013 - Draculas Liebesbiss
hatte
alles dabei, um eine Untersuchung seines geheimnisvollen, nie erforschten
Blutes vorzunehmen. – Aber nun – alles vorbei! Das Feuer vernichtet alles. Es
griff in den Innenraum über, ehe mir recht bewußt wurde, was eigentlich
geschah. Ein Blitz zuckte aus dem Armaturenbrett – und dann prasselten auch
schon die Flammen. Draculas Umhang fing sofort Feuer. Ich konnte mich aus dem
Wagen werfen, die Tür an meiner Seite war zum Glück bei dem Aufprall
aufgesprungen.«
»Sie haben ein gefährliches Spiel
gespielt, Doktor«, sagte Larry Brent anerkennend.
»Es war das einzige, was ich tun
konnte. Mir war in diesem Augenblick mein eigenes Leben egal. Ich wußte, daß
ich es in der Hand hatte, weiteres Blutvergießen – und das im wahrsten Sinne
des Wortes – zu verhindern.«
Dr. Aston konnte aus eigener
Kraft die Pilotenkanzel des Helikopters betreten. Er schwankte noch ein wenig
und fühlte sich schwach auf den Beinen. Außer Prellungen, ein paar blauen
Flecken und Schnittwunden im Gesicht jedoch schien er nichts abbekommen zu
haben.
»Schmerzen in der Brust«, preßte
er hervor. »Vielleicht ist doch eine Rippe angeknackt.«
Larry warf einen Blick auf das
hellflackernde Fahrzeug. Hier kam jede Hilfe zu spät. Im Innern verbrannte
Dracula, der König der Vampire, und das Geheimnis seines Lebens, seiner
Herkunft und seines Todes nahm er mit ins Jenseits.
Mit irrlichternden Blicken
beobachtete Dr. Aston das ausbrennende Wrack. Funken sprühten. Larry entging
der Blick Astons, sonst wäre ihm aufgefallen, daß mehr als Erleichterung,
Schmerz und Benommenheit sich darin spiegelten. Ein Ausdruck des Triumphes war
unverkennbar.
●
Noch in der gleichen Nacht wurden
Tack und Dr. Aston ins Krankenhaus eingeliefert. Beide durften nach ambulanter
Behandlung wieder gehen.
Larry Brent unterzog sich
ebenfalls einer Untersuchung. Die Kopfverletzung ließ keinen Schluß darauf zu,
daß die hypnotische Barriere deshalb ausgeschaltet war. Doch es kam dem
PSA-Agenten lediglich darauf an, zu wissen, ob ein ernsthafter Schaden vorlag.
Dies wurde verneint. Larry nahm das mit Erleichterung entgegen. Weitere Details
würden sich in New York feststellen lassen. Er würde dort einen Spezialisten
innerhalb der PSA zu Rate ziehen.
Am Morgen des nächsten Tages
bereitete er seine Rückreise vor, nachdem er einen ausführlichen Bericht an die
Zentrale in New York abgestrahlt hatte. Er hatte mit eigenen Augen den Körper
Draculas in dem Hillman verbrennen sehen. Reste des verkohlten Leichnams waren
von Scotland Yard sichergestellt und beschlagnahmt worden.
In einem Jumbo-Jet flog X-RAY-3
gegen elf Uhr von London ab.
Nach einer Flugdauer von einer
guten Stunde entschloß sich der Agent, die Bar im ersten Stock des Riesenvogels
aufzusuchen. In den dickgepolsterten Sesseln saß ein Mann, den er kannte.
»Dr. Aston!« Larry ging erfreut
auf den Wissenschaftler zu. »Ich habe gar nicht gewußt, daß Sie sich auch für
diesen Flug entschieden haben.«
»Es ging ganz schnell. Ich wollte
eigentlich noch zwei, drei Tage warten, bis der Befund der
Knochenuntersuchungen und der verkohlten Hautpartien vorliegt. Aber ich glaube,
es ist Zeitverschwendung. Interessiert hätte mich das Blut des Vampirs – aber
das ist ja Wohl in der Hitze des Brandes verdampft.« Er lachte leise wie über
einen guten Witz, der ihm ausnahmsweise gelungen war.
Bei einem Glas Whisky plauderten
die beiden Männer angeregt, während sie der Jumbo immer weiter vom Ort der
Schrecken wegtrug.
Die schwarze Arzttasche lag neben
dem Sessel Dr. Astons. Er ließ sie nicht aus den Augen.
Einmal streifte auch Larrys Blick
die Arzttasche. »Sie haben sie immer bei sich?« fragte er beiläufig.
»Ja, ja, natürlich«, beeilte sich
Aston zu versichern. »Die Instrumente, die Medikamente – es wäre nicht gut,
wenn diese Dinge in falsche Hände gerieten.« Das leuchtete ein.
Aber in der Tasche befand sich
mehr als Aston angegeben hatte. Draculas Mantel und eine Spritze, gefüllt mit
dem rätselhaften Blut des Königs der Vampire, lagen darin verborgen.
X-RAY-3 alias Larry Brent konnte
nicht ahnen – nicht in dieser Stunde –, daß ein furchtbares Erbe den Sprung
über den großen Teich machte.
ENDE von Teil 1
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