Ich spürte jedenfalls einen telepathischen Kontakt. Ganz schwach nur. Der Para wollte vermeiden, daß ich etwas bemerke. Dabei hat er mich aber wohl unterschätzt.«
    Nicole lächelte. »Du Meister des Übersinnlichen.«
    »Richtig«, nickte Zamorra. »Ohne Eigenlob - ich glaube, mich durchaus Meister auf diesem Gebiet nennen zu dürfen, wenn ich mich auch nicht mit Zauberern vom Range eines Merlin messen kann. Aber da ich bis jetzt mit jedem Dämon und jeder anderen Kreatur fertig geworden bin, glaube ich doch, daß meine Fähigkeiten für den Hausgebrauch reichen.«
    »Dank des Amulettes«, schränkte Nicole wissend ein.
    Zamorras Hand kroch in einer Reflexbewegung an seiner Brust hoch, tastete dorthin, wo unter dem Hemd das Amulett an einem Silberkettchen hing - normalerweise hing. Diesmal tastete er ins Leere. Da war nichts. Nicole glaubte sekundenlang, anstelle seiner Hand eine Spinne dort zu sehen, deren Beine wirr nach etwas griffen, das nicht vorhanden war. Dann fiel seine Hand wieder herab.
    »Es liegt im Safe«, sagte er flach.
    Nicoles Augen weiteten sich. »Du hast es nicht mitgenommen?« fragte sie in ungläubigem Staunen.
    Der Parapsychologe schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe es wohl vergessen. Ich dachte nur immer an diesen Engländer und daran, daß er mich die Treppe…«
    Er fing sich einen Rippenstoß seiner Gefährtin ein. Nicoles Augen funkelten. Die goldenen Tupfer hatten sich vergrößert.
    »Vergessen«, flüsterte Nicole. Das konnte es doch einfach nicht geben! Es war das erste Mal seit langer Zeit, daß Zamorra Château de Montagne verließ, ohne das Amulett des Leonardo de Montagne mitzunehmen, das ihm schon so oft wertvolle Dienste geleistet und nicht selten das Leben gerettet hatte! Nicole dachte an die Abenteuer in der Dimension der Chibb, an die gefährlichen, rätselhaften Meeghs oder an das noch nicht allzu lange zurückliegende Abenteuer im alten Jerusalem zur Zeit des ersten Kreuzzuges. Anläßlich dieser in ihren Hintergründen immer noch nicht restlos aufgeklärten Aktion war Zamorra Zeuge der Entstehung des Amulettes geworden. Merlin, der geheimnisvolle Zauberer vom Artushof, hatte die Kraft einer entarteten Sonne verstofflicht und zu dem Amulett geformt. Merlin, der auch ein Rätsel für sich war, ein ganzes Paket von Rätseln sogar. Manchmal zweifelte Zamorra daran, daß dieser Zauberer ein Mensch der Erde war… [1]
    Letztendlich hatte der Professor das Amulett als Erbe eines seiner Vorfahren erhalten, des Magiers Leonardo de Montagne, der sich der Schwarzen Kunst verschrieben hatte und ein

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